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Unhinged

Unhinged

HORROR: USA, 1982
Regie: Don Gronquist
Darsteller: Laurel Munson, Janet Penner, Virginia Settle, Sara Ansley

STORY:

Auf dem Weg zu einem Jazz-Konzert verunglücken drei junge Frauen irgendwo auf einer einsamen Waldstraße mit ihrem Auto. Die leicht verletzten Damen finden sich auf dem düsteren Landsitz der Familie Penrose wieder. Die gibt vor nur aus Mutter und Tochter zu bestehen; doch wer beobachtet die Frauen dann des Nachts? Heimlich und mit tödlicher, eindeutig männlicher Begierde ...

KRITIK:

UNHINGED ist die erste und einzige Regiearbeit des Amerikaners Don Gronquist und wird gemeinhin zur Riege der Slasherfilme gezählt, obwohl man ihn gut und gerne als von PSYCHO inspirierte Mischung aus Terrorflick und Psychothriller definieren könnte. Da der Schauplatz ein viktorianisch anmutendes Landhaus ist, gesellt sich noch ein Hauch gotische Atmosphäre zum Ganzen.

Warum das Gros der zumeist FREITAG, DER 13. genormten Slasherfans an dem Film entweder nicht interessiert ist oder ihn schlichtweg sterbenslangweilig findet, liegt dabei fast auf der Hand. Bei gerademal drei potentiellen Opfern kann man sich von Anfang an ausrechnen, dass der Body Count überschaubar bleiben wird. Und da unsere Protagonistinnen zudem ohne männliche Begleitung unterwegs sind, kocht eben auch der Sex auf Sparflamme.

Eine kurze Duschszene gibt es dennoch und die paar wenigen, eigentlich nicht sehr expliziten Morde haben UNHINGED in einer Zeit als Großbritannien in Sachen willkürlicher Filmzensur den selbsternannten deutschen Bevormundern kaum nachstand und gleichfalls wenig liberal wie die Axt im Walde wütete, erstaunlicherweise dennoch einen Platz auf der berüchtigten Video Nastys-Liste beschert. Zwar wird Gronquist, der in Sachen Splatter selbst im Vergleich zum seinerzeit gängigen (Schau nach beim MANIAC oder beim NEW YORK RIPPER) ein Wunder der Enthaltsamkeit gewesen ist, selbst nicht wissen, wie sein Film zu dieser "Ehre" gekommen ist, aber eventuell hat es etwas mit der subtilen, doch bedrohlichen Atmosphäre zu tun, die UNHINGED aus einer verdüsterten Stimmung der sexuellen Unterdrückung und in falsche, gefährliche Bahnen gelenkte Triebe bezieht.

Äußerst langsam, aber nicht unbedrohlich entwickeln sich die Dinge in dem ungemütlich-dekadenten Landhaus der Familie Penrose, die vorgibt nur aus Mutter und Tochter zu bestehen. Aber wer beobachtet dann die schlafenden oder duschenden Mädchen heimlich mit keuchendem, lüsternem, unverkennbar männlichen Atem?

Am Ende wartet ein grimmiger Twist (und ein noch grimmigerer Schluss) auf jenen Teil der Zuschauer, der sich geduldig in Askese (allzu) blutiger Morde geübt hat und mit Geduld der langsamen, ernsthaften Erzählweise dieses eher auf psychologischer Ebene heftigen Films begegnet ist.

Ergo: Wer sich auf einen schleichenden Schlitzerfilm, der seine Schockmomente spärlich, aber nicht uneffektiv setzt, einrichten kann und will, der sollte nach UNHINGED Ausschau halten. Alle anderen sind wohl an den Gestaden des Crystal Lake besser aufgehoben.

Ich persönlich habe es jedenfalls nicht bereut, den Film gesehen zu haben, obgleich ein echter Geheimtipp-Status durch das überschaubare Talent mancher Darstellerinnen, den dann doch hin und wieder auftretenden Längen sowie einem geringen Replay-Wert verhindert wird. Auch den Schlusstwist habe ich früh kommen sehen; was aber auch an der nicht eben kleinen Zahl meiner Erfahrungspunkte in diesem Sujet liegen könnte.

Trotzdem hat mich die bitterböse Endsequenz nicht kalt gelassen. Was wiederum bedeutet: Gronquists UNHINGED hat seine Mission erfüllt.

Unhinged Bild 1
Unhinged Bild 2
Unhinged Bild 3
Unhinged Bild 4
FAZIT:

UNHINGED ist ein Slasherfilm aus den frühen 80ern, der sich eher in der Tradition eines PSYCHO als der von FREITAG, DER 13. sieht. Seine Macher setzen weniger auf Body Count, Splatter oder kreatives Töten, sondern viel mehr auf eine langsame Gangart mit spärlichen, aber nicht wirkungslosen Schockmomenten. Alles arbeitet auf einen grimmigen Schlusstwist hin, dessen Überraschungseffekt sich für erfahrene Genrehasen allerdings in Grenzen halten dürfte. Warum der eher subtil wirkende, ob seiner dialoglastigen Gemächlichkeit für Gorehounds völlig ungeeignete Film, dennoch einst auf der britischen Video Nasty-Liste gelandet ist, weiß er wahrscheinlich selbst nicht...

WERTUNG: 6 von 10 Zähnen auf dem Bettvorleger
TEXT © Christian Ade
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