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Die Satansweiber von Tittfield

Die Satansweiber von Tittfield

OT: Faster, Pussycat... Kill! Kill!
EXPLOITATION: USA, 1965
Regie: Russ Meyer
Darsteller: Tura Satana, Haji, Lori Williams, Sue Bernard

STORY:

Varla, Rosie und Billie sind drei Gogo-Tänzerinnen, die offensichtlich zum Outlaw-Dasein berufen sind. Die knallharten Miezen legen nach einem Autorennen in der Wüste den schmucken Tommy um und nehmen dessen unter Schock stehende Freundin Linda kurzerhand als Geisel.
Ihr Weg führt zur Ranch eines im Rollstuhl sitzenden Invaliden, der dort mit seinen beiden Söhnen wohnt. Nicht ohne Grund, denn man munkelt, dass der Alte irgendwo auf seiner Farm einen größeren Betrag aus der Invalidenentschädigung hortet und Geld ist etwas, das die Satansweiber um Varla immer gebrauchen können. Klar, dass der Zaster schmutzig und ziemlich blutig wird ...

KRITIK:

Bös geflopt ist und belächelt wurde er seinerzeit. Russ Meyers Nachfolger zu MOTORPSYCHO und gleichzeitig sein letzter Film in Schwarz/weiß. Nur Roger Ebert erkannte in seiner Weisheit (oder wegen seiner Loyalität zum Schoppenpharao aus Oakland) den Wert von FASTER, PUSSYCAT... KILL! KILL! als einflussreiches Werk. Und der Film schlägt Wellen bis ins heutige Kino. Die zweite Halbzeit von Tarantinos DEATH PROOF minus dem Kaffeeklatsch ist ganz stark FASTER, PUSSYCAT-inspiriert und auch das aktuellere Exploitationflickchen BITCH SLAP huldigt ungeniert dem SATANSWEIB.

Ist ja auch okay so. Schließlich war Meyer Pionier. Er hat schon Sex & Violence in die Grindhäuser gebracht, da waren seine Filme noch nicht mal in Farbe. Und sein FASTER, PUSSYCAT.. KILL! KILL! (aka DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD) aus dem Jahr 1965 gilt heuer als besonders wegweisender Kultfilm. Durch diesen wurde das japanische Halbblut Tura Satana, die hier die übergrobe Varla spielt und das Sheri Moon Zombie-Zitat aus TDR ("Chinesinnen und Japanerinnen, nichts vorne und nichts hinten drinnen") eindrucksvoll widerlegt, gar zu der Ikone des Exploitationtrashs schlechthin.

Das Trio der Satansweiber wird von der Blusen sprengenden Chica Haji und dem ralligen blonden Gift Billie komplettiert. Allerdings geben sich DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD in Sachen Sex deutlich zugeknöpfter wie gewohnt. Wir wissen ja, dass Russ Meyer lange vor diesem Film und jedes Mal danach keinerlei Probleme damit hatte, blanke Brüste auf die Leinwand zu bringen, doch hier gönnt er uns lediglich tief blicken lassende Dekolletes und zweimal nackte Frauenrücken. Selbst die Sexszenen werden angezogen bestritten.

Dennoch verheißt die Ausstrahlung der drei Damen natürlich den puren Sex, aber offenbart auch einen deutlichen Hang zur Gewalt. Denn in FASTER, PUSSYCAT ... KILL! KILL! sind die Chicas tough unterwegs. Liefern sich mit Männern nicht nur erbarmungslose Faustkämpfe, sondern auch Autorennen im rauen Wüstensand. Und im Anschluß daran lassen sie auch schon mal gerne ein maskulines Genick knacken.

Ohne jetzt je die Exploitationstraße in Richtung Horrorfilm zu verlassen, gibt es in diesen 83 kultigen Grindhouse-Minuten dann und wann sogar dezente Ausblicke auf den klassischen Südstaatenbackwoodterrorflick. Ein paar Szenarien - wie das gemeinsame Mahl eines Opfers mit den Peiniger(inne)n oder die leicht bekleidete Flucht durch eine gottverlassene Einöde, die wie ein Bumerang zurück in die Hände des Bösen führt - sollten ein paar Jahre später in Filmen wie LAST HOUSE ON THE LEFT oder TEXAS CHAINSAW MASSACRE nochmals aufgegriffen und zu noch perverseren urbanen Alpträumen aufbereitet werden.

Gerade diese inspirierenden Inhalte machen DIE SATANSWEIBER VON TITTFIELD zu einem wichtigen Film des im positiven Sinne schundigen Sex & Violence-Metier; auch wenn der ganz großen Schauspielkunst hier sicherlich nicht gefrönt wird oder Nacktszenen nur durch Abwesenheit glänzen. Siebeneinhalb Punkte plus den halben aus Würdigung des Kultpotenzials macht Achte aus Karlsruhe für TITTFIELD.

PS: Die deutsche DVD ist geschnitten. Die englische nicht.
PPS: Auf Wikipedia bin ich auf die amüsante Legende gestoßen, dass sich Hauptdarstellerin Tura Satana geweigert haben soll, drei Wochen am Drehort zu verbleiben, wenn sie keinen Sex haben durfte. Aus dieser Not heraus wurde der Kamera-Assistent dazu auserkoren, ihr in den Nächten als Lustsklave zur Verfügung zu stehen. Unbestätigt ist das andere Gerücht, dass Hollywood danach unter Bewerbungen für Kameraassistentenposten begraben worden ist.

Die Satansweiber von Tittfield Bild 1
Die Satansweiber von Tittfield Bild 2
Die Satansweiber von Tittfield Bild 3
Die Satansweiber von Tittfield Bild 4
Die Satansweiber von Tittfield Bild 5
Die Satansweiber von Tittfield Bild 6
FAZIT:

Trockener Wüstenstaub, große Körbchengrößen, Autorennen, Schlägereien, arschcoole Mucke und zu guter Letzt das Fahrzeug als ultimatives Mordinstrument.
Auch ohne das Zeigen blanker Busen ist Meyers FASTER, PUSSYCAT ... KILL! KILL! ein schönes Exempel frühem Grindhouse-Schaffens, das selbst einen Tarantino TODSICHER beeinflusst hat.

WERTUNG: 8 von 10 Handkantenschlägen
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
Patrasch | 14.05.2010 16:29
das Intro is lässig.
Der Song und auch die dt. Synchro: "Was wir an Frauen grundsätzlich schätzen: SEX!" *g*
>> antworten
Harald | 14.05.2010 12:15
ja, definitiv ein wegweisender Klassiker. Obwohl mich die beschriebene Abwesenheit von nackter Haut anfangs ein wenig irritiert hat ;-)
Eine schöne Pussycat-Hommage gibt's übrigens auch in Alex de la Iglesias PERDITA DURANGO; Rosie Perez gibt da zumindest outfit-technisch die beste Tura Satana, die sie drauf hat.
Harald | 14.05.2010 12:16
und ja, der deutsche Titel ist schon ein bissel beknackt, findest nicht?
Chris | 14.05.2010 16:23
Schon...Vor allem auch deswegen, weil mir jetzt nicht in Erinnerung wäre, dass ich irgendwo im Film ein Ortsschild mit der Aufschrift "Tittfield" entdeckt hätte...^^
>> antworten