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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Goodbye und Amen

Goodbye und Amen

OT: Goodbye e Amen
POLIZIOTTESCO: FR, ITA, 1977
Regie: Damiano Damiani
Darsteller: Tony Musante, Claudia Cardinale, Renzo Palmer, John Forsythe, John Steiner u.a.

STORY:

John Dhannay ist ein erfolgreicher CIA Agent, der in Rom stationiert ist.
Gerade plant er mit seiner Spezialeinheit einen wichtigen Einsatz, als sein alter Freund und ehemaliger Botschaftsmitarbeiter Harry Lambert plötzlich Amok läuft und von einem Hoteldach aus Passanten erschießt.
Dem nicht genug, nimmt er sich Lambert zwei Geiseln, um die Polizei zu erpressen.

John ändert seine Pläne und fährt zum Hotel. Bald kommen John Zweifel an der Identität des Amokläufers. Er ermittelt in alle Richtungen. Kann er herausfinden, wer sich dort wirklich bewaffnet im Hotel verschanzt hat und gleichzeitig seinen (politisch zweifelhaften) Auftrag ausführen?

KRITIK:

GOODBYE UND AMEN ist ein leider kaum bekannter spannender Agententhriller von Regisseur und Drehbuchautor Damiano Damiani (u.a. verantwortlich für WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? und den meiner Meinung nach unterschätzten AMITYVILLE 2 - DER BESESSENE).

Neben kurzweiliger actionlastiger Unterhaltung darf man sich bei diesem italienischen testosteronschwangeren Agentenfilm über mal mehr, manchmal weniger beabsichtige lustige Szenen freuen.

Wenn der etwas korpulente zwölf Jahre alte Sohn des (vermeintlichen) Amokläufers seine Mutter für das Verschwinden des Vaters verantwortlich macht und rumbrüllt, sie sei eine schlechte Frau, wirkt es eher amüsant als tragisch.
Vor allem wenn er rumhüpft wie Rumpelstilzchen und in seinem Strampelanzug-ähnlichen Schlafanzug aussieht wie ein grantiger Hobbit.
Die Ansätze von Familientragödie lösen sich in seichter Unterhaltung auf. Was aber kein Fehler ist.

Besonders gelungen sind die Szenen im Hotelzimmer, die auch den größten Raum der Handlung einnehmen.
Der Amokläufer (bedrohlich: John Steiner; u.a. SALON KITTY) nimmt sich ausgerechnet die neureiche Unternehmerehefrau Signora de Mauro (immer sehenswert: Claudia Cardinale!) und deren eitlen, jungen Schauspieler-Liebhaber als Geiseln.

Schon als der aufstrebende Mime dem Gangster splitterfasernackt, lediglich mit einem Cowboy-Hut bekleidet, die Tür aufmacht, schwant dem Geiselnehmer wohl Böses.
Er hat sich auf kein leichtes Spiel eingelassen mit dem Liebespaar. Während sich der Möchtegern-Filmstar als waschechter schwächlicher Jammerlappen entpuppt, der ans Bett gefesselt ständig nach Beruhigungsmitteln verlangt und damit nicht nur seiner Liebhaberin, sondern auch dem bewaffneten Eindringling massivst auf die Nerven geht, liefert sich Signora De Mauro ein kleines Psycho-Duell subtilerer Art mit dem Bösewicht.
Auf der anderen Seite der Tür trägt die Polizei mit Anrufen und Megaphondurchsagen das Ihrige dazu bei, um das Nervenkostüm von "Lambert" zu strapazieren. (Anm.: Ob es sich bei dem Übeltäter tatsächlich um Lambert handelt, ist für den Zuschauer wie für die Protagonisten im Film eine geraume Zeit nicht überprüfbar).

Die Geschichte funktioniert und ist schlüssig, auch wenn auf irgendeine Art von Tiefgang beinahe gänzlich verzichtet wurde.
Aber auch Filme, bei dem der Faktor Spannung im Vordergrund steht, haben im Poliziottesco-Genre ihre Berechtigung.
In erster Linie ragt GOODBYE UND AMEN aber wegen der fantastischen Schauspielerriege aus der Masse heraus. Tony Musante (bekannt aus GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE oder MERCENARIO) und der sympathische und authentisch wirkende Renzo Palmer (RACKET, EIN BÜRGER SETZT SICH ZUR WEHR) sind schon rein optisch ein cooles Gespann und haben immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Der drahtige John Steiner sieht in seinen Schlaghosen lässig und beängstigend zugleich aus.
Und Claudia Cardinale darf in ihrer Rolle als distinguierte und recht abgeklärte Frau aus der Oberschicht zeigen, was für eine großartige Diva in ihr steckt.

Das simple, aber effektive Soundtrack-Gedudel der De Angelis- Brüder ist ebenfalls eine lobenswerte Erwähnung wert.

Goodbye und Amen Bild 1
Goodbye und Amen Bild 2
Goodbye und Amen Bild 3
Goodbye und Amen Bild 4
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Goodbye und Amen Bild 6
Goodbye und Amen Bild 7
FAZIT:

Gutes Schau-Spiel, Spaß, Spannung - fehlt nur noch die Schokolade. GOODBYE UND AMEN ist keine exquisite Praline, aber ein leckeres Überraschungsei, das hält, was die Werbung verspricht.

WERTUNG: 7 von 10 nackten Cowboys
TEXT © Mauritia Mayer
Dein Kommentar >>
Friedgard Thoma | 27.03.2018 22:54
Der Film "Goodbye und Amen" istim Widerspruch zur oben geschriebenen Beurteilung eine überaus "exquisite Praline" - ich kenne keinen Regisseur, der intelligenter, straffer und spannender an einen solchen Stoff heranginge als Damiano Damiani, und keinen Schauspieler,der in der Rolle des CIA-Agenten professioneller agieren könnte als Tony Musante. Ganz große Klasse. Warum sieht man solche Filme so selten? Weil sie zu gut, zu exquisit für die Masse sind?
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