DRAMA/HORROR: AUS, 2025
Regie: Michael Shanks
Darsteller: Alison Brie, Dave Franco, Damon Herriman
Nach zehn Jahren hat die Beziehung zwischen Millie (Alison Brie) und Tim (Dave Franco) sichtbare Rostschäden angesetzt: Sie ist die Vernünftige, die das Geld heimbringt. Er ist der orientierungslose Slacker (gibt?s den Begriff eigentlich noch?), der mit Mitte Dreißig immer noch dem Traum vom (Indie-)Rockstartum nachjagt. Ein Umzug in ein altes Landhaus soll die kriselnde Beziehung kitten. Dort passiert etwas Mysteriöses, das das Paar einander wieder näher kommen lässt - im Wortsinne.
Es gibt sie ja immer noch - die Filme, die einen überraschen können. TOGETHER - das Langfilm-Debut des australischen Regisseurs Michael Shanks ist so ein Fall. TOGETHER gehört zur Klasse der Filme, die umso besser funktionieren, je weniger man vorab über sie weiß. Ich wusste vorab überhaupt nichts, abgesehen vom Filmplakat und einer dringenden Empfehlung des Filmaktivisten Sebastian Selig, die aber verdächtig kurz ausgefallen ist. Auch er wollte anscheinend nicht allzu viele Infos preisgeben.
Aber keine Angst, ihr könnt gerne weiterlesen. Hier wird definitiv nichts gespoilert. Und eigentlich gibt es auch gar nicht besonders viel zu spoilern. Die Pointe ist nämlich: TOGETHER ist eben keiner dieser Filme, die einen irren Twist nach dem anderen hinlegen und einem im Minutentakt den Boden unter den Füßen wegziehen. Im Gegenteil, die Erzählweise ist linear und recht konventionell, old-school quasi, aber auf eine gute Art.
Und doch ist er voll mit ausgesprochen einprägsamen WTF-Momenten. Der Film beginnt als Beziehungsdrama, stilistisch deutlich im Indie-Bereich angesiedelt. Die Sprache ist direkter, die Emotionen wirken echter als im sogenannten Mainstream, was sicher auch damit zu tun hat, dass Alison Brie und Dave Franco auch im echten Leben verbandelt sind. Der Film ist unterschwellig sehr erotisch aufgeladen, obwohl - das ist auch so eine Pointe - bei diesem Pärchen im Bett schon seit Monaten Trockenzeit herrscht.
Den ausnehmend hübschen Bildern merkt man die Herkunft aus Australien irgendwie an. Keine Ahnung, woran das genau liegt, vielleicht ist es das Licht, die Landschaften, die ungewöhnliche Vegetation, die Filme from down under visuell immer irgendwie anders aussehen lassen.
Inhaltlich und formal zerfällt TOGETHER in zwei Teile: Beziehungsdrama mit schleichendem Unbehagen in der ersten Hälfte, weirder Body-Horror in der zweiten. Anleihen bei John Carpenter und (mehr noch) David Cronenberg wird der Regisseur bestimmt nicht als Beleidigung auffassen. Dabei gibt er sich aber wesentlich zugänglicher und, wenn man so will, unterhaltsamer als sein offensichtliches kanadisches Vorbild. Und die Schlusspointe ist überhaupt Gold wert.
Beziehungsdrama meets Body-Horror: Ausgesprochen origineller, hübsch anzusehender und unterhaltsamer Indie-Horror-Film aus Australien. Wem stilistisch vergleichbare Filme PROMISING YOUNG WOMAN oder STRANGE DARLING getaugt haben, sollte unbedingt einen Kinobesuch einplanen.