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Waffenstillstand

Waffenstillstand

DRAMA: DE, 2009
Regie: Lancelot von Naso
Darsteller: Matthias Habich, Thekla Reuten, Hannes Jaenicke, Maximilian von Pufendorf , Husam Chadat

STORY:

Irak 2004. Für 24 Stunden ruhen in der Rebellenhochburg Falludscha die Waffen. Eine einmalige Gelegenheit die sich eine Zweckgemeinschaft bestehend aus einem Ärzte- und Journalistenteam nicht entgehen lassen will. Auf eigenes Risiko fahren die Vier mit einem alten, ungepanzerten Kleintransporter in die ausgebombte Stadt. Als die Gruppe in einen Hinterhalt gerät, beginnt ein Kampf ums Überleben...

KRITIK:

"Die deutsche Antwort auf Greenzone und The Hurt Locker", prangt in großen Lettern auf dem DVD-Cover von "Waffenstillstand." Dies und der Umstand, dass der Film schon auf einigen Festivals Preise abräumen konnte, machen einen zumindest einmal neugierig.

Und was soll ich sagen: "Waffenstillstand" entpuppt sich tatsächlich als ein beeindruckender Debütfilm. Zwar ist der Film jetzt nicht perfekt, doch gelang des den Machern die schwierige Thematik spannend und ohne große Effekthascherei umzusetzen. Außerdem gelingt es dem Film bereits vom ersten Augenblick an Atmosphäre aufzubauen und der Anfang mutet, nicht zuletzt durch den Einsatz einer leicht verwackelten Kamera, manchmal fast schon leicht dokumentarisch an. Vor allem die im Film dargestellte anfängliche Pressekonferenz und das gemeinsame Mittagsmahl der Journalisten, warten mit einem Realismus auf, den der Film später nur mehr spärlich erreicht.

Waffenstillstand wartet mit einer überaus interessanten Perspektive auf. Der Krieg wird weder aus Sicht der Soldaten noch aus der der Zivilisten, die im Kriegsgebiet leben, erzählt, sondern aus der Perspektive Außenstehender, die sich bewusst aus eigenem Entschluss in das Kriegsgebiet begeben. Soldaten kommen nur am Rande vor, es geht im Film vor allem um Ärzte und Journalisten, die im Irak leben und arbeiten.

Bei einem solchen Zugang zur Thematik war es nur konsequent, dass die Geschichte auch aus Sicht der Protagonisten erzählt wird. Aus irgendeinem Grund, kam dies jedoch bei den Kritikern nicht sonderlich gut an. So schrieb beispielsweise der Tagesspiegel: "Über den Irak, über das Leben dort erfährt man nichts in diesem in Marokko gedrehten Film, der doch einzig und allein von den Gewissensnöten der Europäer handelt."

Ähm. Ja. Toll. Ist so. Aber mal ehrlich: Wenn man etwas über den Irak und über das Leben dort sehen will, ist man bei einem Film wie Waffenstillstand irgendwie an der falschen Adresse. Der Film will und kann all das gar nicht abbilden. Zumal der Zugang, den der Film wählt, auch durchaus etwas Reizvolles hat. Dadurch, dass er die Iraker nur am Rande erscheinen lässt, bleibt viel mehr Zeit um kulturelle und durch Vorurteile verursachte Missverständnisse auszuloten.

Waffenstillstand zeigt viel mehr die Hilflosigkeit, mit der Europäer den Menschen im Irak begegnen. Die Angst vor Anschlägen haben sie immer im Hinterkopf, selbst wenn ihnen Ziegenhirten über den Weg laufen. Jedes Auto, wird kritisch beäugt und sogar der Fahrer wird von einigen des Verrates verdächtigt.

Natürlich wirkt das manchmal plump und klischeehaft. Wenn beispielsweise das Kamerateam an einer Tankstelle Leute die ihre Häuser, ihre Familie verloren haben, filmen und dann von den Irakern bedrängt werden.

Und auch die Charaktere sind nicht ganz frei von Klischees. Oder sagen wir: Nicht ganz neu. Vieles kennst man schon: Die engagierte Hilfseinsatzleiterin, die für ihren Einsatz auch einmal Sicherheitsbedenken und Befehle ignoriert, der junge Journalist, der immer alles besser zu wissen glaubt und der großen Story nachjagt oder der Arzt, der schon zu viel gesehen und erlebt hat. Wirklich innovativ sind diese Figuren nicht aber dank einem tollen Schauspielensemble, dennoch sehenswert.

Der Film selbst kippt gegen Schluss ein wenig. Während der Roadmovie-Teil noch am besten gelungen ist, wirken spätere, dramatischere Ereignisse manchmal ein wenig zu dick aufgetragen und wollen teilweise auch nicht so recht zum Film passen.

Waffenstillstand ist sicherlich kein perfekter Film, aber bedenkt man, dass man es mit einer Low-Budget-Produktion zu tun hat und die Macher zudem mit großen logistischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, so ist Waffenstillstand ein mehr als nur respektables Debüt.

Waffenstillstand Bild 1
Waffenstillstand Bild 2
Waffenstillstand Bild 3
Waffenstillstand Bild 4
Waffenstillstand Bild 5
FAZIT:

"Waffenstillstand" ist ein interessantes Kriegsdrama, das versucht sich dem Schrecken des Krieges aus der Sicht Außenstehender zu nähern. Trotz geringem Budget liefert der Film beeindruckende Bilder und auch die schauspielerischen Leistungen sind beachtlich.

Hin und wieder wirkt "Waffenstillstand" aber auch etwas zu bemüht und auch der Versuch durch eine nüchterne Erzählweise und Wackelkamera so etwas wie Authentizität aufzubauen, kann darüber nicht wirklich hinwegtäusche, dass die Ausgangsidee im Grunde doch ziemlich unrealistisch ist. Doch bietet genau diese Ausgangsidee die Grundlage für einige interessante Begegnungen und Gedankenspiele.

WERTUNG: 7 von 10 unter die Räder gekommenen Ziegen
TEXT © Gerti
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