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Top Job - Diamantenraub in Rio

Top Job - Diamantenraub in Rio

OT: Ad ogni costi
THRILLER: I/D/E, 1967
Regie: Giuliani Montaldo
Darsteller: Janet Leigh, Edward G. Robinson, Klaus Kinski, Adolfo Celi, Robert Hoffmann

STORY:

Edward G Robinson, ein einfacher Lehrer in Rio, schaut einmal im Jahr von seinem Arbeitszimmer auf einen Diamantentransport. Kurz vor seiner Pensionierung fällt diese Übergabe aber auf die Karnevalstage. Und da sein Pensionsanspruch durchaus verbesserungswürdig ist und die Karnevalstage einen Verbleib im Safe erzwingen, ersinnt er einen Plan, sich die Diamanten anzueignen. Dazu engagiert er in ganz Europa Spezialisten, darunter auch einen Herzensbrecher - denn der Hauptschlüssel ist in den Händen einer Frau...

KRITIK:

Es gibt Filme, mit denen man groß wird. Die einen seit der Kindheit gefangen nehmen und immer irgendwie dazu gehörten. TOP JOB ist einer von diesen Filmen. Dabei ist TOP JOB im Prinzip ein ebensolches Produkt vom Reißbrett wie der ausgetüftelte Diebstahl, von dem er erzählt. Eine europäische Co-Produktion, die ein paar - zumindest im Heimatland - zugkräftige Schauspieler vereint, ergänzt um zwei gerade arbeitslose US-Darsteller, deren Namen sich auf dem Kinoplakat immer noch gut machen, auch wenn ihre große Zeit vorbei ist, garniert mit hübschen Damen, exklusiven Locations und einer Story, die nichts anderes ist als ein aufgemotztes RIFIFI-Remake. Ganz simples Formelkino der 60er Jahre, das es wie Sand an der Copacabana gibt.

Aber hier springt der Funke von Anfang an rüber: TOP JOB ist ein optischer Leckerbissen - Rio strahlt im schönsten 60er-Jahre-Glanz, schicke Ami-Schlitten und süße Badenixen geben sich die Hand, während Ennio Morricones toller Lalala-Soundtrack für die richtige Lounge-Stimmung sorgt. Das alleine würde schon reichen, um mich heute bei Laune zu halten, erklärt aber nicht die langjährige Faszination. Damals, in jungen Jahren, war ich nämlich viel mehr von der Geschichte als solches und selbstredend von dem eigentlichen Einbruch gebannt.

Was heute zum Standardprogramm eines raffinierten, präzisen Coups gehört, war damals tatsächlich Neuland. Während es RIFIFI es bei einem simplen, wenn auch minutiös geplanten Bruch belässt, müssen sich hier die Gangster durch Tunnel, Panzertüren und über ganze Straßenseiten ihren Weg zum Objekt der Begierde bahnen, und vor allem kommt hier zum ersten Mal die scheinbar unüberwindliche Lichtschranke zum Zug. Wenn man genau hinsieht, handelt es sich dabei um nichts anderes als Seile, die mit Schwarzlicht angestrahlt sind. Die Wirkung ist dennoch ebenso verblüffend wie überzeugend. Auch müssen unsere Gentlemen-Einbrecher extrem leise sein, und durch die minutenlange absolute Still überträgt sich die Spannung direkt von den Protagonisten auf den Zuschauer.

Der technische Aufwand und die kleinen Banalitäten, die immer wieder den großen Plan gefährden und improvisierte Lösungen fordern, lassen eine selten geglückte Balance erkennen, die in dieser Perfektion meiner Meinung nach im Heistfilm einzigartig ist. Andere Filme des Genres sind entweder technisch überkandidelt, oder sie vertrauen den Gesetzen des Genres nicht genug und verlieren sich auf irgendwelchen Nebenschauplätzen. Ausgerechnet dieser Aufguss schafft es, alle Schwierigkeiten zu überwinden und den Zuschauer über zwei Stunden bei der Stange zu halten.

Top Job - Diamantenraub in Rio Bild 1
Top Job - Diamantenraub in Rio Bild 2
Top Job - Diamantenraub in Rio Bild 3
Top Job - Diamantenraub in Rio Bild 4
Top Job - Diamantenraub in Rio Bild 5
FAZIT:

Rififi in Rio. Schöner Stehlen bei Morricones Sambamusik, den Postkartenmotiven brasilianischer Strände und einem schlauen Professor, der anscheinend alle Fäden in den Händen hält. Schön, dass es TOP JOB nun auf DVD gibt, in der Fassung, die dem deutschen Zuschauer nicht wie bislang ein anderes Ende vorgaukelt.

WERTUNG: 9 von 10 Infrarotbrillen
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
urs kram | 04.09.2023 19:28
... schicke Ami-Schlitten und süße Badenixen geben sich die Hand ... (DANK DER DEUTSCHEN FILMKRITIK)
>> antworten
sidleman | 31.10.2021 02:19
Ich kann mich der Rezension nur anschließen - manchmal legen gewöhnliche Hennen eben doch goldene Eier.
Auch für mich war damals bei der ersten Sichtung die Lichtschrankenszene der innovative Moment schlechthin (und ich kannte und schätzte "Rififi" ebenfalls vorher). Abgesehen davon macht der Film tatsächlich genregemäß einfach alles richtig, um auch heute als stilbildender Heist-Klassiker schlechthin gelten zu dürfen.
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