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Tote brauchen keine Dollars

Tote brauchen keine Dollars

OT: Take a Hard Ride
WESTERN: USA/ITALIEN, 1975
Regie: Antonio Margheriti
Darsteller: Jim Brown, Fred Williamson, Lee van Cleef, Catherine Spaak

STORY:

Ein schwarzer Vorarbeiter soll die Ersparnisse seines verstorbenen Chefs über die Grenze nach Mexiko bringen und dort eine gerechtere Welt aufbauen. Doch auf dem Weg durch die Wüste spricht sich die lohnende Beute bald rum und die Bleikugeln fliegen íhm um die Ohren. Allerdings findet er auch Verbündete, einen weiteren Schwarzen, einen Halbindianer und eine verwitwete Hure…

KRITIK:

Auf der verzweifelten Suche, die Goldgrube Italo-Western irgendwie noch am Leben zu erhalten, landeten findige Produzenten irgendwann beim Blaxploitation. Nun gehört dazu schon ein bisschen mehr, als schwarzen Footballspielern einen Cowboyhut aufzusetzen und eine Schnitzeljagd durch die Wüste zu veranstalten, aber anscheinend waren die Geldgeber von dem Konzept derart überzeugt, dass sie den Rest einfach dem Zufall überließen.

Der Handlungsrahmen ist dabei ausgesprochen simpel. Immer dann, wenn eine der Bösewichter in den Sand beißt, kommt der nächste aus dem Nichts. Die Gerüchteküche brodelt in der Wüste wohl arg hoch, und wieviele Zufälle muss es geben, dass man sich in der Einöde auch noch regelmäßig über die Füße läuft?! Sei’s drum, irgendwann gewöhnt man sich an das Heute-ich-morgen-du und harrt der Dinge, die da kommen, zumal da neben der Dumm-und-Dümmer-Fraktion auch ein paar echt Angst machende Figuren mitmischen.

Etwa der Quacksalber und sein Sohn. Ja, prüde Gottesfürchtigkeit und Waffenfetischismus können eine unheilvolle Allianz bilden, das wissen wir seit dem selbstauserkorenen Dabbelju zu Genüge. Halleluja! Und wenn dann das Maschinengewehr zu ekstatischen, entrückten Blicken röhrt, können wir uns denken, wie nass und fleckig die Unterhose danach ausgesehen haben muss. Unartiger Junge, du! Lee van Cleef sieht dagegen im wahrsten Sinne des Wortes alt aus, ein Relikt aus der goldenen Zeit des Italo-Western.

"Einen vor den Latz geknallt", wie der Film in seinem ersten Leben hieß, hat man auf jeden Fall den Verantwortlichen für die deutsche Synchronfassung. Was im Original ein schweißtreibender, still ausgetragener Faustkampf ist, wird in der deutschen Fassung zu einem fünfminütigen Blödeldialog aus der Rainer Brandts schöner bunter Welt des Schnodderdeutsch, ich zitiere mal wahllos "Ohne Fleiß kein Reis" und zack auf die Rübe! Humor ist halt nicht immer zartfühlend und differenzierend.

Wird aber noch getoppt von dem langen Fußmarsch durch die Wüste. Während unsere beiden Helden eigentlich darüber philosophieren, welchen Sinn ein Menschenopfer hat und sich über Ziele und Daseinsberechtigung im Leben unterhalten, erzählen sie sich in der deutschen Fassung Witze: "Kommt ein Fisch zum Friseur".

So richtig weiß der Film jedoch auch im Original nicht, in welche Richtung es denn gehen soll, Prügelkomik und satte Action oder ernsthaftes Rache-Drama? Jeder der Charaktere etwa hat ein düsteres Geheimnis, das unheimlich wichtig für sein Handeln sein muss, von dem man aber gerade so viel erfährt, dass man eben doch nichts versteht. Da war wohl nicht Zeit für mehr, vielleicht weil auch Antonio Margheriti sonst durchaus Wert auf Tempo legt.

Tote brauchen keine Dollars Bild 1
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FAZIT:

In der Wüste zwischen den Staaten und Mexiko steppt der Bär. Schön fotografiertes und auf Teneriffa und Gran Canaria gedrehtes Euro-Western-Spektakel mit - je nach Gusto - grenzschwachsinniger oder genialer Synchro.

WERTUNG: 5 von 10 fliegenden Pferdekutschen
TEXT © Marcel
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