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Er nennt sie Rihanna. Weil sie so schön ist. Sie, das ist eine exotische Wüstenspinne, die Kaleb bei einem Schwarzhändler erstanden hat. Nun sollte man schöne Dinge nicht unbedingt in hässlichen Schuhschachteln aufbewahren. Eine Lektion, die Kaleb noch schmerzhaft lernen wird. Denn das Spinnentier büchst natürlich aus und sorgt mit seiner beträchtlichen Anzahl an Nachkommen für Panik im Plattenbau.

VERMIN ist der Eröffnungsfilm der 23er-Ausgabe des Wiener /slash Filmfestivals, das dieses Jahr einen Spinnen-Schwerpunkt gesetzt hat. Neben VERMIN sorgen aggressive und tödliche Achtbeiner vom Klassiker TARANTULA über KINGDOM OF PIDERS (mit William Shatner!) und ARACHNOPHOBIA und eben VERMIN für erhöhte Herzschlagfrequenz bei Arachnophobikern.

VERMIN ist das Langfilm-Debüt des jungen französischen Regisseurs Sébastien Vanicek. Der Film spielt in einer dieser gesichtslosen französischen Vorstädte und wird aus der Perspektive von marginalisierten Youngsters, fast alle mit Migrationshintergrund erzählt: Der raue, harte Sozialrealismus von neueren französischen - ich nenne sie jetzt einfach mal "Banlieue-Filmen" wie UN PROPHETE oder, ganz aktuell und umstritten: ATHENA wird mit dem Tierhorror gekreuzt. Ein riskantes Experiment, das aber aufgeht - und wie!

Der Film beginnt mit einer Vorstellungsrunde, in der wir die Charaktere näher kennenlernen. Da wäre der Schmuggelware-Dealer und Gefahrtierhalter Kaleb, der sich ein heruntergekommenes Apartment mit seiner Schwester, einer Polizistin ausgerechnet, teilt. Das Zusammenleben zwischen Gesetzesbrecher und Gesetzesbrecherfängerin gestaltet sich naturgemäß nicht gerade friktionsfrei, und die Vibes werden auch nicht besser, als Kalebs entkommenes Spinnentier Angst und Schrecken im der Wohnhausanlage verbreitet.

VERMIN ist technisch hervorragend gemacht und legt ein beachtliches Tempo vor. Dabei setzt er weniger auf Schock- und Schleimeffekte als vielmehr auf Suspense, auf das Gefühl allgegenwärtiger Bedrohung, auf Terror und Klaustrophobie. Man muss nicht einmal ein ausgewiesener Spinnen-Phobiker sein, um ein ziemlich flaues Magengefühl zu bekommen - zumal auch mit echten Spinnen gearbeitet wurde. Für wirkliche Arachnophobiker ist das sowieso schlimmstes Albtraum-Material. 

Das Szenario eskaliert immer weiter, da sich die Spinnen exponentiell vermehren und den Überlebenskampf der Menschen immer aussichtsloser machen - zumal die Fluchtwege versperrt sind und die Polizei - in französischen Filmen üblicherweise weder Freund noch Helfer - auch nicht gerade zur Verbesserung der Lage beiträgt. Dabei gelingen Regisseur Sébastien Vanicek eindringliche Portraits von Menschen in absoluten Ausnahmezuständen. Ein ziemliches Brett von einem Tier-Terrorfilm! Merkt ihn euch vor. Eine deutsche Veröffentlichung via PLAION PICTURES (ehemals Koch Media) ist angekündigt.