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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Illusion

Illusion

DRAMA: Deutschland, 2013
Regie: Roland Reber
Darsteller: Christoph Baumann, Marianne Anna Eich, Carolina Hoffmann, Thomas Kollhoff, Ute Meisenheimer, Antje Mönning, Andreas Pegler, Claire Plaut, Wolfgang Se

STORY:

In einer Bar treffen acht sehr unterschiedliche Menschen aufeinander, deren Leben von innerer Erstarrung und von sexueller Frustration bestimmt ist. Für eine Nacht begeben sie sich auf eine Reise in ein Reich unterdrückter Wünsche und sexueller Fantasien, als auch verdrängter Ängste und negativer vergangener Erfahrungen.

KRITIK:

Bereits seit Jahren macht der Münchner Biker Roland Reber gemeinsam mit seinem Filmkollektiv "wtp international" Filme vollkommen unabhängig von Förder- und Fernsehgeldern. Das Ergebnis sind sehr eigene, unverwechselbare Werke vollkommen abseits des Mainstreams. Sie schwanken inhaltlich zwischen prätentiösem pseudo-philosophischen Anspruch und großer Wahrhaftigkeit. Gestalterisch bewegen sie sich zwischen unsäglichem Kitsch, großer Kunst und groben Trash. Rebers letzter große Generalangriff auf alle etablierten Sehgewohnheiten liegt mit DIE WAHRHEIT DER LÜGE (2011) bereits drei Jahre zurück. Doch jetzt ist gerade sein neuester Streich ILLUSION (2013) auf DVD erschienen.

ILLUSION ist erneut ein Film, der polarisiert. Man kann ihn lieben, hassen und sehr gut auch beides zugleich. Doch selbst wer ILLUSION für ein dilletantisches Stück prätentiösen Unfugs halten mag, wird diesmal nicht umhin können zuzugeben, dass Reber einige Szenen von großer Schönheit gelungen sind. Insbesondere die Traumsequenzen, welche zumeist ungewöhnliche sexuelle Fantasien zeigen, sind so poetisch, wie explizit. Da träumt der verheiratete evangelische Priester vom Lolitasex mit der kaum volljährigen, zarten Barbekanntschaft. Eine Frau mag es da schon weit derber: In ihrer Fantasie wird sie gefesselt und ausgepeitscht und anschließend von einem Rudel Unbekannter in Schweinemasken kräftig durchgevögelt. Eine andere Frau träumt vom Lesbensex mit einer schönen Bekanntschaft, deren Rücken sie zum Cello umfunktioniert hat. Die Idee ist allerdings bei dem berühmten Foto Violin d'Ingres von Man Ray geklaut.

Diesen Traumwelten ist eine Realwelt von größtmöglicher Banalität gegenübergestellt. Der Film beginnt zuhause bei einigen der Akteure. Alles dort wirkt so, als hätte Reber völlig beliebig irgendwelche realen Wohnungen abgefilmt. Die Bar hingegen, in welcher der Großteil der Handlung spielt, ist sehr bunt ausgeleuchtet und unangenehm steril zugleich. Sie ist eine Zwischenzone zwischen profanem Alltag und persönlicher Traumwelt. In dieser Bar wird auch kräftig philosophiert. Was dabei herauskommt sollte man jedoch lieber nicht allzu ernst nehmen. Wie auch bei Rebers anderen Filmen ist das Ergebnis nur grober Quatsch. Wesentlich überzeugender sind hingegen die Dialoge, die völlig banale Alltagsangelegenheiten zum Thema haben. Diese mögen zwar häufiger recht hölzern sein. Zugleich wirken sie jedoch sehr wahrhaftig und wie direkt aus dem realen Leben gegriffen. Ganz besonders gilt das auch für die Monologe in denen die Charaktere ihre intimen Gedanke und Gefühle offenlegen. Hier ist ILLUSION ganz groß.

Illusion Bild 1
Illusion Bild 2
Illusion Bild 3
Illusion Bild 4
Illusion Bild 5
FAZIT:

ILLUSION ist ein eigenartiger, unabhängiger Film, der von der Sehnsucht nach Auslebung geheimer sexueller Wünsche und von Selbstverwirklichung inmitten eines lustlosen, sterilen Umfeld handelt. Der Regisseur Roland Reber und sein Filmkollektiv zeigen alleine aufgrund der Tatsache, dass es ihre Filme gibt, dass dies für jeden möglich ist.

WERTUNG: 7 von 10 Unbekannte mit Schweinemaske
TEXT © Gregor Torinus
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