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Totenchor der Knochenmänner

Totenchor der Knochenmänner

OT: La Orgía de los Muertos
HORROR: ESP, I, 1972
Regie: José Luis Merino
Darsteller: Stelvio Rossi, Maria Pia Conte, Dyanik Zurakowska, Paul Naschy

STORY:

Der russische Weltenbummler Serge Chekov erbt von seinem kürzlich verstorbenen Onkel ein stattliches Herrenhaus in einem düsteren, schottischen Dorf. Schon kurz nach seiner Ankunft findet Chekov eine erhängte Frau am nahegelegenen Friedhof. Er ahnt noch nicht, dass deren Geheimnis eng mit seiner Erbschaft verknüpft ist; an der offenbar viele undurchsichtige, mysteriöse Gestalten ein Interesse hegen. Dann geschehen weitere Morde und selbst die Toten scheinen wieder lebendig zu werden ...

KRITIK:

Auch wenn es der deutsche Titel nahe legt: TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER ist nicht die Verfilmung eines John Sinclair-Romans. Und obwohl das Filmherkunftsland Spanien heißt, das Produktionsjahr in den frühen Siebzigern verortet ist und Paul Naschy einen nekrophil angehauchten, debilen Totengräber spielt, gibt es wider Erwarten auch keinen Eurotrash der Marke BLUTRAUSCH DER ZOMBIES. Nicht, dass das eine oder andere verwerflich wäre, aber der TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER bietet dann doch ein Set, welches ich nicht unbedingt in der Form erwartet hätte.

Zunächst einmal ist LA ORGÍA DE LOS MUERTOS - wie dieser Film im Original heißt - optisch und atmosphärisch ein äußerst exquisiter gotischer Traum. Ein Herrenhaus in einem düsteren, abgeschiedenen Dorf, alte Friedhöfe, Krypten und Katakomben, Geheimgänge und Laboratorien - jede (Original-) Kulisse kommt fast wie die Eastmancolor-Version einer Simon Marsden-Fotografie daher.

Eine geheimnisvolle Erbschaft, eine erhängte Frau und viele mysteriöse Gestalten, die vom eingangs erwähnten Totengräber über die okkulten Praktiken nachgehenden schönen Gräfin bishin zum Wissenschaftler, der im Geheimen mit toter Materie experimentiert, deuten zunächst eine klassische Schauermär an, doch der Plot bleibt über weite Strecken ein fast lupenreines Murder Mystery im prächtigen gotischen Ambiente.

Dabei entwickelt sich die Geschichte innerhalb der im Akkord aufgebotenen morbiden Blickfängern eher behäbig, doch mit zunehmender Laufzeit stellt sich dann doch Spannung ein, denn die merkwürdigen bis unheimlichen Geschehnisse werden immer wieder geschickt nebulös verschleiert, so dass man sich lange nicht sicher ist, ob hier nun das Übernatürliche oder ein gewieftes kriminelles Komplott dahintersteckt.

Aufgewertet wird Merinos ohnehin hochatmosphärische Inszenierung durch eine gewisse Affinität zu Friedhöfen, Gebeinen und alten Grüften, welche den TOTENCHOR sogar in die Nähe der morbideren Werke eines Edgar Allan Poe bringt.

Totenchor der Knochenmänner Bild 1
Totenchor der Knochenmänner Bild 2
Totenchor der Knochenmänner Bild 3
Totenchor der Knochenmänner Bild 4
Totenchor der Knochenmänner Bild 5
FAZIT:

Der deutsche Verleihtitel lässt auf Eurotrash schließen, doch hinter dem TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER aus den frühen Siebzigern verbirgt sich tatsächlich ein gotisches Murder Mystery in prächtig-düsterem Gewand. Die etwas behäbige Plotentwicklung erfordert Geduld, die aber mit stimmigen Bildern und einem gespenstischen Finale belohnt wird. Ob gewollt oder ungewollt - mit seiner Affinität zu Grüften, Gebeinen und alten Friedhöfen ist dieses spanisch-italienische Schauerstück ganz nahe dran am Geist von Poes morbideren Werken...

 

WERTUNG: 8 von 10 Schlägereien mit dem Butler
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Marcel | 21.03.2012 11:53
Paul Naschy ist immer eine Bank. Ich müsste mal was zu "Blue Eyes of a Broken Doll" schreiben. Diesen hier werde ich mir aber auch noch besorgen.
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