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The Disappeared - Das Böse ist unter uns

The Disappeared - Das Böse ist unter uns

OT: The Disappeared
HORROR: UK, 2008
Regie: Johnny Kevorkian
Darsteller: Harry Treadaway, Greg Wise, Alex Jennings, Tom Felton

STORY:

Ausgerechnet an seinem Geburtstag soll Matt auf seinen kleinen Bruder Tom aufpassen. Klar dass Matt wenig Bock drauf hat und stattdessen lieber Party macht. Tom lässt er in der Zwischenzeit allein auf den Spielplatz ziehen. Als er in schließlich abholen will, ist Tom wie vom Erdboden verschluckt. Selbst eine Suchaktion und Medien-Aufrufe bringen Tom nicht wieder. Matt verliert zusehends den Boden unter den Füßen. Die unausgesprochenen Anschuldigungen seines Vaters machen die Sache auch nicht leichter. Und als ob das noch nicht genug wäre, hört Matt plötzlich auch noch Toms Stimme seinen Namen rufen und hat kurze Zeit später immer wieder Erscheinungen in denen Tom auftaucht. Verliert er nun vollständig den Verstand?

KRITIK:

Trostlose Betonklötze, ein Spielplatz der aus nicht viel mehr als aus einer Schaukel zu bestehen scheint, enge Wohnung mit Fließen an der Küchenwand, das ist die Welt, in der "The Disappeared" spielt. Ein britisches "Vorstadtghetto", dort wo die junge Burschen grundsätzlich mit Kapuzenpullis und Jogginghosen herumlungern und man nicht viel Kohle hat. Das ist auch Matts Welt. Zusammen mit seinem Vater teilt er sich eine kleine Wohnung. Die Mutter ist schon lange abgehauen. Und auch sonst herrscht alles andere als eitle Wonne und Sonnenschein. Das war aber vor Toms Verschwinden auch nicht viel anders.

"The Disappeared" beginnt wie ein Sozialdrama. Das Milieu in dem die Geschichte spielt wird durchleuchtet, wobei durchaus auch Wert auf Authentizität gelegt wird. Dazu gehört auch, dass viel geflucht wird. Nicht nur deshalb empfiehlt es sich den Film auf Englisch anzusehen.

Mit fortlaufender Filmdauer kommen jedoch immer mehr und mehr Mysteryelemente in die Geschichte. "The Disappeared" ist eigentlich ein Mystery-Thriller. Allerdings kein gewöhnlicher 08/15-Thriller aus der Retorte. Es ist vor allem die Drama-Komponente, der ganze Hintergrund, der den Film zu etwas Besonderem macht. Es wird viel Wert auf die Charaktere gelegt, auf ihre Probleme und ihre Beziehungen untereinander.

Zu Beginn des Films sehen wir Matt, wie er nach dem Verschwinden seines Bruders von seinem Vater aus einer Klinik abgeholt hat. Matt hat die Sache mit Tom augenscheinlich sehr zugesetzt, er muss nun Medikamente nehmen, hat Arzttermine wahrzunehmen und versucht gleichzeitig den Wiedereintritt in sein altes Leben. Doch wie soll das gehen, wenn man immer und überall an seinen kleinen Bruder erinnert wird? Das Schlafzimmer, in dem immer noch zwei Betten stehen, der Spielplatz, an dem Matt fast täglich vorbei muss und die unausgesprochenen, unterschwelligen Dinge zwischen Matt und seinem Vater. Der Film zeigt auch, wie es ist, wenn die alten Freunde plötzlich nicht mehr wissen, wie sie sich gegenüber einem überhaupt noch verhalten sollen.

Dass seine Wurzeln jedoch im Mystery-Gefilde liegen, kann "The Disappeared" nicht verleugnen. Von flackernden Lichtern bis hin zu Spielzeugautos die scheinbar von Geisterhand bewegt über den Fußboden gleiten, findet man viele gängige Horrormotive. Diese werden anfangs noch recht sparsam eingesetzt, aber gegen Ende wird es sogar ein wenig blutig. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass der Film anstatt auf billige Effekthascherei mehre auf eine düstere Atmosphäre setzt.

Die Mischung aus Jugenddrama und Horrormär funktioniert überraschend gut, nicht zuletzt Dank der guten Darsteller, die für die eine oder andere beklemmenden Szene sorgen. Ihnen ist es zu verdanken, dass die nicht mystischen Szenen oft sogar noch länger nachwirken als die Gruselszenen. Zumal sich die wirklich creepy Szenen ja auch eher in Grenzen halten.

Die Darsteller, allen voran Hauptdarsteller Harry Treadaway machen ihre Sache ausgesprochen gut. Matts wachsende Paranoia, die unterschwellige Wut, die Angst, all das bringt Treadaway glaubhaft rüber. Treadaway beherrscht in seinem Spiel auch die feinen Nuancen und vermag mit seinem eindringlichen Spiel den Film über weite Strecken auch alleine zu tragen. Sehenswert ist aber auch Greg Wise, der Matts Vater spielt und die Hilf- und Wortlosigkeit seiner Figur oftmals nur mit den Augen zur Geltung bringt. In einer Nebenrolle sieht man zudem "Malfoy" Tom Felton.

Es gibt aber auch ein paar Dinge, die den Film die Luft rausnehmen: Die Story ist zwar gut erzählt, aber nicht wirklich neu. Außerdem hatte ich ein paar Mal das Gefühl, dass da wohl ein wenig geschnitten worden ist. Manche Erzählstränge werden nur angedeutet (falls man das überhaupt so nennen kann) und dergleichen.

The Disappeared - Das Böse ist unter uns Bild 1
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The Disappeared - Das Böse ist unter uns Bild 4
The Disappeared - Das Böse ist unter uns Bild 5
FAZIT:

In einer Londoner Vorortsiedlung verschwinden regelmäßig Kinder und niemand scheint einen Zusammenhang zu sehen. "The Disappeared" ist eine düstere Mischung aus Jugend-, Sozialdrama und Mysterythriller, der ohne großartige Effekthascherei auskommt und stattdessen auf eine düstere Atmosphäre setzt.

WERTUNG: 7 von 10 kaputten Kinderuhren
TEXT © Gerti
Dein Kommentar >>
Harald | 24.08.2011 23:43
Sehr schöne Kritik, danke.
Freu mich auch sehr, dass das Redaktionssystem funktioniert & verwendet wird.
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