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Welcome Home Baby

Welcome Home Baby

DRAMA/HORROR: A, 2025
Regie: Andreas Prochaska
Darsteller: Julia Franz Richter, Reinout Scholten van Aschat, Gerti Drassl, Maria Hofstätter

STORY:

Judith, Notärztin in Berlin, hat ein Haus geerbt, in der tiefsten österreichischen Provinz, von ihrem leiblichen Vater, den sie nicht gekannt hat. Also ab nach Niederösterreich und die alte Hütte verkaufen, was sonst? Die Dorfgemeinschaft ist freundlich, viel zu scheissfreundlich für Judiths Geschmack. Und bald muss sie erkennen, dass in diesem Dorf einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.

KRITIK:

Elf Jahre nach DAS FINSTERE TAL kommt ein neuer Film von Andreas Prochaska in die österreichischen Kinos, und der Autor dieser Zeilen sitzt natürlich in der ersten Reihe - und zwar fast allein. Gerade einmal 3 (in Zahlen: drei) Besucher haben sich an diesem Freitagnachmittag im Kinosaal eingefunden.

Wahrscheinlich ist mein transdanubisches Stamm-Multiplex nicht der beste Gradmesser, aber ein bisschen mehr Zuseher hätte man diesem Film nun doch gewünscht. Wenn man bedenkt, dass Andreas Prochaskas bisherige Filme durchaus Publikumshits waren: Die beiden IN DREI TAGEN BIST DU TOT-Filme hatten um die 80.000 Besucher, DAS FINSTERE TAL 140.000, und DIE UNABSICHTLICHE ENTFÜHRUNG DER FRAU ELFRIEDE OTT über 200.000. Für österreichische Verhältnisse sind das Blockbuster.

Andreas Prochaska wird gerne als heimischer Genre-Experte tituliert. Ein Slasher im Salzkammergut, ein Backwood-Schocker in den Tiroler Bergen, ein Western in den Dolomiten, das hat alles ausgesprochen gut funktioniert. Und atmosphärisch und stilistisch macht er auch in WELCOME HOME BABY alles richtig: Es ist das scheinbar Idyllische, das vermeintliche Vertraute der österreichischen Heimat, das hier für Beklemmung und schleichendes Unbehagen sorgt.

Schauplatz ist ein namenloses Dorf (gedreht wurde in Schottwien), das anscheinend nur von alten Frauen bewohnt wird. Ein modriges Landhaus, in dessen Keller und Dunkelkammer sich Unheimliches verbirgt. Und eine nasskalte, moosgrüne Waldlandschaft, in der du dich nicht verlaufen willst.

Und genau das passiert Judith, immer wieder. Und wieder. Und der Zuseher wird zunehmend irritierter: Die wievielte surreale Traumsequenz war das jetzt? Passiert hier noch etwas, außer der zunehmenden Desorientierung der Hauptfigur? (Souverän übrigens: Die eigentlich vom Theater kommende Julia Franz Richter.)

In einem Interview im Standard erzählt Andreas Prochaska, dass der Film ursprünglich als "kleiner dreckiger Hounted-House-Horrorfilm" geplant war. Doch dann hätten ihn die Co-Autorinnen "aus dieser Sackgasse geholt, und dann hat der Film ein Eigenleben entwickelt".

Dieses "Eigenleben", wie er es nennt, ist aber leider eine etwas ambivalente Angelegenheit. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber den kleinen dreckigen Hounted-House-Horrorfilm gesehen als dieses psychologische Drama, das irgendwie zwischen A24 und Roman Polanski pendelt und sich dabei an seinen Ambitionen überhebt. An den - für mich superen - zweiten Teil von IN DREI TAGEN BIST DU TOT kommt WELCOME HOME leider nicht einmal ansatzweise heran. Zu experimentell, zu sperrig, zu surreal, zu "elevated" (doofe Schublade, ich weiß) wirkt mir dieser Film. Und zu lange. Mir hat hier einfach die Action gefehlt. Beziehungsweise hätte ich mir viel mehr Szenen erwartet, wie diesen brachialen Kopfschuss aus dem Nichts. Oder die atemlose Flucht danach. In diesen Momenten zeigt der Film, wozu er imstande gewesen wäre. Schade! Und das (offene?) Ende muss mir simplem Gemüt bitte auch noch jemand erklären. Danke!

Welcome Home Baby Bild 1
Welcome Home Baby Bild 2
Welcome Home Baby Bild 3
Welcome Home Baby Bild 4
Welcome Home Baby Bild 5
FAZIT:

Im Gurkenkeller lauert das Grauen im neuen, sehr atmosphärischen Heimathorrorfilm von Andreas Prochaska. Gurke ist der Film gewiss keine, aber er bleibt leider etwas unter seinen Möglichkeiten.

WERTUNG: 6 von 10 Schwangerschaftstests
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