DRAMA, KOMÖDIE: A, 2004
Regie: Andreas Gruber
Darsteller: Georg Friedrich, Nina Blum
Kärnter Provinzgendarmen schieben afrikanischen Schubhäftling nach Ghana ab. Dort landen sie nach einer Serie von Missgeschicken selbst im Gefängnis.
KRITIK:
"That's the most stupid Story I've ever heard", sagt ein afrikanischer Polizist im Film einmal.
Dieser Satz könnte auch als Tagline auf dem Filmplakat stehen:
Leider, WELCOME HOME ist wirklich nicht als gelungenes Beispiel für intelligente Satire zu bezeichnen.
Belanglose Abenteuerkomödie mit Schauplatz Afrika würde den Kern der Sache eher treffen.
Dabei hätte der Film durchaus Potenzial: Die von Menschenrechtsorganisationen und UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR
zurecht als inhuman kritisierte Asylpraxis hierzulande in einem österreichischen Film kritisch zu beleuchten,
wäre grundsätzlich eine lobenswerte Angelegenheit.
Und Regisseur Andreas Gruber hat schon mit dem couragierten Vergangenheitsbewältigungs-Stück HASENJAGD - VOR LAUTER FEIGHEIT GIBT ES KEIN ERBARMEN gezeigt,
dass ihm politische relevante Themen liegen.
Doch hier geht so ziemlich alles schief. Das beginnt schon damit,
dass der Kärntner Dorfgendarm ein dermaßen leidenschaftliches Meidlinger "L" draufhat,
als würde er in HUNDSTAGE mitspielen. Nichts gegen Schauspieler Georg Friedrich,
der tatsächlich in HUNDSTAGE mitgespielt hat, aber Kärntnerisch klingt anders.
Glaubt mir, als Exilkärntner mit politischem Asyl in Wien kann ich das beurteilen :)
Auch nicht schlecht: Die Kärntner Freundin des Afrikaners, die so aussieht,
wie sich Wiener Drehbuchautoren offenbar jugendliche Unangepasstheit am Land vorstellen:
Auf ihrem rostigen Nissan Micra Baujahr ca. 1980 prangt - uii, wie provokant - ein riesiges grünes Cannabis-Pickerl.
Doch damit nicht genug, stellt die junge Dame ihr dörfliches Outlaw-Dasein durch Nietenlederjacke, Marilyn Manson-T-Shirt,
Netzstrümpfe und schwere Metallketten um den Hals unmissverständlich zur Schau.
Robert Smith-Frisur und zentimeterdicke Kajalbalken unter den Augen dürfen auch nicht fehlen.
Entschuldigung, aber aufgesetzter und klischeehafter ging's wohl nicht mehr.
Diese Schablonenhaftigkeit zieht sich durch den ganzen Film:
In Ghana, Westafrika, benimmt sich der rassistische Kieberer natürlich dümmer als die dortige Polizei erlaubt.
Es kommt, was kommen muss - und man verzeihe mir etwaige Spoiler:
Pass konfisziert, kein Geld dabei, Kreditkarte gestohlen, auf der Straße übernachtet,
ausgeraubt, für einen europäischen Drogenschmuggler gehalten und ins Gefängnis gesteckt.
Dort versöhnt sich der ehemals harte, inzwischen weichgekochte Kärntner Cop mit seinem "Nega".
Und darf schlußendlich geläutert zurück ins heimatliche Kärnten.
Der abgeschobene Afrikaner bekommt eine zweite Chance, weil er ja vom "Bimbo" zum Freund und Retter in der Not wurde. Happy End.
So weit, so vorhersehbar. Und dennoch vollkommen unglaubwürdig.
Der Titel WELCOME klingt dabei wie die ORF-Sendung "Willkommen Österreich" (nein, nicht die mit Stermann/Grissemann, die eingestellte Vorabend-Sendung):
Für deren Zielgruppe wurde diese belanglose Pseudo-Satire offenbar gemacht.
Um fairerweise doch etwas Positives zu sagen: Regie und Kamera sind durchaus professionell;
dem Film gelingen einige recht stimmige Szenen in Ghana.
Die Freundin des Afrikaners wird übrigens von Nina Blum dargestellt, der schauspielenden Tochter von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.
Doch auf diesen Film wird Papa bestimmt nicht sauer sein. Dafür ist er viel zu harmlos und versöhnlich ausgefallen.
Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Das wird bei dieser milden Gesellschaftssatire, die halbherzig versucht, rassistische Polizisten mit Spott zu überziehen, nur allzu deutlich.