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[Rec]²

[Rec]²

HORROR: SPANIEN, 2009
Regie: Jaume Balagueró, Paco Plaza
Darsteller: Jonathan Mellor, Óscar Zafra, Ariel Casas, Manuela Velasco

STORY:

In [REC] erlebten wir live in Barcelona wie eine Realitysoap direkt in der Hölle eines zunächst zombifizierten und anschließend unter Quarantäne gestellten Mietshauses endete; und zwar -so wie es schien- ohne Überlebende. [REC]² knüpft nahtlos an die Geschehnisse an. Nun entern wir mit einer Spezialeinheit der Polizei nebst geistlichen Beistand das versiegelte Gebäude und fühlen durch deren subjektive Kamera dem Infektionsherd des Bösen auf den Zahn …

KRITIK:

[REC], die Erste, war ein zupackendes Biest von einem Handkamera-Zombieflick. Dreckig, beklemmend, rasant, mitten im blutigen Treiben und dem zeitgleich erschienenen (Video-)DIARY OF THE DEAD von Altmeister Romero ungefähr so turmhoch überlegen wie jeder gegnerische Stürmer dem derzeitigen linken Verteidiger von Borussia Mönchengladbach. Seinerzeit habe ich aufrichtig bedauert, dass das garstige Vergnügen nach 75 Minuten schon vorbei war. Dementsprechend gefreut habe ich mich auf die vorliegende 81-minütige Zugabenrunde.

[REC] 1 und ² ergibt nach meinem Taschenrechner 156 Minuten [REC] und dies sind genau 81 Minuten zuviel. Denn mit Verlaub und auch wenn erneut die Erfolgsregisseure des ersten Teils am Werk waren; in dieser Qualität ist [REC]² ebenso unnötig wie das nur ein paar Monate nach Part 1 nachgereichte US-Remake.

Dass das Sequel mehr oder weniger die Situationen des Vorgängers noch einmal durchspielt, zeugt zwar nicht von Originalität, wäre an sich aber kein Beinbruch. DESCENT 2 etwa ist auch nur ein Aufguss von DESCENT 1 und trotzdem knallt’s. Und am Crystal Lake spielte sich auch neunmal dasselbe ab und trotzdem hatten wir meistens unseren Spaß. Aber [REC]² erlaubt sich eine Erklärung für die "Infektion", die nicht nur lachhaft ist, sondern auch noch den ganzen schönen ersten Teil ad absurdum führt. Ganz davon abgesehen, dass mit diesem neuen Hintergrund jede Quasi-Authentizität der First Person-Kamerainszenierung verlustigt geht.

Da Spoiler nicht unter zehn Hiebe auf den Zipfel bestraft werden, gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ins Detail. Nur soviel: Dieser schon im ersten Drittel lancierte Twist hatte auf mich die gleiche Wirkung, als würde ich abends auf eine Party kommen und der erste Gast, den ich treffe, kotzt mir gleich seinen Rotwein auf die Frisur… Und als ich schon dachte, dass mich bei diesem Film nichts mehr erschüttern könnte, schneien plötzlich diese Rotzlöffel ins Haus; die mit permanenten "Hey, Alter…", "Hey, Alter…", "Hey, Alter…" noch mehr nerven als ein Candirú, der sich in deine Harnröhre verirrt hat. Als hätte [REC]² sich nicht schon genug völlig unbrauchbare Protagonisten geleistet - siehe dieses Rentnerscharfschützenkommando und vor allem den Pfaffen, der hier anscheinend gottgebene Befehlsgewalt hat…

Einen Extrapunkt mit Küsschen regnet es allerdings für diesen epic Fehlschuss, den sich die Rotzgöre leistet, als ein Feuerwehrmann w/t schütterem Haar mit einem Infizierten im Clinch liegt. Dieser Fehlschuss ist zugleich Startschuss für den finalen Akt, in dem sich das Sequel vollends zur (unfreiwilligen) Verhohnepiepelung des ersten Teils sowie dem EXORZIST(en) entwickelt. Auch wenn mir da das Lachen eigentlich schon längst vergangen war; der folgenden Dialog zwischen Priester und Infizierten, den ich hier sinngemäß wiedergebe, hat dann doch wieder ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert:

"Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, sag mir wo du bist?" -
"Am höchsten Ort…" -
"Deine Gotteslästerungen schrecken mich nicht! Sag mir, wo du bist!" -
"Am allerhöchsten Ort!" -
"Aber in der Dachwohnung war doch nichts!"

