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Amok - He Was a Quiet Man

Amok - He Was a Quiet Man

OT: He Was a Quiet Man
LOVESTORY, SATIRE: USA, 2007
Regie: Frank A. Cappello
Darsteller: Christian Slater, Elisha Cuthbert, William H. Macy, Jamison Jones

STORY:

Bob Maconel ist der typische Außenseiter. Verklemmt, in seiner Arbeit ständigen Demütigungen ausgesetzt und ohne richtige Freunde. Doch Bob hat es satt. Er schmiedet Rachepläne und träumt davon seine Firma in den Luft zu jagen, oder zumindest einige unliebsame Kollegen zu erschießen. Bisher fehlte ihm zur Verwirklichungen seiner blutigen Phantasien jedoch vor allem eines: Mum. Als er wieder einmal mit geladener Waffe an seinem Schreibtisch sitzt, muss er feststellen, das er nicht der einzige potentielle Amokläufer ist. Wider erwarten findet sich Bob in der Rolle des Helden wieder. Von seiner Umwelt mit ganz anderen Augen wahrgenommen, beginnt für ihn scheinbar ein neues Leben. Doch die Fassade bröckelt zusehends...

KRITIK:

"Früher war es einfacher, da wusste ein Mann was es heißt ein Mann zu sein, wenn er Unrecht sah wehrte er sich, es war sein Recht es zu tun, das wurde von ihm erwartet, seine ganze Art zu leben, die Schule die er durchlaufen musste, bereitete ihn auf unausweichliche Konfrontationen vor, solche bei denen man verstümmelt wurde oder sogar sterben konnte.
Aber dann geschah etwas: Gesetze wurden verabschiedet, Anwälte schwangen sich zu unseren Göttern auf. Was früher einfach zu verstehen war, ging unter in der Bürokratie dessen was wir als Zivilisation bezeichnen."

Was wären Porträts von Amokläufern ohne solch pathetisch-kämpferische Monologe? In He was a quiet man wird dem Zuseher der obige Monolog bereits zu Beginn des Films um die Ohren gehauen. Das liegt vermutlich daran, dass der Film sich in eine ganz andere Art entwickelt, als man es als erwarten würde. Die Geschichte schlägt einen Haken nach den anderen, entwickelt sich von der einen Richtung in die andere, ohne jedoch jemals unübersichtlich oder unglaubwürdig zu werden.

Klar, dass ich da nicht allzu viel spoilern möchte. Nur so viel sei verraten: Eine Anatomie eines Amoklaufes sieht anders aus. In den vielen unerwarteten Wendungen und Wirrungen liegt auch eine der Stärken des Films: Endlich wieder einmal ein Film, bei dem man mitfiebern kann, bei dem man nicht sofort weiß wie es weitergeht, ein Film der überrascht.

Doch nicht nur die Richtung des Films überrascht, auch auf ein Genre lässt sich He was a quiet man nur schwer festmachen. Der Film ist voll tragisch-komischer Momente, der Wechsel kommt oft abrupt. Gerade freut man sich mit den Protagonisten, lacht mit ihnen, ist von einem Moment auf den anderen alles anders, was so schön war endet auf einmal in einem Desaster, man möchte gar nicht mehr hinsehen.

Wie gesagt, der Film lässt sich schwer festmachen, beinhaltet auch immer wieder surreale Szenen und lässt Raum für Interpretationen. Und er weist teilweise auch selbst auf die Ebene hinter der vordergründigen Geschichte hin, beispielsweise in der Traumsequenz.

He was a quiet man ist ein wunderbarer Film. Ein feinfühliges Drama, eine zarte Liebesgeschichte, gespickt mit schwarzem Humor und surealen Szenarien. Wer allerdings Erfahrungen mit solchen Filmen hat, wird den Film vielleicht als zu "schön", als zu "glatt" empfinden. Diesen Einwand will ich auch durchaus gelten lassen. Der Film riskiert nicht wirklich etwas und ist primär nun auch einmal eine, streckenweise auch wunderschöne, Liebesgeschichte. Vielleicht sogar der Feelgood-Movie unter den Amokläuferfilmen. Oder so ähnlich.

Doch nicht nur storytechnisch konnte der Film bei mir landen, auch visuell und schauspielerisch hat er mir gefallen.

Der Schluss bietet einigen Diskussions- und Interpretationsspielraum. Dass dürfte auch den Machern klar gewesen sein, denn ansonsten würde man nicht auf DVD gleich mehrere alternative Enden nachgucken können. Und entfallene Szenen findet man auch auf der Silberscheibe aus dem Hause 3L.

FAZIT:

Wer hinter dem reißerischem deutschen Titel "AMOK" ein x-beliebiges Amokläuferporträt erwartet, würde He was a quiet man unrecht tun.
He was a quiet man ist so viel mehr, ein Film dessen Geschichte Haken schlägt und in dem die Auf und Abs des Lebens Hand in Hand gehen, der eine zarte Liebesgeschichte erzählt und hin und wieder auch Humor durch blitzen lässt. Trotz seiner ernsten Thematik riskiert es He was a quiet man nicht ständig bedeutungsschwanger und trostlos daher zukommen. Der Film gönnt seinen Protagonisten sogar Momente des Glücks, mögen sie noch so kurz sein.

WERTUNG: 8 von 10 Selbstgesprächen mit Fischen
TEXT © Gerti
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Dein Kommentar >>
Harald | 04.05.2009 11:13
"der Feelgood-Movie unter den Amokläuferfilmen"
hehe, schön gesagt :)
Nic | 04.05.2009 22:19
Taxi Driver fühlt sich doch auch gut an :)
Harald | 05.05.2009 17:49
wirklich gut fühlt sich auch Gus van Sants 'Elephant' an - ich muss endlich mal eine Review verfassen.
Nic | 05.05.2009 20:40
solange es keine harald-typischen 8/10 werden ;-p
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