SEXFILM: CH, 1972
Regie: Erwin C. Dietrich
Darsteller: Ingrid Steeger, Evelyne Traeger, Christa Free, Margrit Siegel
Der Drehbuchautor Manfred Gregor muss einen Sexfilm schreiben. Also bestellt er sich eine Schreibkraft ins Büro und zusammen ersinnen die beiden frech-frivole Sexgeschichten.
Kann ein Film schlecht sein, dessen Titelvorspann über einer extremen Nahaufnahme einer nackten weiblichen Brust läuft, und der von Manfred Gregor geschrieben wurde – was, wie wir alle wissen, das Drehbuch-Pseudonym unseres allseits geliebten Schmuddelfilm-Papstes Onkel Erwin (C. Dietrich) ist? Die Frage ist eher rhetorisch zu verstehen, denn die Antwort kann sowieso nur "Nein" lauten.
Dazu kommt noch die äußerst unterhaltsame Rahmenhandlung die, im Vergleich zu Teil 1, einen größeren Platz eingeräumt bekommt. Nicht weiter verwunderlich, schließlich treibt Dietrich die Selbreferentialität mit der der erste Teil endete, hier auf die Spitze und lässt sich selbst, bzw. sein Alter Ego, Manfred Gregor auftreten – und dabei den Film schreiben während wir ihn anschauen.
Gregor lässt sich eine Schreibkraft ins Büro kommen, denn er muss mal wieder einen Sexfilm schreiben und in Zusammenarbeit mit seiner Gehilfin, schüttelt er sich Sex-Geschichte um Sex-Geschichte aus dem Ärmel – dabei kommt irgendwie das Gefühl auf, dass Dietrich seine Filme wirklich so geschrieben hat. Dabei sind die Episoden selbstverständlich wieder bunt gemischt, aber meist kurzweilig und immer führen sie zu locker-lässigen Anzüglichkeiten.
Die ersten beiden Episoden sind sogar inhaltlich zusammenhängend. Während im ersten Teil eine junge Deutsche beim Ski-Fahren in der Schweiz ihren Ski Lehrer aufgabelt, das gemeinsame Techtelmechtel aber an zu konträren Vorstellungen des zu folgenden Aktes scheitert, macht sie sich sexuell etwas frustriert per Nachtzug auf den Weg in die Heimat. Das Schlafabteil teilt sie sich mit einem Österreicher und nach kurzem Geplänkel machen sich beide ein paar schöne Minuten – bis ein weiterer Gast dazu stößt und etwas Abwechslung in das bunte Treiben bringt. Um was es in den Dialogen inhaltlich geht, dazu kann ich allerdings keine genauen Angaben machen, da ich leider weder den Schweizer noch den Schluchtenscheißer (;-P) wirklich verstanden habe – Untertitel wären also willkommen gewesen.
Äußerst unterhaltsam ist auch die Episode um eine Gruppe Schüler die in der örtlichen Bowlinghalle nacheinander das einzige Mädchen der Gruppe in der Umkleide vernaschen. Die Zusammensetzung der Gruppe lässt – zumindest rein optisch – den Eindruck entstehen, es mit einer versauten Version der TKKG zu tun zu haben – und selbst Klößchen kommt zum Schuss.
Im Mittelteil lässt Dietrich es ordentlich krachen und erzählt mit der Episode einen Film im Film im Film. Dass die beiden Hauptfiguren sich im Kino einen Sexfilm anzusehen um anschließend in der Toilette Sex zu haben, hat auf seine versaute Art Ähnlichkeit mit IM AUGENBLICK ANGST, so dass man fast schon auf die Idee kommen könnte, dessen Regisseur Bigas Luna hätte BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN 2 zumindest mal gesehen. Gegen Ende der Episode übertreibt es Dietrich allerdings und wird ein wenig arg exotisch.
Die vorletzte Episode ist ein weiteres Highlight. In der Geschichte um zwei LKW-Fahrer die sich ihre Tour nach Hamburg mit einer sexhungrigen Anhalterin aufpeppen ist nicht nur ungemein frivol, sondern auch erfrischend klamaukig. Womit es auch in der letzten Episode weitergeht, in der ein Hausmädchen nacheinander eine ganze Familie vernascht, bis hin zum geliebten Haustier, einer mächtigen Deutschen Dogge – was dankenswerterweise nur angedeutet, aber in keinster Weise auch gezeigt wird.
Zum guten Schluss kommt die Rahmenhandlung zu einem frivolen Abschluss, denn Manfred Gregor hat BLTUJUNGE VERFÜHRERINNEN 2 fertig geschrieben und bevor seine Schreibkraft sich in den wohlverdienten Feierabend verabschiedet, wird bei Sekt und Sex der erfolgreiche Tag zu einem noch erfolgreicheren Abschluss gebracht.
Auch der zweite Teil der BLUTJUNGE VERFÜHRERINNEN-Reihe aus der Feder, und unter der Regie, von Schmuddelfilm-Papst Onkel Erwin unterhält knapp 70 Minuten mit frivol-frechen und fast immer kurzweiligen Episoden die in einer selbstreferentiellen, spaßigen Rahmenhandlung verbunden werden, in der Dietrich als Manfred Gregor das Drehbuch zu dem Film schreibt, den man als Zuschauer gerade sieht. Wenn das nicht mal Filmkunst ist.