Ich denke, ich habe genug zitiert Â…

[Rec]² Bild 1
[Rec]² Bild 2
[Rec]² Bild 3
[Rec]² Bild 4
FAZIT:

Ein wahrer Teufel von einem bescheuerten Twist und nervtötende Protagonisten (inklusive einer ständig "Hey, Alter!" parlierenden Bande von Rotzlöffeln) treiben uns ganz schnell auf die Seite der Infizierten. Obwohl, im zweiten Teil sind es streng genommen ja gar keine Infizierten mehr, sondern… - Womit wir wieder beim eingangs erwähnten Idiotentwist wären. Nee, Freunde, auch wenn ab und an die Action stimmt: [REC]² ist einfach nur Enttäuschung im Quadrat und letztendlich so überflüssig wie dieses sinnbefreite US-Remake des ersten Teils. Time to press [Stop]…

WERTUNG: 3 von 10 dämonischen Zungenküsse
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Andreas | 08.01.2011 14:57
hatte den film auch schon mal bei freunden gesehen, aber zum glück alles bereits verdrängt. kann und will mich also nicht mehr erinnern.

ich poste nur, um zu sagen, dass ich wegen dem satz
"...mehr nerven als ein Candirú, der sich in deine Harnröhre verirrt hat..." vor lauter lachen den kaffee über tisch, monitor, blumentopf und tastatur gehustet habe. danke chris!
Harald | 08.01.2011 15:25
das hab ich schon bei "Da Spoiler nicht unter zehn Hiebe auf den Zipfel bestraft werden" gemacht ;-)
>> antworten
Federico | 07.01.2011 15:18
(achtung spoiler)
Blödsinn! Du verkennst hier definitiv ein Meisterwerk! ;))
Nein, du hast schon recht REC 2 ist nicht ansatzweise so gut wie sein Vorgänger und ist in vielen Passagen auch strohdumm (und den Priester hätte ich auch gestrichen), aber an sich hatte ich meinen gruseligen Spaß mit diesem Film. Vll liegt es daran, dass ich mich nach xtausend Releaseverschiebungen schon ausgezerrt nach der DVD gesehnt habe. Klar, war da zunächst die Ernüchterung und ich glaube, dass ungefähr 2 von 10 Leuten diesen Twist akzeptieren bzw. nicht all zu dämlich finden, ich geöre auf jeden Fall zu diesen 2 dazu. Klar, Zombies wären mir immer noch lieber als, naja, diese Dinger, aber ich muss es Balagueró und Plaza definitiv anrechnen, dass sie versucht haben, keine weitere typische Fortsetzung zu fabrizieren sondern den Flm in eine andere Richtung gleiten zu lassen. Kann man sich damit nicht anfreunden, wird man den Film hassen (und das tun die meißten, auf jeden Fall in meinem Freundeskreis, die sich bei REC eins noch die Hosen vollgeschissen haben). Das Problem liegt aber auch daran, dass REC numero uno, den Schrecken ganz plötzlich inszeniert, das aus der netten Mitternachtsdoku auf einmal ein Albtraum wird, wir bei REC2 jedoch schon gespannt auf den ersten Schockeffekt warten und, naja, mit einer solchen Erwartungshaltung wird man sich auch schwer in Sichderheit wiegen lassen, wie im ersten Teil (der mit seiner banalen Feuerwehrsgeschichte zu beginn ja die Ruhe selbst ist).
Alles in allem finde ich REC2 jetzt nicht grandios aber unterhaltsam, "ganz nett" würde ich die Idee beschreiben, leider auch nicht mehr das Horrorereignis, welches ich mir gewünscht habe. Während im ersten Teil das unheilvolle "Dämonische" noch angedeutet wird, ist es im zweiten Teil eben der Aufhänger der Geschichte und das tut ihm nicht sonderlich gut, da menschenzerfleischende Zombies einfach viel gruseliger sind als auf Wänden krabbelnde Bessesene. Ich hab mich dennoch darauf eingelassen und durfte den einen oder anderen Schockmomente und Spannungsaufbau mit Freuden genießen und aus reiner Neugierde auf die Inszenierungsidee freue ich mich schon auf den (soweit ich weiß, bereits in Produktion) 3ten Teil - in dem die Teufelszombies hoffentlich ganz Barcelona überrennen.
6 von 10 dämonische Larven hat er sich in meinen Augen definitiv verdient.
Chris | 07.01.2011 17:00
ACHTUNG SPOILER!
Der Twist passt imo einfach nicht ins [REC]-Konzept. Man kann nicht mit tollwütigen Infizierten beginnen und plötzlich mit Dämonen weitermachen. Und warum erforscht der Vatikan heimlich(!) Besessene in einem Mietshaus (!!) mitten(!!!) in Barcelona? Der Vatikan hätte doch dafür ein ganzes Staatsgebiet und viele, viele Katakomben in Rom zur freien Verfügung. Warum befehligt der Priester eine Spezialeinheit? Wie Schweizer Gardisten sahen mir die Jungs ja nicht aus. Aber ich bin kein Logikfanatiker. Da stießen mir die schauspielerischen Leistungen schon mehr sauer auf; die waren streckenweise erschreckend dürftig und so verkrampft auf "Reality" getrimmt, dass es schon irreal geworden ist. Improvisation vom gruseligsten. Dadurch ging auch das (Quasi-)Authentische von Teil 1 verloren. Selbst der Schrecken auf dem Dachboden (welcher das Finale von Teil 1 noch unglaublich gespenstisch gemacht hat) hat in Teil 2 völlig seinen Schrecken verloren. [REC]² wirkt wie ein billiger auf die Schnelle zusammengepampter Nachschlag; mit einem Twist, der ja auch nicht gerade neu ist und bei dem zudem völlig plump Pazuzu rezitiert wurde.Und außerdem hat man es nicht zustande gebracht, auch nur einen halbwegs sympathischen Protagonisten auf die Reihe zu kriegen. Nee, sorry. Nach Teil 2 hält sich meine Vorfreude auf Teil 3 in Grenzen. Schade, der erste Teil war nämlich wirklich klasse...
Anito | 07.01.2011 19:11
Und wenn Teil 1 bereits das "dämonische" Konzept hätte? Wäre der 2. plötzlich besser? Rein Theoretüsch.

