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Wild Chicks

Wild Chicks

OT: Still Waiting...
KOMÖDIE: USA, 2009
Regie: Jeff Balis
Darsteller: John Michael Higgins, Andy Milonakis, Chi McBride, Luis Guzmán, Adam Carolla

STORY:

Die Verlierertruppe der Kneipen-Restaurant-Bar, oder so, Shenanegan's und ihr Oberverlierer-Chef Dennis merken einen Tag vor Quartalsende, dass ihrem Umsatz noch 9000 Dollar fehlen. Die an einem Tag einzunehmen gestaltet sich als verdammt schwierig, besonders seit nebenan das Ta-Ta's aufgemacht hat, dass als Hooters-Verschnitt die Kunden lockt.

KRITIK:

Auch wenn der Titel WILD CHICKS es nicht vermuten lässt, wir haben es hier mit einem Sequel zu tun. Und zwar zu Rob McKittricks Debutfilm ABSERVIERT aus dem Jahre 2005, der mit Ryan Reynolds, Anna Faris und Justin Long durchaus einige bekannte Gesichter aufweisen konnte. ABSERVIERT - oder WAITING wie er im Original hieß, STILL WAITING die Fortsetzung dazu - war nun kein großer Blockbuster und ist hierzulande auch eher einer der unbekannteren Filme, verdingte sich an den Kinokassen allerdings gar nicht schlecht. Mit einem geschätzten Budget von 3.000.000 Dollar spielte er in den USA alleine am Startwochenende über 6 Millionen ein, ein klein wenig mehr als das Doppelte seiner Kosten also. Respektabel, denn noch im selben Jahr, flossen nur in den USA mehr als 16 Millionen in die Kassen des Studios. Eine durchaus respektable Leistung für eine Komödie fernab Adam Sandlers oder Ben Stillers, schon gar für einen Debutregisseur. Auch die IMDb-Wertung von 6,8/10 Punkten kann sich durchaus sehen lassen - auch wenn ich persönlich nicht viel auf diese Wertung gebe, ich informiere mich lieber an der Basis, ist die Beachtung die sie genießt nicht zu leugnen, eine gute Wertung daher Gold wert.

Im Prinzip war es also nur eine Frage der Zeit, bis die Ampeln auf Grün springen und die Studiobosse das OK für ein Remake geben würden. Rob McKittrick jedoch stand nun nicht mehr hinter der Kamera sondern verabschiedete sich hinter seinen Schreibtisch, nahm einen Computer und - vermutlich - Final Draft, um sich - laut eigener Aussage vom Scheck des Studios inspiriert… wie alle großen Künstler, nech - an die Ausarbeitung eines Drehbuchs zu setzen. Es waren bereits vier Jahre vergangen, seit er am ersten Teil von WILD CHICKS, ABSERVIERT also, gearbeitet hatte, dennoch sprudelten die Ideen nur so aus ihm heraus, wie er verlauten ließ und das Projekt STILL WAITING nahm alsbald Formen an - auch wenn Hauptdarsteller Ryan Reynolds für die Fortsetzung nun nicht mehr zur Verfügung stand.

Doch, wie heißt es so schön: Neues Spiel, neues Glück. Ein guter Film braucht keinen Superstar - wobei sich nun natürlich darüber streiten lässt, ob Ryan Reynolds wirklich zu den Superstars gezählt werden sollte… andererseits spielt er nicht nur in der drölfzigsten Comicverfilmung, diesmal hat's Green Lantern erwischt und der, gerade erst in der Vor-Produktion steckenden, einundrölfzigsten Comicverfilmung DEADPOOL - ganz unter uns, ich glaube der wird weh tun… so rein als Comic-Nerd gedacht - und damit hat man es in Hollywood ja gewissermaßen geschafft. So wie Hugh Jackmann - VAN HELSING? Vergessen, zu Recht allerdings, AUSTRALIA? Was ist das?! Comicverfilmungen sind angesagt im Staate Bay. Aber, ich schweife ab, widmen wir uns stattdessen heutigem Oeuvre WILD CHICKS.

