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Es geschah am helllichten Tag

Es geschah am helllichten Tag

THRILLER-DRAMA: D/FR/CH/E, 1958
Regie: Ladislao Vajda
Darsteller: Heinz Rühmann, Michel Simon, Gert Fröbe, Anita von Ow, Maria Rosa Sugado, Siegfried Lowitz, Berta Drews

STORY:

Die Schweiz wird von einer schrecklichen Mordserie an kleinen Mädchen heimgesucht. Ein Landstreicher und Hausierer wird als möglicher Täter festgenommen und als sich dieser in der Zelle erhängt, gilt er als schuldig. Doch der Schweizer Komissar Matthei zweifelt an der Schuld. Er erschleicht sich das Vertrauen einer alleinerziehenden Mutter, mietet mit ihr eine Tankstelle und setzt die Tochter als Lockvogel ein, um dem wirklichen Täter auf die Spur zu kommen. Einige Zeit vergeht, als die ersten Hinweise auftauchen, dass der Kindermörder wieder in der Gegend ist. Und dann scheint alles außer Kontrolle zu geraten.

KRITIK:

Wenn man an Kindermörder im Film denkt, taucht gleich Peter Lorres Gesicht aus M - EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER auf. Doch was Lorre konnte, konnte (SPOILERALARM) Gert Fröbe (SPOILER AUS) schon lange.

Die meisten deutschsprachigen Schulabgänger werden diese Geschichte nur allzu gut kennen, handelt es sich doch um eines der beliebtesten Referat- bzw. Matura(Abitur)-Bücher überhaupt, den Roman "Das Versprechen" von Friedrich Dürrenmatt, der im Original eben das Drehbuch zum besprochenen Film schrieb und es erst später zum Roman umadaptierte.

Vielleicht kennt man/frau auch den Film DAS VERSPRECHEN aus 2001 von Sean Penn mit Jack Nicholson. Dieser basiert allerdings dann wirklich auf dem Roman. Das Original selbst wurde zumindest zweimal fürs Fernsehen remaket.

Aber genug der Theorie. Zum Film.

Ladislao Vajda war ein Monarchie-Österreicher aus dem heutigen Ungarn, der von den 1930er bis in die frühen 1970er Filme unter den verschiedensten Flaggen drehte. Eine Zeitlang war er auch für die amerikanische Filmindustrie tätig, wo ihm allerdings nur bedingt erfolgreiche Massenware gelang. Seine späten Jahre verbrachte er wieder in Europa und kreierte einige für damalige Zeiten spektakuläre Filme, oftmals mit Heinz Rühmann, dem großen Komödianten, dessen Sprung über den Teich nur eine dubiose Verbindung mit Nazideutschland verhinderte. Vajda erkannte vor allem die tragische Größe in Rühmanns Schauspielkunst und er besetzte ihn hier vortrefflich als Kommissar Matthei, einen scheinbar netten und charmanten Mann, dessen Ehrgeiz ihn zu einem riskanten Spiel treibt. Der Film ist bis in die kleinsten Nebenrollen brillant besetzt, hier sei vor allem der Schweizer Theaterdarsteller Michel Simon genannt, der zwar nur einen kurzen, aber unglaublich beeindruckenden Auftritt als verdächtigter Hausierer hinlegt.

Thrillerkunst aus einem filmisch nie so auffallenden Land (die federführende Schweiz) der ersten Güte in einer Bandbreite, die damals überall auf der Welt zu "heiß" war. Jede der vor allem männlichen Rollen hätte ein Karriereaus bedeuten können.

Liebliche Landschaften, immergrüne Wälder, nette Dorfbewohner und liebliche Schulkinder mit herzigen Zeichnungen und ohne jede Scheu - so ist das Material, aus dem düstere Szenarios gewoben werden. Dazu vielleicht ein paar der Sieben Todsünden, hübsch versteckt und verpackt, ja, das wär's doch, oder?

Obwohl schon einige Jahre am Buckel, jederzeit auf Augenhöhe mit zeitgenössischen Thrillern. Selbst der großartige Nicholson in DAS VERSPRECHEN kam nicht an die einfühlsame, aber kalte Darstellung Rühmanns heran und das will was heißen, denke ich.

Ich kann nur sagen. Vorsicht Mädels und Jungs, wenn der Zauberer kommt.

Es geschah am helllichten Tag Bild 1
Es geschah am helllichten Tag Bild 2
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Es geschah am helllichten Tag Bild 6
FAZIT:

Hochklassige Thrillerkunst, die auch im 21. Jahrhundert packt und ängstigt. Ein Film, bei dem man mitfiebert. Ein Film, der nicht zu Unrecht immer wieder neu in diversen DVD-Editionen aufgelegt wird. Ein Beispiel, dass Böse oft gut und Gute oft böse sind.

WERTUNG: 10 von 10 herbeigezauberten Igeln.
TEXT © Erich H.
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