Prequels, also die sogenannten Vorgeschichten, die als Fortsetzung zu einem bereits bestehenden Film erstellt werden, scheinen in letzter Zeit der allerletzte Schrei zu sein. Und dies gilt nicht nur für Kinoblockbuster, sondern auch für immer mehr Fernsehserien, die ebenfalls daraufhin adaptiert werden, um die Vorgängergeschichten eines Fernsehstreifens oder einer bestimmten Filmfigur darzustellen.
So geschehen zum Beispiel in Batmans Gotham, im dem Kommissar Gordan (damals Detective Gordan) als Hauptdarsteller und Oswald Cobblepot als Hauptschurke im Pinguinkostüm einfach die Zeit zurückgedreht haben. Bates Motel geht in der Zeitrechnung um Jahrzehnte zurück, noch bevor Psycho verfilmt wurde, und konzentriert sich vollends auf das Leben von Norman Bates und seiner noch lebenden Mutter Norma. Und vor gar nicht so langer Zeit wurde Ratched gedreht, ein Streifen, der sich mit der Hintergrundgeschichte der Krankenschwester Mildred Ratched befasste, die einer der Hauptakteurinnen in „Einer flog über das Kuckuck-Nest“ war.
Und es gibt noch viele weitere Beispiele dieses Filmgenres, die hier aufgezählt werden können, darunter befinden sich u.a. Smallville (Superman), Star Trek Enterprise (Star Trek) und Hannibal (Red Dragon). Und gegenwärtig wird auch an einer neuen Robocop-TV-Serie gearbeitet.
Werfen wir nun einen Blick auf vier absolute Kinokassenschlager bzw. TV-Serien, die es durchaus verdienen würden, ebenfalls als Prequel neue Einblicke in das Vorabgeschehen der klassischen Handlung zu ermöglichen. Hier sind nun vier Streifen, mit denen ganz sicher ins Schwarze getroffen werden könnte.
John Hammond war der Mastermind und Geldgeber hinter dem ins Leben gerufenen Projekt Jurassic Park. Der Milliardär Hammond, der sich ganz dem Unterfangen der Wiederbelebung der seit Millionen von Jahren ausgestobenen Dinosauriern und zur Schaffung eines diesbezüglichen Themenparks verschrieben hatte, wurde 1993 im Mega-Kinoerfolg von Richard Attenborough gespielt. Dort wird er als fröhliche, lebenslustige und liebenswerte Großvaterfigur dargestellt, aber wie bei allen (menschlichen) Charakteren im Jurassic Park erfahren wir aus zeitlichen Gründen nur sehr wenig über seine wahre Hintergrundgeschichte, obwohl diese mit all ihren Details sicherlich faszinierend zu erfahren wäre.
Denn wie wurde John Hammond eigentlich zum Milliardär? Und wieso und warum begann er sich mit der Gentechnik und mit Dinosauriern zu beschäftigen? Von den wenigen Informationen, die wir als Zuschauer über Hammonds früheres Leben erfahren, wissen wir eigentlich nur, dass er in früheren Jahren einmal Flohzirkus betrieben hat. Und in vierten Teil der Filmreihe Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018) tat er sich mit Sir Benjamin Lockwood zusammen, um das Unternehmen „InGen“ zu gründen. Aber es gibt doch sicher noch so viel mehr in Hammonds Geschichte zu entdecken.
Die größte Herausforderung bei dieser möglichen Jurassic Park-Prequel-Serie läge sicher darin, herauszufinden, wie diese Verfilmung ohne „echte“ Dinosaurier funktionieren könnte. Aber mit Sicherheit gibt es viel Raum für Kreativität und Ideenreichtum für ein spannendes Drehbuch, das mit einer eventuell finalen erfolgreichen Entwicklung von wieder zum Leben erweckten Dinosauriern seinen Höhepunkt finden könnte.
Black Panther ist einer der kulturell bedeutendsten und kommerziell erfolgreichsten Superhelden-Filme, die jemals von den Marvel-Studios gedreht wurden. Die Handlung des Films spielt sich in Wakanda ab, einer von modernen Hochhäusern geprägten Metropole einer fiktiven afrikanischen Nation, die sich zwar als bitterarmes Land der Dritten Welt ausgibt, aber dank einer durch einen Meteoriteneinschlags entstandenen Rohstoffquelle immens reich und technologisch fortschrittlich wurde. Und mit Hilfe einer riesigen Tarnvorrichtung wird Wakanda für die restliche Welt unsichtbar.
