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Ringo kommt zurück

Ringo kommt zurück

OT: Il Ritorno di Ringo
ITALOWESTERN: I, ESP, 1965
Regie: Duccio Tessari
Darsteller: Giuliano Gemma, Lorella de Luca, George Martin, Nieves Navarro

STORY:

Als Ringo, der im Bürgerkrieg auf den Seiten der Nordstaaten gedient hat, nach vielen Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrt, muss er feststellen, dass diese nicht mehr der friedliche Ort von einst ist. Die kaltblütigen Fuentes-Brüder - Mexikaner, die im Goldrausch zu Reichtum gekommen - haben dort das Regiment übernommen, Ringos Vater ermordet und seine Frau zu ihrer eigenen gemacht. Getarnt als mexikanischer Landarbeiter sinnt Ringo auf Rache... 

KRITIK:

RINGO KOMMT ZURÜCK - auch unter dem Titel GNADE SPRICHT GOTT - AMEN MEIN COLT bekannt - ist die Fortsetzung zu EINE PISTOLE FÜR RINGO; im selben Jahr entstanden.

Dabei hat Tessari diesen Film ganz offensichtlich back to back mit dem ersten Teil gedreht, denn Crew und Darsteller sind nahezu identisch. Da natürlich nicht alle Figuren aus EINE PISTOLE FÜR RINGO den Abspann erlebt haben, spielen diese hier neue Charaktere. Da RINGO KOMMT ZURÜCK eine völlig eigene Geschichte erzählt, ist die einzig verbliebene und übernommene Figur aus dem Vorgänger ohnehin nur noch der von Giuliano Gemma gespielte Ringo. Der scheint allerdings auch nur noch den Namen und das Gesicht mit dem alten Ringo gemein zu haben; charakterlich ist er in RINGO KOMMT ZURÜCK praktisch ein anderer Mensch.

Tessari liebte die Abwechslung in seinen Projekten. So verwundert es kaum, dass er seinem zweiten Western einen ganz anderen Anstrich wie seinem ersten verpasst hat. Könnten beinharten Italowestern-Aficionados bei EINE PISTOLE FÜR RINGO noch Anstoß am Humor und an der zu sauberen, fast schon "amerikanisch" wirkenden Optik genommen haben; so fallen diese Kritikpunkte bei RINGO KOMMT ZURÜCK nicht mehr ins Gewicht: Dies hier ist ein Italowestern reinsten, respektive dreckigsten Wassers.

Gemma trägt nun Vollbart; die Stadt ist staubig, dreckig und in Gestalt der reichen, sadistischen Mexikaner auch fest in des Todes Hand. Der Ton ist im Vergleich zum Vorgängerfilm deutlich rauer geworden, die Komik wurde eliminiert und die FSK-Freigabe ist daher fast schon zwangsläufig um zwei Jahre auf "Keine Jugendfreigabe" nach oben gestiegen (Eine FSK 18 freilich, die in der heutigen Zeit, wo der Torture Porn salonfähig geworden ist, nur wie ein schlechter Scherz anmuten kann, aber das ist ein anderes Thema.)  

Da die Handlung, welche Tessari gemeinsam mit seinem Regieassistenten (und dem späteren ebenfalls ruhmreichen Eurocult-Player) Fernando di Leo erdacht hat, sich bewusst an die alten Sagen um Odysseus lehnt, passt sicherlich der Vergleich, wenn man RINGO KOMMT ZURÜCK als eine Art in bleigegossene griechische Tragödie betrachtet.

Die aus dem mitunter komischen EINE PISTOLE FÜR RINGO bekannten Gesichter interpretieren ihre neuen Rollen viel humorloser als zuvor. Perfekte Antagonisten sind der eiskalte Schönling George Martin und der diesmal sehr viel grimmiger wirkende Fernando Sancho, während der oft gescholtene Gemma in seiner tragischen Heldenrolle - als Quasi-Odysseus des amerikanischen Bürgerkriegs - eine einwandfreie Figur abgibt. Und ja; Nieves Navarro sieht hier sogar noch anbetungswürdiger als im ersten RINGO aus.

Es ist lyrisch, es ist dramatisch. Diesmal haben auch die von den Kameraspezialisten Marin und d'Offizi geschaffenen Bilder in ihren besten Ausprägungen durchaus etwas Ikonenhaftes an sich; ich denke da vor allem an die Hochzeitsszene in einer Kirche voller Särge. Und Ennio Morricone hat mit seinen überstimmigen, voller Ohrwurmmelodien steckenden Kompositionen den perfekten Score dazu geschrieben.

Bei jeder griechischen Tragödie steht am Ende das große Sterben. In letzter Konsequenz gibt es dies in RINGO KOMMT ZURÜCK zwar nicht, aber ein leichenreiches Bleigewitter donnerwettert natürlich auch hier kurz vor der Fin-Tafel.

PS: Auch dieser Film wurde von Koch Media im Rahmen ihrer an Tarantinos Bestenliste angelehnte "Western Unchained"-Reihe nochmals aufgelegt. 

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FAZIT:

Obwohl Duccio Tessari die direkte Fortsetzung zu EINE PISTOLE FÜR RINGO back to back mit nahezu identischer Cast und Crew gedreht hat, unterscheidet sich RINGO KOMMT ZURÜCK gravierend von seinem Vorgänger. Der saubere Look, der Humor, das Augenzwinkern des ersten Teils sind Geschichte und der zweite Film um den von Giuliano Gemma verkörperten Ringo ist nun Italowestern pur. Eine bleigegossene griechische Tragödie voller stimmiger Bilder, die von einer intensiven Atmosphäre und einem überragenden Morricone-Score getragen wird.

WERTUNG: 8 von 10 explosiven Blumentöpfen
TEXT © Christian Ade
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