Nunja. Durchaus richtig die Kritikpunkte (Darsteller!!! Aber in rec1 auch eher "dürftig"). Gehöre jedoch ebenfals zu den "ungefähr 2 von 10 Leuten diesen Twist akzeptieren bzw. nicht all zu dämlich finden". Damit wären das wohl die 2...
Liegt wohl auch daran das ich generell nicht die größte FilmKunst erwarte wenn ich zb. Zombie oder Dämon in der Inhaltsangabe lese. Solche Filme sollen einfach für ca 90min "Spaß" machen. Nicht mehr und nicht weniger schaft REC2 bei mir. Hab jedenfals Lust auf REC3. Von mir aus auch mit der dümmsten Story aller Zeiten solang die Stimmung der ersten Teile erreicht wird.... obwohl... das Ende von rec2 war tatsächlich Schrott, null Überraschung. Kein Vergleich zu Teil 1.

Naja Geschmacksache. Ich hau jedenfals 7/10 raus... plusminus 1 ;-)
Hatte meinen Spaß.
Chris | 08.01.2011 04:21
Theoretisch schon. Praktisch nicht.

Aber natürlich nur nach meinem Dafürhalten. : )
Das Wort Zombie und Kunst schließt sich doch nicht aus. NÄCHTE DES GRAUENS? NIGHT OF THE LIVING DEAD? LIVING DEAD AT MANCHESTER MORGUE? DAWN OF THE DEAD ('78)? BRAIN DEAD? L'ALDILA?
Federico | 10.01.2011 15:17
Ja, also ich erwarte mir mittlerweile auch schon "Kunst" wenn ich Zombie höre/lese, es muss ja nicht immer der Direct-to-DVD Film sein, den ich mir anguck. Außer ich komm mal wieder auf die Idee, dass ich mir Dreck wie DEAD MAN WALKING oder STINK OF FLESH anschau, aber da muss ich mental schon sehr weit weg sein...

@Chris: Insofern geb ich dir Recht, das ganze ist dumm aufgezogen und wurde natürlich zu erster-Teil-Zeiten wahrscheinlich nicht bedacht bzw. ist dann schwer auf den Twist konzipiert worden. Das Fehlen einer wirklich Bezugs- oder Sympathieperson wie im ersten ist auch ein großes Manko, vom "schauspielerischen" wär' mir aber eigentlich nur der Herr Priester irgendwie aufgefallen (was auch nicht für den Rest der Besetzung spricht$) aber trotzdem kann ich die Aussage von Anito nur unterstreichen: 90 Minuten Spaß, kann aber dem Vorgänger eben nicht das Wasser reichen.
>> antworten
@Rezensent | 07.01.2011 14:06
tinyurl.com/38y98ta


So viel dazu...
Chris | 07.01.2011 16:31
Danke für das nette Bildchen! Live long & prosper! : )
>> antworten