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Darwin's Nightmare

Darwin's Nightmare

DOKUMENTARFILM: A, 2004
Regie: Hubert Sauper
Darsteller: -

STORY:


Tansania, Viktoriasee, Ende der 60er: Im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments wird der Nilbarsch, ein bis zu drei Meter langes Monstrum von einem Raubfisch, in den Viktoriasee eingesetzt. Abgesehen davon, dass das Untier binnen kürzester Zeit etwa 200 andere Fischarten im See ausrottete, kann das Projekt als Erfolg gewertet werden: 500 Tonnen Fisch werden täglich gefangen und nach Europa exportiert. Blendende Geschäfte also. Aber natürlich nicht für die Menschen vor Ort. Die müssen sich mit den Fischabfällen begnügen, oder mit den Plastikverpackungen, die von den Straßenkindern verbrannt und geraucht werden. Das lässt sie keine Schmerzen spüren, wenn sie ihre Körper an die russischen Piloten verkaufen, die wiederum Waffen ins Land schmuggeln. Denn Krieg ist und bleibt das lukrativste Geschäft auf dieser Welt.

KRITIK:

Wer naiverweise glaubt, dass ihn rein gar nichts mehr schockieren kann, den sollte "Darwin's Nightmare" eines besseren belehren. In unaufgeregten, aber umso einprägsameren Bildern erzählt der Dokumentarfilm des Österreichers Hubert Sauper vom ganz normalen Wahnsinn namens Kapitalismus: Vom Kreislauf der Geschäfte. Von wenigen Gewinnern und vielen Verlieren. Von ruinierten Ökosystemen und Menschenleben. Und wie die Wirtschaft buchstäblich über Leichen geht.

Ich sag's mal so: Jeder, der auch nur ein klein wenig Interesse aufbringt für die Dinge, die auf dieser unserer kleinen Welt so passieren, soll, nein muss diesen Film gesehen haben. Natürlich ist das gezeigte drastisch, starke Magennerven sind gefordert. Aber wegschauen ist feige.

Und dann fällt ein Satz, der zum Deprimierendsten gehört, das ich je gehört habe: "Wir freuen uns auf den Krieg. Denn die Regierung bezahlt ihre Soldaten sehr gut."

FAZIT:

Die Realität unserer Welt kann wirklich wehtun. Ansehen!

WERTUNG: 8/10
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Tintifax | 22.02.2006 11:31
... musste mir glatt nochmal den Review durchlesen - weil ich gesehen habe dass es in unserer Kantine heute "Victoriabarschfilet" gibt ...
>> antworten
Wolfgang | 15.02.2006 04:13
Erstens danke an filmtipps, ich hatte beim Gewinnspiel Glück.
War heute im leider beinahe leeren DeFrance um Darwin's Nightmare zu sehen. Innerhalb von Minuten wird man in eine völlig andere, miserable Welt versetzt die dem Titel 'nightmare' auf alle Fälle gerecht wird. Persönliche Schicksale werden mit viel Feingefühl und Respekt erzählt, fast so als ob man selbst Gespräche führen würde. Der Film zeigt neben den erschütternden Mängeln an Grundbedürftnissen die perversen Strukturen unserer kriegerischen und monetaristischen Gesellschaft auf, und wie (manche?) Staaten gezielt die Bevölkerung in die Abhängigkeit steuern.
Ich wünsche Hubert Sauper viel Glück bei den Oscars, ein derartiger Film hat es sich verdient. Erschüttert, auch peinlich berührt (warum geht es mir so gut - ungerecht?) aber mit erweitertem Horizont wandert man dann aus dem Kino, und die Doku hat erreicht was nur die besten schaffen, man macht sich im Nachhein Gedanken. Die Bilder haben sich jedenfalls in mir festgebrannt. Ich kann nur jedem empfehlen, solange es noch möglich ist, dieses Stück Kunst auf sich einwirken zu lassen.
Wolfgang | 15.02.2006 04:24
"Es ist zum Beispiel unglaublich aber wahr, dass, wo immer in einer relativ armen Gegend ein wertvoller Rohstoff entdeckt wird, die Menschen im Umfeld des neuen Reichtums elendig zugrunde gehen. Ihre Söhne werden zu Wächtern und Soldaten, ihre Töchter zu Dienerinnen und Huren. Es macht mich krank, diese sich wiederholende Geschichte immer wieder zu hören und zu sehen.

Die meisten von uns kennen die destruktiven Mechanismen unserer Zeit, und doch können wir sie nicht richtig begreifen. Es ist sehr schwer, das, was man weiß, auch glauben und wahrlich verstehen zu können.
Die Transzendenz und die Poesie des Kinos ist teilweise imstande, zwischen dem Wissen und dem Begreifen eine Brücke zu schlagen."

(Hubert Sauper - trifft den Nagel auf den Kopf und spricht mir aus der Seele)

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