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Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn

Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn

OT: The Music Lovers
BIOGRAPHIE/DRAMA: GB, 1970
Regie: Ken Russell
Darsteller: Richard Chamberlain, Glenda Jackson, Izabella Telezynska, Christopher Gable

STORY:

Das Leben, die Ehe und der frühe Tod des russischen Komponisten Peter Tschaikowsky, sehr frei nach Ken Russell. Oder, wie der Regisseur selbst über seinen Film sagte: "It's the story of the marriage between a homosexual and a nymphomaniac."

KRITIK:

... und so etwas kann natürlich nicht gut gehen. Wer von einem Bilderstürmer wie Ken Russell, der seine Filme seit jeher im Stil eines Mad Scientists inszenierte, eine authentische und werkgetreue Künstlerbiographie erwartet, sollte lieber woanders weitersuchen.

Sein sehr freies Tschaikowsky-Biopic, wenn man es denn so nennen möchte, hat die Kritiker eher heftig vor den Kopf gestoßen. Die damals im elterlichen Haushalt aufliegende Kärntner Kirchenzeitung sprach - und an diese Formulierung kann ich mich wörtlich erinnern - von einem "üblen Sex- und Horrorschocker", was meine kindliche Phantasie reichlich beflügelte.

Sehen durfte ich den Film damals selbstverständlich nicht. Und das Lexikon des internationalen Films schrieb, die Inszenierung sei ein "mit so manchen Geschmacklosigkeiten" angereicherter "bombastischer Bilderschwulst", der sich weitgehend auf die "Darstellung von Tschaikowskis Homosexualität und seiner aus diesem Grund scheiternden Ehe" beschränke.

Im Groben stimmt das ja auch ;-) Wer den rauschhaften, wild delirierenden, bisweilen hysterischen Stil des britischen Regie-Exzentriker zu schätzen weiß, bekommt jedenfalls einiges an Eye-Candy geboten: Beeindruckende Schauplätze, schwindelerregende Kamerafahrten, verschwenderischen Ausstattungs-Pomp an der Grenze zur Größenwahn, filmische Maßlosigkeit in sattestem Technicolor.

Ken Russell, der in der Welt der Oper genauso zuhause war wie in der Welt des Films, entfacht einen Bildersturm, den ich zu gerne auf der großen Leinwand gesehen hätte. Okay, ich geb's zu, Oper und klassische Musik generell ist nicht wirklich meins, aber opernhaft inszenierte Filme liebe ich.

Gewisse Bedenken hegte ich gegenüber einem gewissen Richard Chamberlain in der Hauptrolle. Doch der spätere Dornenvogel erwies sich in jungen Jahren als wahrer Charisma-Bolzen vor dem Herrn, der hier einen schauspielerischen Gewaltakt in Beinahe-Vincent Cassell-Qualität hinlegt.

Dass der Film einem den Abend nicht unbedingt mit einem Happy End versüßen wird, ist von Anfang an klar. Die Heftigkeit und Eindringlichkeit gewisser Bilder hat mich aber doch noch überrascht. Dabei hätte ich ja von der Kärntner Kirchenzeitung vorgewarnt sein müssen ;-)

Das auf europäisches Arthouse-Kino spezialisierte DVD-Label Winkler Film hat den Film aus der Versenkung geholt. Danke dafür. Und jetzt bitte noch eine Veröffentlichung von THE DEVILS, und ich bin glücklich.

Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn Bild 1
Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn Bild 2
Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn Bild 3
Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn Bild 4
Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn Bild 5
Tschaikowsky - Genie und Wahnsinn Bild 6
FAZIT:

Der britische Regie-Maniac Ken Russell nähert sich der tragischen Figur des russischen Komponisten Peter Tschaikowsky in bewährter Weise: Maßlos und rauschhaft, ein ebenso eleganter wie bizarrer Bildersturm von einem Bio-Pic, jetzt auf DVD erschienen. Für Fans des Regisseurs natürlich ein Muss, unvorbereitete Ö1-Hörer hingegen könnten Probleme bekommen ...

WERTUNG: 8 von 10 Liebesbriefen
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Dein Kommentar >>
Marcel | 22.01.2012 11:24
Ich kann mich noch an die Eisrutsche erinnern, zu der der Nussknacker erklang, das war ja richtig harmlos gegen die Pathetique hier in der Zugszene... Werde ich mir wohl bestellen müssen, nachdem du mir das Rezensionsexemplar weggeschnappt hast ;-).
Harald | 22.01.2012 13:05
13.99 bei Amazon. Und schön brav über diesen Link hier bestellen, damit ich auch was davon habe ;-)
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