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Thor

Thor

COMICVERFILMUNG: USA, 2010
Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins, Stellan Skarsgård, Kat Dennings

STORY:

Thor (Chris Hemsworth) ist der Sohn Odins (Anthony Hopkins) und soll in Kürze den Thron besteigen. Weil er aber so ein arroganter, selbstgefälliger Schmock ist, wird er auf die Erde verbannt, wo er Natalie Portman trifft. Es gäbe schlimmere Schicksale, wäre da nicht sein Bruder Loki, der seine Chance gekommen sieht, König zu werden und dafür ganz schön weit geht ...

KRITIK:

Ich muss ja ganz stolz verkünden, dass ich inzwischen so weit bin, nicht mehr jede Woche wissen zu müssen wie der neueste Burger bei McDonalds schmeckt. Über ein Vierteljahrhundert musste ich reifen damit die primitiven Regionen meines Gehirns auf diesen Reiz nicht mehr reagieren würden.

Bei Blockbustern ist jedoch leider alles wie gehabt. Mir läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen wenn ich an die Speisekarte diesen Sommer denken muss: Der neue Transformers, das Finale von Harry Potter, The Green Latern, Cowboys und Aliens, Super 8 und X-Men-Fünftausend (ja, aber da führt Matthew Vaughn Regie und es spielen Michael Fassbender und James McAvoy mit) ...

Bei Captain America werde ich mich glaub ich beherrschen können, so als Möchtegernintellektueller muss soviel Ablehnung gegenüber auf Zelluloid gebannten amerikanischen Patriotismus schon drin sein. Jedenfalls werde ich natürlich genau wegen diesen genannten Kinotermine wie immer die wirklich interessanten Filme und das österreichische Kino versäumen. Aber was soll's, dafür gibt es ja die gute alte DVD - und unseren alten Herausgeber (Anmerkung eben dessen ;-)

Thor also, von Marvel aus der altgermanischen Mythologie geklaut. Endlich! Sonst gibt es eh immer nur Griechen zu sehen. Und sie haben doch tatsächlich Kenneth "Shakespeare" Branagh Regie führen lassen. Und das sieht man auch! Offenbar haben Regisseure ja doch Einfluss auf 150 Millionen Dollar Filme. Thor macht (zunächst) nämlich erstaunlich viel Spaß, verzichtet auf jegliche Primitivität, räumt den Charakteren gebührend viel Platz ein (den die erlesenen Darsteller auch zu nutzen verstehen, wobei man über den wie immer großartigen Anthony Hopkins nichts weiter zu sagen braucht, wohl aber zu den beiden Jungstars, die das Maximale aus ihren Rollen herauszuholen wissen) und schafft es (ceteris paribus) eine logische und konsequente Geschichte über einen quasi göttlichen Bruderzwist zu erzählen.

Dann kommt aber leider das letzte Drittel. Und das ist irgendwie schwach. Unmotiviert. Zahnlos. Läppisch. Das haut nicht hin. Branagh ist kein begnadeter Actionregisseur, aber hier geht ihm dann auch noch der erzählerische Atem aus. Die Reifung des Helden ist ein bisschen gar zu simpel, der Roboterangriff auf die Erdenstadt langweilig und unspektakulär, Lokis Plan König zu werden dumm und unlogisch.

Wenn der Film fünf Ebenen hat, kollabiert er auf mindestens vier davon in seinem finalen Akt. Das ist doch ein wenig zu viel. Die Geschichte ist letztlich zu glatt und beliebig, zu sauber, zu ... altmodisch und einfach. Da hätte ein wenig mehr postmoderne Abgebrühtheit und Kompliziertheit sicher nicht geschadet.

So bleibt Thor einfach zu harm- und zahnlos um jemanden vom Hocker zu hauen, wobei es sich im Großen und Ganzen dennoch ausgeht. Thor kann man sich ansehen.

Aber eine Frage hätte ich da trotzdem noch: Wenn diese Götter im Endeffekt genau so sind wie wir Menschen, und ich meine jetzt nicht ihre "Zauberkräfte", sondern ihre Moral und ihre Emotionen, wieso ist Asgard dann seit Ewigkeiten so ein Paradies? Oder bin ich Sterblicher doch zu gering um das zu kapieren?

PS.: Am Schluss sitzenbleiben, es gibt die obligate Szene im Nachspann, die auf den Avengers-Film vorbereitet.

Thor Bild 1
Thor Bild 2
Thor Bild 3
Thor Bild 4
Thor Bild 5
Thor Bild 6
FAZIT:

Das Comicepos 'Thor' von Edelregisseur Kenneth Branagh ist eine sympathische Annäherung an den Stoff, der durch Selbstironie, konsequentes Erzählen und durch sowohl fein besetzte als auch genügend ausgearbeitete Charaktere zu punkten versteht. Leider verwandeln sich die Stärken des Films im Schlussdrittel in dessen Schwächen, alles wirkt dann ein bisschen gar zu harmlos und altmodisch und mit der Logik hapert es dann auch noch. Trotzdem, Thor ist im Endeffekt ein moralisch integerer, vergnüglicher, herrlich naiver und somit netter Film geworden. Und das ist positiv gemeint.

WERTUNG: 7 von 10 Avengers
TEXT © Ralph Zlabinger
Dein Kommentar >>
Lena | 01.05.2011 15:03
Sehr unterhaltsamer Review! :-)
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Chris | 30.04.2011 09:51
Asgard - also das nach der Edda und der germanischen Mythologie
und nicht das nach den Comics - ist eigentlich nicht wirklich ein
Paradies gewesen. Sondern war durch die negativen menschlichen
Züge der Götter wie Neid, Missgunst und Zorn immer von Intrigen
untereinander geprägt (und da war nicht nur Loki, sondern auch
Odin gut dabei). Und da die Asen dies teilweise auch nach außen
transportieren, etwa zu den Wanen, der zweiten germanischen
Götterfamilie, gab es auch da dann und wann schon einmal ein
Krieg. Ganz zu Schweigen vom allerletzten nach dem Fimbulwinter;
wenn Loki die Riesen und Monster gegen die Götter führt. Bei der
Götterdämmerung (auch Ragnarök genannt) wird Asgard völlig
zerstört und so ziemlich alle Götter (von Odin bis Thor) werden
diesen letzten apokalyptischen Kampf nicht überleben. Erst danach
(und da scheint wohl dann die Christanisierung der heidnischen
germanischen Länder durch) wird aus der Asche und Trümmern der
alten Göttern und ihren Reichen, das wahre friedliche Paradies
entstehen.
tomtom | 30.04.2011 10:15
das ist der stoff aus dem (pathetische) actionepen für die leinwand gewebt sind ;)
Ralph | 30.04.2011 13:03
Sehr interessant, danke schön.
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