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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
World Trade Center

World Trade Center

DRAMA: USA, 2005
Regie: Oliver Stone
Darsteller: Nicolas Cage, Michael Peña, Jay Hernandez, Maggie Gyllenhaal, Stephen Dorff, Michael Shannon

STORY:

New York am 11.September 2001....Muss ich noch mehr über die Story sagen? Na gut. Die beiden Polizisten John McLoughlin und Will Jimeno werden an diesem Tag, genau wie alle anderen 8 Millionen New Yorker von den Anschlägen auf die Twin Towers überrascht. Während ihres Einsatzes werden die beiden unter den Trümmern des Nordturms begraben.

KRITIK:

Oliver Stone. Der meist geachtete politische Filmemacher, Chronist der 1960er Jahre in Amerika und Vietnamveteran. Bekannt durch sozialkritische und das politische Establishment hinterfragende Meisterwerke wie JFK, Nixon, W, Platoon, Salvador und Commandante.

Vor allem Platoon zeigte einen Krieg der eine ganze Generation traumatisierte aus der Sicht und dem Blickwinkel eines Veterans und beeindruckte damals wie heute.

Stone gilt als wichtiger Kritiker und als künstlerisches Gegengewicht zur Rechten in den USA. Stets hinterfragend, fast dokumentarisch explizit und mit einem gesunden linken Ansatz brachte Stone Themen auf die Leinwand die mit Brisanz und politischen Sprengstoff gefüllt waren.

Die meisten seiner Werke reifen wie Wein, entfalten ihre ganze Kraft und ihren Ausdruck über die Jahre und werden mit jedem Ansehen immer besser.

Dieser Film jedoch ist das genaue Gegenteil.

Es gibt eben auch Filme die vergammeln mit der Zeit und setzen Schimmel an, so dass man diese nur noch mit gespreizten Fingern und einem angewiederten Gesichtsausdruck in die Mülltonne werfen möchte.

2005 sah ich World Trade Center im Kino und ging enttäuscht und wütend über den Verlust der 7 Euro für die Eintrittskarte nach Hause. Heute sah ich den Film auf Pro7 und die Enttäuschung und die Wut wich einer aufsteigenden Übelkeit gepaart mit einem Hauch von Voyeurismus wie er bei manchen Zeugen eines Unfalls auftritt. Man kann nicht hinsehen. Aber wegschauen kann man auch nicht. Und ach ja Patriotismus. Der patriotisch-kitschige, dickflüssige Schleim kam nur so in Strömen aus meinem Fernsehapparat geflossen.

Ich übertreibe? Ich trage dick auf? Na dann bin ich wohl noch ganz umhüllt von der Athmosphäre des Films.

Denn dick aufgetragen ist gar kein Ausdruck.

Kurz zusammen gefasst:

Willkommen in den 50er Jahren! Die treusorgenden, stahlharten Familienväter und passionierten Staatsdiener (und natürlich brave, gute Patrioten) gehen zur Arbeit und werden dann unter den Trümmern des amerikanischen Traums verschüttet (der ja so unglaublich gut funktionieren würde, wenn da nicht diese böse, dunkle, fremde Bedrohung von außen wäre).Und die braven Hausmütterchen sitzen Zuhause und weinen (unterbrochen von gelegentlichen hysterischen Anfällen) in den Hemdsärmel der Freundin die das fleischgewordene Frauenklischee zu sein scheint. Dieses Frauenbild befindet sich auf dem Niveau eines ZDF-Nachmittagsfilm nach einer Vorlage von Rosemunde Pilcher.

Klar. Die Feuerwehrmänner und Polizisten am 11. September waren Helden. Jeder von ihnen setzte sein Leben aufs Spiel um anderen Menschen zu helfen. Und auch klar: Menschen rücken in Extremsituationen näher zusammen, krempeln die Hemdsärmel hoch und stecken zurück um die Not Anderer zu lindern, jedenfalls trägt es sich hin und wieder noch so zu. Am 11.9.2001 in New York City war dieses Verhalten unumstritten an der Tagesordnung. Keine Frage.

Das passende Denkmal ist da meiner Meinung nach aber eher die Dokumentation "11.September". Dieser Film zeigt die Geschehnisse an diesem Tag objektiv und ohne aufgetragenen Pathos.

Ach ja und ganz nebenbei wird Michael Shannon (seines Zeichens ein sehr talentierter Charakterschauspieler) als überpatriotischer Marine-Roboter verheizt.

Was hat Oliver Stone da geritten? Nahm er Drogen? Litt er unter akutem Geldmangel? Wurde er erpresst? Das passende Setting für eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Thema wäre ja vorhanden gewesen. Was auch immer der Grund für dieses filmische Wunden lecken gewesen sein mag: Ne, Ne Hr. Stone. Da müssen sie nochmal ran. Und bitte in der von Ihnen gewohnten Qualität.

Denn wenn jemand nach nun 10 Jahren endlich den Mut aufbringen könnte die Vorgänge am 11.September (und vor allem die Drahtzieher, die Geldflüsse, die ungeklärten Widersprüche und die politischen und finanziellen Profiteure) objektiv, kritisch und unparteiisch auf die Leinwand zu bringen dann Oliver Stone oder etwa nicht?

World Trade Center Bild 1
World Trade Center Bild 2
World Trade Center Bild 3
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World Trade Center Bild 10
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FAZIT:

Ein konservatives auf Zelluloid gebanntes 50er Jahre Klischee das allem wiederspricht wofür Oliver Stone steht.

WERTUNG: 2 von 10 weinenden Hausmütterchen
TEXT © Djan Hajo
Dein Kommentar >>
Harald | 11.09.2011 20:20
Ich hab ihn damals absichtlich versäumt, weil ich exakt das befürchtet hatte.
wobei man vielleicht berücksichtigen muss, dass 9/11 die amerikaner in einer weise schockiert & traumatisiert hat, wie wir abgeklärten europäer es uns nicht vorstellen können. deshalb glaube ich, dass der hochemotionale bzw. pathetische zugang in gewisser weise auch seine berechtigung haben mag. im sinne von trauerarbeit für die geschockte nation.
dass dies außerhalb der usa nicht mehr funktioniert, war oliver stone wahrscheinlich eh klar.
Djan | 11.09.2011 23:13
ja da magst du in gewisser weise recht haben, die amerikaner sind da auf jeden fall näher dran, emotional gesehen. was aber keine entschuldigung dafür ist, dass keine vernünftige aufarbeitung dieses themas möglich ist, geschweige denn die frage ob die version die der welt präsentiert wurde wirklich der wahrheit entspricht...
>> antworten
Federico | 10.09.2011 23:03
WORD!
djan | 11.09.2011 00:28
:-)) thanx! for me i keep it real
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