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Was Männer sonst nicht zeigen

Was Männer sonst nicht zeigen

OT: Miesten Vuoro/The steam of life
DOKUMENTARFILM: FIN/SWE, 2010
Regie: Joonas Berghäll, Mika Hotakainen
Darsteller: Marko Haapaniemi, Pekka Ahonen, Tuomo Hannuksela, Rauno Heikkilä, Esko Haikara, Timo Aalto

STORY:

Finnland - Landschaft - Sauna - Männer - Geschichten - oft Tränen ...

KRITIK:

Oktober 2010: Die Fertigstellung einer Filmdokumentation in finnisch-schwedischer Kooperation wird gemeldet. Kosten 400.000 Euro.
17.12.2010: Start der Dokumentation in ausgewählten wenigen finnischen Kinos. 31.12.2010: Kassasturz - Einspielergebnisse dieser Dokumentation in Finnland. 375.000 Euro.

Soweit die IMDB. Ab Jänner 2011 wird der Film international ausgewertet und wird zu einem der größten filmischen Erfolge in Skandinavien, der immer weitere Kreise zieht und jetzt, anno 2017, auch im deutschsprachigen Raum angekommen ist.

Etwas gibt es heutzutage kaum mehr im Kino: so richtige Männerfilme mit Echten Männern. Was ein wenig schmerzt. Doch zum Glück ist da ein Land, wo Elche mächtig röhren, Bären hinter Beerensträuchern lauern und nicht nur dort, wie wir noch erfahren werden. Alles ist ein wenig kantiger. Dort wird immer wieder aufs Neue der Turm von Pisa geradegerückt, maskierte Monster gewinnen den Song Contest, Filmemacher schicken Nazis zum Mond oder Cowboys nach Leningrad, Musik wird dort aus Metall gemacht, schwarz gebrannt und tödlich gehämmert, in Krimis aus der Gegend passieren mit Abstand die blutigsten Morde. Selbst Lead-Sänger eher softer Mainstream-Bands können wirklich ausgezeichnet mit Äxten werfen, wie ich mal im TV sehen durfte. Echte Männer halt und ihre Traditionen!

Der weltbekanntesten und heißesten all dieser Traditionen ist dieser Film gewidmet: Der Sauna (und den Gesprächen darin). Immer wieder unterbrochen von einsamen Landschaften zeigt uns die Kamera seltsame, in Finnland wie sonst nirgends, lebenswichtige Orte. Das können umgebaute Wohnwagen, Tipi-ähnliche Zelte, Autowracks, sogar Telefonzellen sein, wo der Dampf gewaltig aufsteigt. Manchmal sind es verflieste Räume, meistens jedoch mit Holz ausgekleidete. Saunen in allen Größen und Formen. Und die jeweiligen Insassen sind genau so unterschiedlich wie die Räumlichkeiten, in denen sie sich aufhalten. Groß, klein, dick oder dünn, alt und jung, Obdachlose, Tierverhaltensforscher, Goldsucher, Manager, Soldaten, Gefallene und Wiederauferstandene.

Da wird aufgegossen, bis den ZuseherInnen die Augen schwitzen und dort wird auch erzählt, in Monologen, den jeweiligen Sauna-Partnern und natürlich dem Publikum. Und wenn die Geschichte todtraurig oder sonstwie Scheiße ist, dann schwitzen die Augen zu Recht. Doch zum Glück darf man auch schmunzeln und sich wundern, wie Leben gelebt werden können oder ganz einfach nachdenklich und philosophisch den Dampfschlieren folgen.

Frauen kommen in der Tat kaum vor in diesem wundersamen Film. Körperlich gerade mal eine am Anfang, als Namen öfters. Doch um Frauen soll's auch nicht gehen, sondern um Männer und was sie sonst nicht zeigen.

Wobei der englische Titel übersetzungstechnisch dem originalen 1:1 entspricht und auf alle Fälle genau so seine Berechtigung hat. Da kann man nur vom Glück sagen, dass man den ursprünglich für den deutschsprachigen Raum gebastelten Titel: NACKTE MÄNNER, NACKTE WAHRHEITEN gekübelt hat.

Was Männer sonst nicht zeigen Bild 1
Was Männer sonst nicht zeigen Bild 2
Was Männer sonst nicht zeigen Bild 3
Was Männer sonst nicht zeigen Bild 4
FAZIT:

Sehr emotionale und philosophische Reise in die Gedankenwelten finnischer Männer in finnischen Saunen. Klingt nach nicht viel, ist aber einiges, unter anderem sehr empfehlenswert.

WERTUNG: 9 von 10 Dampfschwaden
TEXT © Erich H.
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