Eins muss ich vorneweg noch sagen - ABSERVIERT habe ich nie gesehen. Ja gar seine bloße Existenz noch nicht einmal nur erahnt. Somit kannte ich mich nicht aus im Shenanigan's Universum, kannte weder das Shenanigan's selbst, noch die zahlreichen und sonderbaren Charaktere, die sich darin tummeln - ich ging also frisch jungfräulich an die Sache heran. Und genau hier kann McKittricks Drehbuch noch richtig punkten. Denn auch für den Neueinsteiger ist diese Fortsetzung größtenteils geeignet, ohne sich vorher zwangsweise den ersten Teil zu Gemüte führen zu müssen. Verständlich, ist WILD CHICKS auch so - mehr oder weniger. Denn während der Neueinsteiger-freundliche Ton des Drehbuchs ein großes Plus, ist das Drehbuch doch alles in allem die größte Schwäche des Films. Es sind die großen Logik- und Handlungslöcher, die dem Film arg zusetzen, die vielen Ungereimtheiten und die leider auch häufig viel zu schlechten Ideen, die WILD CHICKS die Nummer versauen, ihn eiskalt abblitzen lassen. Doch ich muss sagen, einige der Gags - wie man Witze neumodischer Weise heutzutage so nennt - ziehen durchaus, sind glücklicherweise auch derart über die gesamte Laufzeit des Films verteilt, dass man bei der Stange bleibt. Ohne Frage. Andere jedoch sind derart platt, sexistisch und gar obszön, dass man sich fremd schämt für die Darsteller, die das auch noch rüberbringen müssen - ja, gar ein Jay (heterosexueller Lebenspartner Silent Bobs) würde sich schämen ob dieser Plattheiten.

Klar, gegen ordentliches Gefluche und die ein oder anderen verbal-sexuellen Ausschweifungen ist beim besten Willen nichts einzuwenden, doch es ist ein schmaler Grat zwischen lustig und absolut peinlich - will heißen, ich empfehle McKittrick sich nie im Gratwandern auszuprobieren, er hat's schon bei dieser Drehbucharbeit versaut. Kommen wir auf die gewaltigen Logiklöcher zu sprechen, die an Jess Franco in seiner Hochphase im WiP-Genre erinnern. Will heißen, sie sind gewaltig. Warum ist das Shenanegan's plötzlich gerappelt voll, bloß weil kurz zuvor eine Großbestellung schon einiges in die Kasse gespült hat, sich am Konzept allerdings nichts geändert hat? Wieso fällt der ganzen Truppe erst am letzten Tag vor Monatsabschluss ein, dass der Laden nichts abwirft? Das sind nur einige der großen Fragen, die offenbleiben und den Filmgenuss ein wenig stören, fragt man sich doch des Öfteren, ob man nicht gerade etwas verpasst hat, als man eine Sekunde zu lang geblinzelt hat.

Ein weiterer ernst zu nehmender Schwachpunkt ist die Überladung mit Charakteren, derer McKittrick partout nicht Herr werden konnte. Alles in allem wird jeder Charakter bloß oberflächlich beleuchtet, von Tiefgang sollte man nicht mal zu träumen wagen. Auf keinen der vielen Charaktere wird näher eingegangen, was letztlich zur Folge hat, dass eine richtige Bezugsperson für den Zuseher fehlt, ein Umstand der es schwierig macht dem Geschehen aufmerksam zu folgen, geschweige denn sich für die Probleme, die diese Chaoten-Truppe hat, weitergehend zu interessieren

Doch, noch ist nicht aller Tage Abend. Und auch wenn ein Regisseur aus einem miesen Drehbuch keinen guten Film machen kann, so kann er doch immerhin das Beste daraus machen und versuchen zu retten was zu retten ist. Der Regisseur, der sich daran versucht hat, ist mit einem einzigen Eintrag als Regisseur in seiner Filmographie - und zwar für eben WILD CHICKS - das unbeschriebene Blatt Jeff Balis. Als Produzent immerhin - so fair wollen wir sein, das zu erwähnen - arbeitete er an ABSERVIERT und als Associate Producer an HILFE, ICH HABE EIN DATE mit - auch nicht gerade berauschend, aber immerhin mehr als viele andere vorzuweisen haben. Den Karren aus dem Dreck zu ziehen mag auch ihm nicht voll und ganz gelingen, doch durch seine teils sogar durchaus gelungene Inszenierung gelingt es ihm aus der dahinplätschernden Story das ein oder andere Fünkchen Unterhaltung rauszuholen. Allerdings scheint auch ihm nicht aufgefallen zu sein - und hierfür rüge ich in erster Linie die Kostüm-Abteilung -, dass Goth und Black Metal zwei Unterschiedliche Stilrichtungen sind… es mag kleinlich sein, aber zwei Tüpen mit Black-Metal-Kriegsbemalung als Goth zu bezeichnen, wirkt dann doch 'n bisschen komisch aufs geübte Auge.