Der erst kürzlich verstorbene Chadwick Boseman spielt den Wakanda-König T'Challa, der zum Schwarzen Panther wurde, und wir erfahren im Filmverlauf, dass diese königliche Linie auf einen Jahrtausenden langen Stammbaum zurück blicken kann. In den Comics, die um diese Verfilmung kreisen, liegen die Ursprünge der Black Panther noch weit vor einer Million Jahre vor unserer Zeitrechnung begraben. Alles begann mit dem allerersten Wakanda-König, der seinerzeit Teil der Steinzeit „Avengers“ war. Es gibt also vor allem auf Grund des langen Zeitraums jede Menge an möglichem zu verfilmenden Material, das sicher für mehrere Prequels reichen könnte.
Die filmische Darstellung des autistischen Lebens des Rain Mans war ein Meilenstein in der Karriere von Dustin Hoffman. Nicht zu Unrecht erhielt er für diese glänzende schauspielerische Umsetzung 1989 den Oscar für den besten Hauptdarsteller, aber auch das beste Original-Drehbuch erhielt die Auszeichnung der amerikanischen Filmakademie. Neben der großartigen Geschichte besticht dieser Film durch die Schönheit der Beziehung zwischen dem einerseits stark autistisch veranlagten und dem andererseits scheinbar oberflächigen und geldgieren Babbitt-Brüdern, dargestellt von Dustin Hoffman und Tom Cruise. Wer wird jemals die legendäre Las Vegas-Casino-Szene vergessen, mit der das Zählen der Karten beim Blackjack den Eintritt in die Mainstream-Populärkultur schaffte?
Während der Film auf die persönliche Entwicklung des Verhältnisses zweier unterschiedlicher erwachsener Brüder eingeht, finden deren jungen Jahre gar keine Beachtung. Daher könnte eine filmische Umsetzung, die sich hauptsächlich mit dem Leben des jungen Raymond beschäftigt, sicher einen tieferen Einblick geben, wie sich das Leben der beiden Halbbrüder in den jungen Jahren entwickelte und wie sich die beiden in jungen Jahren familiär begegneten.
So könnte auch tiefer in die Beziehung von Raymond zu seinem Vater, von dem er einen 3-Millionen-Dollar-Erbe vermacht bekam, beleuchtet werden. Aber auch die sich wandelnden Gesellschaften der 1950er und 60er Jahre hätten in dieser Verfilmung ihren berechtigten Platz. Die Welt vor einem Dreivierteljahrhundert, in der das Wissen und die Akzeptanz psychischer Schwächen wie jene des Autismus von Raymond viel restriktiver und distanzierter betrachtet wurden, würde in einem krassen Gegensatz zu den gegenwärtigen Auffassungen und Lebenseinstellungen dargestellt werden können.
Apocalypse Now, einer der größten Kriegsfilme aller Zeiten, beschreibt das Ende des Wirkens des von der Schauspielikone Marlon Brando verkörperten Colonel Kurtz. Auf dieser mehr als umstrittenen Figur ist die gesamte Story des Films aufgebaut. Apocalypse Now basiert auf der auf Tatsachen basierenden Erzählung Heart of Darkness. Der Film verlegt aber Schauplatz und Zeit von der Kolonialisierung des Kongo in den Vietnamkrieg. Genau wie in der Novelle wird auch bei der Verfilmung von Apocalypse Now nur sehr kurz auf die Hauptfigur Kurtz eingegangen. In Summe waren es nur ungefähr 15 Minuten, in denen der Hauptcharakter auf der Leinwand erschien, für die sich aber Brando jedoch mit 3,5 Millionen US-Dollar mehr als fürstlich entlohnen ließ. Daher gäbe es ganz schön viel Stoff über jenen wahnsinnigen und abtrünnigen Special Forces-Offizier zu erzählen, um den sich die komplette Verfilmung dreht.
Äußerst faszinierend wäre eine Darstellung der militärischen Laufbahn von Kurtz und die Verwandlung vom treu-dienenden Offizier der Special Forces zum meistgesuchtesten US-Deserteur während des Vietnamkriegs. Wie war das Vorleben dieses desillusionierten und mörderischen Halbgotts, der sich tief im vietnamesischen Dschungel versteckt sein eigenes Reich aufbaute?
Ein neu interpretierter Colonel Kurtz, der eindeutig näher an der Novellen-Beschreibung liegen würde, könnte es den Filmemachern ermöglichen, sich von Brandos Version weitgehend zu entfernen, denn der einzige Grund, warum Kurtz der Buchversion in Apocalypse Now nicht näher kommen konnte, war die Tatsache, dass Brando am Set deutlich zu übergewichtig war. Daher würde es ein Prequel dieses Megaklassikers ermöglichen, den ursprünglichen Charakter von Kurtz besser interpretieren zu können und sich gleichzeitig von Brandos verkörperter Darstellung zu distanzieren.