ACTION: USA, 2009
Regie: John Hyams
Darsteller: Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren, Andrei Arlovski, Mike Pyle, Corey Johnson, Garry Cooper
Das Universal Soldier-Programm wurde in den letzten Jahrzehnten fortgeführt und verbessert – daraus hervorgegangen sind die Next Generation UniSols. Perfektionierte Kampf- und Tötungsmaschinen. Eine Terrororganisation hat eine dieser Maschinen unter ihre Kontrolle gebracht, die Kinder des ukrainischen Ministerpräsidenten entführt und das ehemalige Atomkrafwerk Tschernobyl besetzt. Sollten ihre Forderungen nach Unabhängigkeit ihres Heimatlandes nicht erfüllt werden, werden nicht nur die Kinder sterben, sondern auch die westliche Welt in den atomaren Winter geschickt. Die US-Regierung hat schließlich keine andere Wahl mehr, als Luc Deveraux wieder zu aktivieren. Als dieser in das Krisengebiet geschickt wird, erkennt er, dass auch sein alter Rivale Andrew Scott wieder aufgetaucht ist. Es kommt zum unausweichlichen Duell.
Wer glaubt, dass große Action nur fürs Kino gemacht wird, und DTV-Actionfilme auf dem Niveau von 2000er Seagal-Filmen und sonstigem im Ostblock gedrehten Schwachfug sein müssen, der sollte sich schnellstens UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION ansehen und sich eines Besseren belehren lassen. Der von Victor Ostrovky geschriebene und von John Hyams inszenierte DTV-Actioner ist die zweite (offizielle) Fortsetzung von Roland Emmerichs UNIVERSAL SOLDIER. Und dazu der brutalste und intensivste Actionfilm, den ich seit langem gesehen habe.
Natürlich legen seit einiger Zeit Filme wie THE RAID 1 und 2, JOHN WICK oder THE EQUALIZER die Messlatte sehr hoch und bieten jede Menge Schauwerte, aber UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION stellt viele von ihnen ohne Probleme in den Schatten. Denn neben der großartig inszenierten physischen Gewalt, ist Hyams Film von einer dermaßen düsteren, fast schon nihilistischen Grundstimmung durchzogen, dass jeder Schlag, jeder Tritt gleich doppelt und dreifach schmerzt.
Bereits in der Eröffnungssequenz in der die Kinder entführt werden, zeigt sich das brachiale Actionkino von seiner besten Seite. Die ersten fünf Minuten von UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION bieten schon mehr und härtere Action als so mancher als Action verkaufter Kinofilm der letzten Jahre. Wenn es in diesem Film knallt, dann gehörig – nicht zuletzt dank der gut ausgewählten Besetzung.
Dass sowohl Van Damme als auch Lundgren relativ wenig Screentime haben, und erst spät im Film auftreten, fällt dabei nicht weiter negativ ins Gewicht. Zum einen, weil „The Pit Bull“ Andrei Arlovski und der restliche Cast ihre Sache sehr gut machen. Vor allem MMA-Kämpfer The Pit Bull kann mit seiner schier unmenschlichen physischen Präsenz punkten – ich habe mich mehrmals gefragt, wer freiwillig zu dem in den Ring steigen würde. Zum anderen ist die partielle Abwesenheit der beiden Stars auch als Allegorie sehen. Darauf, dass die beiden alten Actionhelden, wie auch die von ihnen gespielten UniSol-Modelle, Platz machen müssen für neuere, bessere Modelle. Aber ohne die Stars aus Zeiten in denen Startum im Actiongenre noch was bedeutete, geht es halt eben doch nicht.
Davon abgesehen gehören die wenigen Szenen mit Lundgren und Van Damme zu den besten und intensivsten des ganzen Films. Vor allem Van Damme – der in den letzten Jahren seine Rolle als gescheiterter, kaputter Held perfektioniert hat – spielt den zwischen Leben und Tod gefangenen UniSol Luc Deveraux, der verzweifelt versucht wieder ein normales Leben zu führen, mit einer unglaublichen Intensivität. Ihm dabei zuzusehen, wie er im grandiosen Finale seine mühsam erarbeiteten Ansätze an menschlichem Verhalten wieder zu unterdrücken versucht, gar verdrängen muss, ist einfach herzzerreißend. Von den großen Actionhelden der 80er und frühen 90er war JCVD schon immer der mit dem meisten schauspielerischen Talent, aber was der Mann in den letzten Jahren abliefert ist immer wieder erstaunlich.
Ebenfalls erstaunlich ist der von den Hyams als Plansequenz realisierte und rasant inszenierte Amoklauf von Deveraux im Finale. Wie er sich mit wechselnden Waffen – erst Sturmgewehr, dann Maschinenpistole, dann Kampfmesser – durch einen Hof und anschließend ein leerstehendes Gebäude mordet, ist atemberaubend und spektakulär anzusehen. Ganz zu schweigen vom treibenden Score, der das Töten des UniSols perfekt begleitet. Die ganze Sequenz gipfelt in einem unbarmherzig geführten Faustkampf zwischen Van Dammes Deveraux und Lundgrens Scott, der auf brutale aber kreative Weise wieder ins Jenseits befördert wird.
Die triste Industrie-Ruine – an der man sich eigentlich, genau wie am Blau-Filter der über dem Bild liegt, in zahlreichen DTV-Actionfilmen schon sattgesehen hat – ist in dank der Kamera von Peter Hyams die ideale Kulisse für UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION. Und dieses Setting sah selten besser aus. Die Traurigkeit, die Verzweiflung die das UniSol-Programm in den Soldaten der ersten Generation zurückgelassen hat, werden von den Ruinen der ehemaligen Fabrik perfekt gespiegelt. Und ebenso wie man sich in der Weite des Geländes in vielen verschiedenen Ecken verlaufen kann, findet sich auch Lundgrens Andrew Scott noch nicht in den Wirrungen seines Verstandes zurecht.
In diesem Sinne: “Dr. Fleming, you have to ask yourself whether a dog, once it has tasted blood, can ever forget that taste.”
John Hyams Fortsetzung von UNIVERSAL SOLDIER ist die bestmögliche Fortführung der Reihe, die man sich nur hätte wünschen können. REGENERATION ist ein richtig fieser Bastard von einem Film. Das Drehbuch stellt Fragen zur Menschlichkeit und zum Menschsein, wie man sie in einer DTV-Fortsetzung einer Actionfilm-Reihe nie erwarten würde. Und die Action zieht einem die Schuhe aus, sowohl was den Grad der Gewalt, als auch die schnörkellose Inszenierung, betrifft. Damit ist UNIVERSAL SOLDIER: REGENERATION ein Musterbeispiel für die Möglichkeiten, die das DTV-Genre bietet. Man muss als Produzent und/oder Regisseur einfach nur mehr wollen als bloßen Profit.
Gefolgt von UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING (2012)