OT: Il medaglione insanguinato
HORROR: GB, 1975
Regie: Massimo Dallamano
Darsteller: Joanna Cassidy, Nicoletta Elmi, Richard Johnson, Ida Galli, Dana Ghia
Der in London lebende Fernseh-Reporter Michael Williams (Richard Johnson) arbeitet für die BBC an einer Dokumentation über den Teufel und Dämonen in der Malerei und Mythologie Italiens. Zu diesem Zweck reist er mit seiner Tochter Emily (Nicoletta Elmi) und dessen Kindermädchen Jill (Evelyn Stewart) in den malerischen italienischen Ort Spoleto.
Emily leidet seit dem Tod ihrer Mutter, die im Elternhaus verbrannt ist, unter Panikattacken. Der Zustand des Mädchen verschlechtert sich weiter, als der Vater im Rahmen seiner Arbeit mit einem angeblich Unheil bringenden Gemälde in Kontakt kommt. Auch das ehemalige Amulett der Mutter, welches Emily seit deren Tod trägt, scheint hierbei eine besondere Rolle zu spielen ...
Bei dem aus dem Jahre 1975 stammenden THE CURSED MEDALLION handelt es sich um einen ziemlich unbekannten Horrorfilm des italienischen Genreregisseurs Massimo Dallamano, der insbesondere durch seine Gialli wie WHAT HAVE YOU DONE TO SOLANGE? oder DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER bekannt ist.
Die Thematik eines anscheinend von dunklen Mächten besessenen Mädchens lässt natürlich gleich vermuten, dass es sich bei diesem Film um ein Italo-Rip-Off von William Friedins zwei Jahre zuvor entstandenen Welterfolg THE EXCORZIST handelt. Und da übernatürlich angehauchte Horrorfilme nicht unbedingt zu meinen ganz großen Vorlieben zählen, hatte ich für längere Zeit wenig Interesse an diesem Film.
Doch da mir alle anderen Werke, die ich bisher von Massimo Dallamano gesehen habe, ausgesprochen gut gefallen, habe ich mir THE CURSED MEDALLION dann doch mal auf Verdacht angesehen. Und wie ich es bereits gehofft hatte, wurde ich auch dieses Mal keineswegs vom Regisseur enttäuscht ...
Auch wenn die Thematik wahrscheinlich tatsächlich von THE EXCORZIST inspiriert sein wird, so handelt es sich hier mitnichten um einen typischen italienischen Genrefilm, der amerikanische Vorbilder aufgreift, um diese dann einfach in Sachen moralischer Verkommenheit und grafischer Gewalt deutlich zu toppen. Ganz im Gegenteil ist THE CURSED MEDALLION ein äußerst bedächtig inszenierter Film, der über weite Strecken mehr wie ein Familiendrama anmutet, als wie ein waschechter Horrorfilm.
Das bedeutet natürlich auch, dass wer hier eine sich ständig steigende, atemberaubende Spannung und Fulci-mäßige Gore-Exzesse erwartet, vermutlich bitter enttäuscht sein wird. Denn selbst als THE CURSED MEDALLION sich ganz langsam wirklich von einem Drama in einen Horrrorfilm verwandelt, behält er sein recht bedächtiges Tempo weitestgehend bei. Und anstatt für wüste Splattereinlagen interessiert sich dieser Film viel mehr für die psychologischen Aspekte des Themas der Besessenheit.
Interessanterweise herrscht in THE CURSED MEDALLION ein sehr realistischer Ton. Keine der Hauptpersonen glaubt hier an übernatürliche Phänomene und auch, als sich diese nicht mehr wirklich abstreiten lassen, geht es vielmehr darum, was die immer bizarrer werdenden Ereignisse mit allen Beteiligten machen, als um die Schockeffekte an sich.
Als weitere Pluspunkte kann der Film, neben der wie gewohnt gelungenen Inszenierung von Massimo Dallamano, ein Ensemble von fähigen Darstellern und einen wunderschönen Score von Stelvio Cipriani für sich verbuchen. Auf der Seite der Schauspieler verdient die Emily spielende Nicoletta Elmi besondere Erwähnung. Diese ist das wahrscheinlich bekannteste Kindergesicht im italienischen Genrefilm der 70er Jahre, die so bekannte Filme, wie z.B. Aldo Lados THE CHILD oder Dario Argentos PROFONDO ROSSO mit ihrer Präsenz bereichert hat. Doch in diesem Film hat sie ihre wahrscheinlich größte Rolle.
THE CURSED MEDALLION ist in Italien bei 01 Distribution unter seinem Originaltitel IL MEDAGLIONE INSANGUINATO erschienen. Wie auch die (inzwischen anscheinend leider bereits wieder vergriffene) DVD von COSA AVETE FATTO A SOLANGE? bietet auch diese Veröffentlichung den Film in einer hervorragend restaurierten Fassung mit englischen Untertiteln.
Massimo Dallamanos THE CURSED MEDALLION ist ein weiteres völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Juwel des italienischen Genrekinos der 70er Jahre. Obwohl dieser Horrorstreifen thematisch eindeutig an Friedkins Reißer THE EXCORZIST angelehnt ist, handelt es sich hierbei jedoch keineswegs nur um ein weiteres reines Rip-Off aus Bella Italia. Stattdessen geht der äußerst bedächtig inszenierte THE CURSED MEDALLION seine ganz eigenen Wege und präsentiert das Thema der kindlichen Besessenheit in Form eines psychologisch fundierten Familiendramas. Das führt nicht unbedingt zu rasender Spannung, entfaltet in Verbindung mit der gewohnt gediegenen Inszenierung von Massimo Dallamano und dem zuckersüßen Italo-Score von Stelvio Cipriani jedoch seinen ganz eigenen Zauber.