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Women Without Men

Women Without Men

OT: Zanan-e bedun-e mardan
DRAMA: IRAN/MAROKKO, 2009
Regie: Shirin Neshat, Shoja Azari
Darsteller: Shabnam Tolouei, Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad, Bijan Daneshmand, Shahrnush Parsipur

STORY:

Die Geschichte spielt während der Unruhen und des Militärputsches im Jahre 1953 in Teheran. Die vier Hauptpersonen sind die politisch interessierte Munis, deren Freundin Faezeh, die Intellektuelle Fakhri und die Prostituierte Zarin. Jede von ihnen hat mit persönlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, die allesamt mehr oder weniger mit den Männern in ihrem Leben zu tun haben. Ihre Schicksale kreuzen sich in einem Garten außerhalb der Stadt, der zu einem von Fakhri gekauften Landhaus gehört.

Zarin irrt ziellos umher und landet schließlich in dem Garten, wo sie von Fakhri krank und reglos daliegend gefunden wird. Faezeh wird von Munis dorthin gebracht, nachdem sie sich wegen einer Vergewaltigung nicht mehr nach Hause traut. Munis selbst aber kehrt nach Teheran zurück, wo sie sich einer Gruppe kommunistischer Widerständler anschließt. Die vier erleben kurze Momente des Glücks und der Freiheit, drei von ihnen in der Abgelegenheit des Landhauses, Munis in der Rolle der politischen Aktivistin.

Doch es währt nicht lange.

KRITIK:

"Women Without Men" beruht auf einem im Jahre 1990 erschienen Roman der iranischen Schriftstellerin Sharhnush Parsipur (die im Fim eine kleine Rolle hat). Das Buch, zwar ein sozialkritisches Drama, ist durchsetzt mit märchenhaften und surrealen Elementen, es wird viel mit Symbolen gearbeitet.

Der Film greift dies in abgeschwächter Form auf, man könnte den Stil auch als "magischen Realismus" bezeichnen. Dadurch entsteht eine gewisse Spannung, die bei ausschließlich realistischen Filmen in dieser Form nicht vorhanden ist. Trotz der mitunter schrecklichen Geschehnisse, trotz äußerst aufwühlender Szenen und intensivem Schauspiel behält das Ganze diesen gewissen märchenhaften Touch, der es zu einem besonderen Filmerlebnis macht.

Ich war gleichzeitig verstört und verzaubert, und als ohnehin schon sehr emotionale Person musste ich definitiv hin und wieder ein paar Tränchen verdrücken. Gut finde ich auch die Intention der Regisseurin, dem Ruf des Irans als ausschließlichen "Schurkenstaates" entgegenzutreten und durch ihre Protagonistinnen die gebildete, weltoffene Seite ihres Heimatlandes darzustellen. Die vier mögen scheitern, doch sie stehen gleichzeitig auch für die Hoffnung in schwierigen Zeiten.

Women Without Men Bild 1
Women Without Men Bild 2
Women Without Men Bild 3
Women Without Men Bild 4
FAZIT:

Einzigartige Mischung aus Realismus und Fantasie, besonders für Menschen, die an der Geschichte des Irans interessiert sind, äußerst empfehlenswert. Definitiv politisch und feministisch, aber in keinster Weise einseitig oder aggressiv.

WERTUNG: 8/10
Gastreview von Carolin Obermüller
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