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Zwiebel-Jack räumt auf

Zwiebel-Jack räumt auf

OT: Cipolla Colt
ITALO-WESTERN-KLAMAUK: I/D/E, 1975
Regie: Enzo G. Castellari
Darsteller: Franco Nero, Martin Balsam, Sterling Hayden

STORY:

Zwiebel-Jack und sein sprechendes Pferd Archibald legen sich mit einem Öl-Baron an. Der hat nämlich Jacks frisch erworbenes Ackerland im Visier und will dort seinen Ölreichtum vermehren. Doch Zwiebel-Jack will einfach nur seine Zwiebeln anbauen. Die beiden Standpunkte lassen keinen Kompromiss zu. Aber Zwiebel-Jack weiß sich zu wehren. Mit Fäusten und mit Mundgeruch. Oder aber er erlabert seine Gegner.

KRITIK:

Wer sich die Inhaltsangabe durchliest (und vielleicht danach, die Augen reibend, noch ein zweites Mal), wird sich fragen, was in aller Welt in Enzo G. Castellari gefahren ist.

Der Mann, der den Italowestern mit DJANGO - DIE TOTENGRÄBER WARTEN SCHON und natürlich KEOMA bereichert hat. Der Franco Nero in EIN BÜRGER SETZT SICH ZUR WEHR Amok laufen lässt. Der uns INGLORIOUS BASTARDS geschenkt hat. Ihr merkt schon, Castellari ist ein filmtipps.at-Liebling.

Und dann das.

Vielleicht hat er aber auch einfach die Zeichen der Zeit erkannt. Ein Fremder ohne Namen lockte 1975 nicht mal einen mexikanischen Banditen oder wenigstens seinen Poncho aus dem Versteck. Stattdessen blödelten und vor allem prügelten sich Terence Hill und Bud Spencer, bis die Kinokassen klingelten. Warum also auf den fahrenden Zug nicht einfach aufspringen.

Der Zug fuhr dann nach Paradise City. Und schon beim ersten Anblick der Öltürme wird klar, da waren keine Stümper am Werk. Die Fotografie von Alejandro Ulloa ist fabelhaft. Und wer sich seine Filmografie anschaut, weiß auch, dass ihm die deutsche Wikipedia großes Unrecht antut.

Am Drehbuch schrieb Sergio Donato mit. Vermutlich ein Grund, warum Teile der Geschichte eine, na sagen wir Referenz zu dem Überklassiker SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD sind. Die Oliver Onions - kein Wortspiel, Ehrenwort! - sorgen für die nötige Stimmung und verpassen dem Film einen munteren Spaß-Soundtrack.

Und zuletzt natürlich die Besetzung: Franco Nero als Terence-Hill-Surrogat. Als zwiebelfressender Furz. Geht so etwas? Unabhängig von irgendwelchen grundsätzlichen Einwänden - ja. Und wie.

Castellari und Nero hauen alle raus, was ihnen an Unsinn einfällt. Verfolgungsjagden enden damit, dass ein Fahrrad zum Pony wird. Vom sprechenden Pferd will ich erst gar nicht anfangen. Der Ölmagnat hat ein Goldhändchen. Im wörtlichen Sinne. Sein Diener trägt Seitenscheitel und hört auf den wenig romantischen Namen Adolf. Und für die notwendige Publicity sorgt Herr Pulitzer. Das Sahnehäubchen ist allerdings die gewohnt unfassbare Schnoddersynchro unter Rainer Brandt.

"Macht, dass ihr weiterkommt! Ihr wisst genau, der Sheriff mag keine Menschenaufläufe. Nur Nudelaufläufe mag er." Ja, solch albernen Schabernack traut man sich heute einfach nicht mehr.

Zwiebel-Jack räumt auf Bild 1
Zwiebel-Jack räumt auf Bild 2
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Zwiebel-Jack räumt auf Bild 4
Zwiebel-Jack räumt auf Bild 5
FAZIT:

Franco Nero lässt das Maschinengewehr Maschinengewehr sein und ballert lieber mit Worten, Fäusten oder Zwiebeln. Subtil ist das nicht. Auch erreicht nicht jeder Witz sein Ziel. Aber bei der hohen Gagdichte landet ZWIEBEL-JACK einfach so viele Treffer, dass man sein breites Grinsen kaum über die gesamte Laufzeit unterdrücken kann. Und alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß an der Freud. Es muss ja nicht immer nihilistisch sein.

Seit 2.5.2014 gibt es die Blu-Ray als Teil der Franco-Nero-Collection von Koch Media.

WERTUNG: 6 von 10 ausgepressten Zwiebeln
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
Johannes | 07.05.2014 11:33
Ich fordere Rainer Brandt heilig zu sprechen - der Mann ist ein Genie und verantworlich für viele viele Filmstunden voller Heiterkeit. Da tun mir alle leid, die kein Deutsch können... *g*
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