Das aber nur am Rande, widmen wir uns der Abteilung Schauspielerei. Bei der entsprechenden Dichte an Charakteren tummeln sich ergo ebenso viele Schauspieler in dieser vollgepackten Komödie. Eine große Menge an Darstellern bedeutet in der Regel auch, dass die gesamte Bandbreite an schauspielerischem Können - von inkompetenter Nasenbär bis talentiert - abgedeckt wird. Auch WILD CHICKS bildet da keine Ausnahme. John Michale Higgins als Dennis ist irgendwo dazwischen anzutreffen, wirkt aber leider arg fehlbesetzt. Vielleicht auch nur, weil er mit seiner Altersklasse ein wenig den gewohnten Rahmen sprengt. Rob Benedict als schmieriger Frauenheld Calvin gehört eher zu ersterer Gruppe. Der Charakter des dann doch eher unsympathischen Calvin bietet ob seines übertriebenen Sexismus genug Gelegenheit eine unterhaltsame Figur zu erschaffen - ein Jason Mewes hätte das wohl auch geschafft, Benedict ist grandios gescheitert. Phillip Vaden hingegen hat mich überzeugt, als chronisch übermüdeter, geekiger, dem Amoklauf naher Vollzeitverlier - und sieht dabei fast aus wie ein junger John Cusack. Der Rest der Truppe pendelt sich mit ihrem Talent derweil irgendwo in der Mitte ein, die Damen des Ta-Ta's sind einfach Frauen mit Brüsten und dem Talent selbige ins rechte Licht zu rücken - mag sexistisch klingen, ist aber so. Mit ein paar mehr oder weniger großen Gaststars kann sich WILD CHICKS denn auch rühmen. Andy Milonakis als fetter weißer Junge, der gerne ein fetter, schwarzer Junge wäre, spielt… nun ja, er ist halt Andy Milonakis - Aussage genug, denke ich. Der Auftritt Chi McBrides macht dann schon wesentlich mehr Spaß - vor allem mir als altem Boston Public-Glotzer - und Justin Long hat mir mit seinem ähnlich gelagertem Auftritt ein Jahr zuvor in ZACK AND MIRI MAKE A PORNO bereits gut gefallen.

Auf DVD und Blu-ray erscheint WILD CHICKS bei Sunfilm Entertainment. Neben dem Film in seiner "noch heißeren" - wobei Brüste hier eher Mangelware sind - Kinofassung. Zwei deutsche und eine englische Tonspur lassen die Wahl, ob man sich das Sequel zu ABSERVIERT lieber im Original oder in deutscher - gewöhnungsbedürftiger aber anhörbarer - Synchronisation schauen möchte. Als Extras gibt's einen Audiokommentar, Outtakes und geschnittene Szenen - in einem - sowie ein Making of in dem die enthusiastischen Schöpfer dieses Werks einiges über die Produktion verlauten lassen.

In diesem Sinne. "I mean, hairstyles change, you know. But tits, tits never go out of style!"

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FAZIT:

Es wäre durchaus einiges drin gewesen, bei WILD CHICKS. Die Ausgangsidee mag zwar weder wahnsinnig innovativ noch ein absoluter Genieblitz - ums mal in Kung-Fu-Filmsprache auszudrücken - sein. Dennoch bietet sie genug Möglichkeiten für eine gelungene, seichte Komödie. Rob McKittrick allerdings hat's mit seinem uninspirierten, teils peinlichen und grottigen Drehbuch weitestgehend versaut. Regisseur Balis schafft's dann immerhin noch den Karren, wenigstens auf einer Seite, aus dem Dreck zu ziehen, so dass WILD CHICKS ob seiner wenigen, aber doch vorhandenen, funktionierenden Witzchen immerhin dazu dient sich ohne große Aufregung, relativ schmerzfrei, für etwas über eine Stunde absolut seicht und frei von jeglicher Aufregung berieseln zu lassen, ein Zeitvertreib also, für die langweiligeren der langweiligen Tage.

Wer den Abspann nicht ausschaltet - was ich generell gutheiße, so sitze ich im Kino oft genug als letzter rum - bekommt im Übrigen die beste Szene des Films zu sehen. Mehr davon, hätt's gebraucht.

WERTUNG: 4 von 10 Cameltoes.
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