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Ghostland

Ghostland

OT: Incident in a Ghost Land
HORROR: F/CAN, 2018
Regie: Pascal Laugier
Darsteller: Crystal Reed, Rob Archer, Emilia Jones, Taylor Hickson, Anastasia Phillips

STORY:

"Incident in a Ghostland" heißt der neue Roman der erfolgreichen Horror-Autorin Elisabeth Keller. Er handelt von zwei sadistischen Mördern, die in ein abgelegenes Landhaus eindringen und eine Familie terrorisieren. Das Buch wird zum Bestseller. Was die Leser noch nicht wissen: Die Geschichte basiert auf tatsächlichen Ereignissen. Die möglicherweise genau in diesem Moment geschehen...

KRITIK:

"Knüppelhart" sei der neue Film von Pascal Laugier, versprechen die lieben Menschen vom /slash-Festival, die im März die Österreich-Premiere von GHOSTLAND ausrichteten. Der Autor dieser Zeilen wurde damals von einem Grippevirus niedergestreckt und musste folglich dem regulären Kinostart entgegenfiebern, im wahrsten Sinn des Wortes.

Mit MARTYRS lieferte Pascal Laugier bekanntlich einen filmischen Gewaltexzess ab, der die neue französische Horrorwelle 2008 an einen Punkt führte, von dem sie nicht mehr weiter wusste. Für viele ist MARTYRS nichts Geringeres als der 2001 des Folterhorrorkinos. Ein Film, der wahnhaft brutale graphische Gewalt mit einer fast schon größenwahnsinnigen, metaphysisch-existenzphilosophischen Erzählebene im Kubrickschen Sinne zu verknüpfen trachtete. Was sollte nach so einem Film noch kommen?

Mit dem unberechenbaren Mystery-Thriller THE TALL MAN (2012) hatte Laugier auch prompt das Gros der Torture-Porn-Groupies gegen sich aufgebracht. Dabei war THE TALL MAN zumindest meiner bescheidenen Meinung nach der deutlich bessere Film. Eine traumschöne, melancholische, Normen und Konventionen sprengende Geisterbahnfahrt ins finstere Herz von Smalltown America, wie sie wohl nur ein leicht wahnsinniger Franzose hinbekommen kann, lautete mein damaliges Fazit, das ich auch heute, nach kürzlich erfolgter Neusichtung, noch so unterschreiben würde.

Und nun also GHOSTLAND. Für Gesprächsstoff sorgten diesmal weder forcierter Gewaltlevel noch enttäuschte Fan-Erwartungen, sondern ein Unfall am Set, bei der sich die junge Schauspielerin Taylor Hickson schwere Gesichtsverletzungen zuzog. Die darauf folgende juristische Auseinandersetzung dürfte mit ein Grund für die lange Wartezeit (sechs Jahre seit THE TALL MAN) sein.

Wie auch immer, das Warten hat sich gelohnt. Der Film ist tatsächlich knüppelhart, die /slash-Crew hat keineswegs zu viel versprochen. Man merkt deutlich, dass Pascal Laugier mit dem Terrorkino der Seventies sozialisiert wurde. Unberechenbar wie eh und je, spielt Laugier eine Runde Home Invasion im Geisterhaus, wo es alles gibt, von unheimlichen Puppen über doppelte Böden und Alice-im-Wunderland-Spiegel, nur eben keine Geister. Wer alte Puppen schon grundsätzlich gruselig findet, sollte erst einmal die Typen sehen, die hier damit spielen.

Die Atmosphäre ist von der ersten Minute an beklemmend, die Spannung beachtlich, der Tonfall zunehmend hysterisch. Twist folgt auf Twist, wenig ist, wie es anfangs scheint, und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man grundsätzlich alles für möglich hält. Nur Geister gibt es wie schon gesagt keine; der Filmtitel ist wohl eine beabsichtigte Mogelpackung. So surreal und bisweilen grotesk das Geschehen auch anmuten mag, es bleibt auf dem (doppelten) Boden der Tatsachen.

Ghostland Bild 1
Ghostland Bild 2
Ghostland Bild 3
Ghostland Bild 4
Ghostland Bild 5
FAZIT:

Hinter dem irreführenden Titel und dem belanglos-lieblosen deutschen Filmplakat, das wohl die Blumhouse-Fans abholen soll, verbirgt sich der neue, wie gewohnt unberechenbare Film von MARTYRS-Regisseur Pascal Laugier. Erwarten Sie alles, nur keinen Geisterfilm. Irrlichternde Bilder, brachiale Gewalt, doppelte Böden und die Extraportion Seventies-Terrorkino in einem spukhaften Landhaus, wo H.P. Lovecraft mit Rob Zombie Puppen spielt.

WERTUNG: 8 von 10 Eiswägen
Dein Kommentar >>
Dierk | 12.01.2020 14:19
Zusammen mit Hereditary für mich das Beste, was der Horrorfilm in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
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