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Who Killed Marilyn?

Who Killed Marilyn?

OT: Poupoupidou
PROVINZKRIMI: Frankreich, 2011
Regie: Gérald Hustache-Mathieu
Darsteller: Jean-Paul Rouve, Sophie Quinton, Olivier Rabourdin

STORY:

Rosseau, ein Krimi-Autor, ist unterwegs in das Dorf Mouthe, um dort das Erbe seines verstorbenen Onkels anzutreten. Dieses landet allerdings sofort in der Tonne. Eigentlich hält ihn nun nichts mehr in der verschneiten, französischen Provinz. Doch dann stolpert er über einen Mordfall, der sein Interesse weckt. Die Dorfschönheit und Lokalprominente Candice, die sowohl optisch, als auch durch ihre Lebensgeschichte an Marilyn Monroe erinnert, wird tot aufgefunden und verschafft dem ausgebrannten Autor so eine Steilvorlage für seinen neuen Roman. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und erhofft sich dadurch seine Schreibblockade zu überwinden.

KRITIK:

Zugegeben, die herrlich verschneiten Bilder des Films erinnern Anfangs sehr an Fargo und auch die Story der unglücklichen Dorfschönheit (mit "Doppelleben"), die sich anscheinend selbst umgebracht hat, ziehen Parallelen zu David Lynchs Twin Peaks. Nicht umsonst schreibt der Stern über Who Killed Marilyn?: "Kurioser, elegant gefilmter Krimi, atmosphärisch zwischen Fargo und Twin Peaks". Leider muss ich sagen, dass der Film dieser Aussage nicht ganz gerecht wird.

Aber muss er das denn? Diese Frage stellte ich mir als Erstes. Ich wollte den Film, aufgrund dieser Aussage, sehen, aber ihn nur anhand dieses Satzes zu bewerten würde dem Film nicht gerecht werden.

Fargo besticht, meiner Meinung nach, durch seinen Witz, die Situationskomik und seine Absurditäten, die vor allem im Alltäglichen stecken. Und außerdem durch seine Gegensätze. Twin Peaks steht dem in nichts nach, ich glaube wohl kein anderer beherrscht die Verbindung von Kuriosität, Abgründen, absurden Charakteren und Situationskomik so gut wie - My Master of the Universe - David Lynch.

All das schafft Who Killed Marilyn? nicht. Mir sind die Figuren einfach zu undefiniert, es fehlt die Liebe zum Detail. An manchen Stellen drängte sich mir sogar das Gefühl auf, dass ein Witz erzwungen werden sollte, der leider dadurch nie bei mir ankam. Aber, wie gesagt, Who Killed Marilyn? nur daran zu messen, mit welchen Filmen er verglichen wird, wäre nicht fair.

Die Story finde ich nämlich sehr reizvoll, das mag allerdings auch daran liegen, dass ich "Provinzkrimis" sehr viel abgewinnen kann. Genau deshalb hätte ich mir leider auch viel mehr erhofft von Who Killed Marilyn?.

Der Film spielt sehr schön mit alten Klischees, was dieses Genre betrifft und stellt es vor allem immer wieder in Frage. Unübersehbar ist auch der ständige Bezug auf Amerika. Dies spiegelt sich nicht nur offenkundig in der Musik wider (die übrigens grandios ist), sondern wird auch noch von dem Dorfpolizisten explizit erwähnt: "Wir sind hier nicht in Amerika", gibt er Rosseau zu verstehen, als dieser sich in die Leichenhalle schleicht, um die tote Candice zu sehen.

Leider bin ich auch kein Marilyn Monroe Profi und habe deshalb auch sicherlich viele Bezüge übersehen, ein paar sind mir allerdings schon aufgefallen und dürften, vor allem für Fans der Monroe, interessant sein. Dass sich Parallelen zu ihr auch in Candice finden ist ja offensichtlich, diese machen allerdings sicherlich mehr Spaß, wenn man mehr Ahnung von Marilyn hat.

Ob gewollt oder ungewollt kupfert der Film mir leider zu sehr von anderen Filmen ab. An einigen Stellen ist dies sicher gewollt, leider bietet es mir, im Allgemeinen, zu wenig Neues oder Originelles, als dass ich dem mehr abgewinnen könnte. Auch müssen manche Dinge nicht gar so plakativ, mit dem Holzhammer, dem Publikum eingedroschen werden. Ich denke es hätte beim Betrachten mehr Spaß gemacht dies selbst heraus zu finden, gar auf eigene Faust zu ermitteln, so wie Rosseau eben. Da hätte etwas mehr Feingefühl doch gut getan und außerdem dem Zuschauer die Möglichkeit gelassen, sich mehr mit den Charakteren zu identifizieren.

Übrigens: Auf die "Liebesgeschichte" gehe ich erst gar nicht weiter ein, da sie völlig überflüssig ist, wie dies, nebenbei erwähnt, übrigens meistens der Fall ist!

Definitiv erwähnenswert sind allerdings die wunderschön fotografierten Bilder. Manche Einstellungen zeigen äußerste Liebe zum Detail, die mir ja leider bei der Geschichte fehlt. In Verbindung mit der Musik ergeben sich somit durchaus magische Momente, wenn man diese unabhängig betrachtet.

Das Ende ist dann ebenso wenig verblüffend wie der Rest. Allerdings finde ich dies wiederum gut, da es nur die einzig logische Konsequenz sein kann.

Und vielleicht hab ich auch einfach nur irgendetwas nicht richtig verstanden und fühle mich deshalb etwas im Stich gelassen und verloren bei dieser Geschichte. Aber wie schreibt Rosseau so schön in den Anfang seines Buches: "Es gibt Ereignisse, die ihren Anfang da nehmen, wo andere aufhören."

Who Killed Marilyn? erscheint am 07. Dezember bei Koch Media auf DVD und Blu-ray Disc und bewegt sich bei mir irgendwo zwischen 6 und 7 Punkten, aber das sind doch nur Zahlen. :)

Who Killed Marilyn? Bild 1
Who Killed Marilyn? Bild 2
Who Killed Marilyn? Bild 3
Who Killed Marilyn? Bild 4
Who Killed Marilyn? Bild 5
Who Killed Marilyn? Bild 6
FAZIT:

Ein durchaus solider Provinzkrimi, mit eigentlich allem was diese Geschichte braucht, aber leider trotzdem für mich nicht so ganz funktioniert. Ein bisschen mehr Liebe zum Detail hätte hier gut getan und vor allem etwas definiertere Charaktere. Leider reicht es nunmal einfach nicht nur schräge Figuren in eine Geschichte zu packen. Allerdings trotzdem ein sehenswerter Film, der mit tollen Bildern besticht, dem nur leider ich, ganz persönlich, nicht viel Neues abgewinnen konnte und der mich in keinerlei Weise länger beschäftigt hätte.

WERTUNG: 7 von 10 heißen Grogs
TEXT © Nicky
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