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Wendekreis der Angst

Wendekreis der Angst

OT: Alibi perfetto / Circle of Fear
GIALLO: ITALIEN, 1992
Regie: Aldo Lado
Darsteller: Annie Girardot, Philippe Leroy, Kay Rush, Michael Woods, Burt Young

STORY:

Die Drogenfander Tony Giordani (Michael Woods) und seine Partnerin und Geliebte Lisa Bonetti (Kay Rush) kommen einem großen Drogendeal in einem China-Restaurant auf die Schliche. Doch dort gibt es ein großes Feuergefecht, bei dem der Kopf der Bande, der Obermafiosi Mancini (Burt Young), entkommt. Später trifft sich Tony mit seiner baldigen Ex-Frau Elvi zum Essen. Als sie danach in der Tiefgarage zu ihrem Wagen gehen, werden sie von einem geheimnisvollen Killer niedergeschossen. Elvi ist tot und Tony liegt im Koma, aus dem er jedoch bald erwacht. Jeder denkt, dass die Ganster hinter dem Attentat stecken.

Doch kurz darauf bekommt Tony Fotos von einer Villa zugeschickt, die Elvi, eine Grundstücksmaklerin, am Tag ihres Todes gemacht hatte. Nun vermutet Tony, dass Elvi das eigentliche Ziel des Killers war und dass sie unwissentlich etwas fotografiert hatte, was sie nicht hätte aufnehmen sollen. Tatsächlich zeigen Vergrößerungen eines ihrer Bilder eine schwach erkennbare Gestalt in einem der Fenster. Als Tony zu der Villa geht, findet er dort eine verrottete Leiche. Die Polizei vermutet, dass es sich dabei um einen vormals berüchtigten Serienmörder, den "Vollmond-Mörder" handelt, und dass dieser Selbstmord begangen hat. Doch Tony und Lisa fangen an auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei erleben sie so manche böse Überraschung...

KRITIK:

Dieser Spätgiallo aus dem Jahre dem Jahre 1992 stammt von Aldo Lado. Der Regisseur ist natürlich jedem Giallofan ein Begriff. Hatte er Anfang der 70er Jahre doch gleich mit seinem Debüt MALASTRANA einen kleinen Klassiker des Genres geschaffen und kurz darauf mit dem tollen THE CHILD noch einmal kräftig nachgelegt. Dabei dürfte THE CHILD auch direkt Nicolas Roegs ein Jahr später erschienenen WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN inspiriert haben. Und dieser mysteriöse Psychothriller ist immerhin so grandios, dass ihn die Giallogemeinde großzügig als einzigen britischen Genrevertreter adaptiert hat.

Das Drehbuch zu WENDEKREIS DER ANGST stammt von Dardano Sacchetti. Der hatte bereits das Skript zu diversen Genreklassikern, unter anderem für Mario Bava und Dario Argento, und insbesondere für Lucio Fulci geschrieben. Die Nebenrollen sind mit zahlreichen dem Fan bekannten Gesichtern besetzt. Philippe Leroy spielt den Polizeichef und Burt Young den Mafiaboss. Aber am schönsten ist sicherlich der als schmieriger Zuhälter aus DEMONS bekannte Bobby Rhodes als Hightech-Pathologe.

Der Film bedient sich ganz ungeniert bei einigen der größten Psychothriller aller Zeiten, namentlich bei DEEP RED, DRESSED TO KILL und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER. Das soll keineswegs als Kritik gemeint sein. Hatte Aldo Lado doch mit seinem LAST HOUSE ON THE LEFT-Remake NIGHT TRAIN MURDERS bewiesen, dass er auch bekannte Klassiker soweit verfeinern kann, dass seine Kopie sogar das Original deutlich übertrifft.

Bei so viel schmackhaften Zutaten kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. - So dachte ich jedenfalls, bevor ich den Film gesehen hatte. Doch auch eine wiederholte Sichtung hat mich leider vom absoluten Gegenteil überzeugt.

Alter Lado, was hast du da bloß getan? - Ich vermute, dass der gealterte Meister beim Dreh mit ernsthaften Sehproblemen zu kämpfen hatte. Außerdem hingen ihm ganz offensichtlich die Hämorriden soweit aus dem Arsch, dass er kaum eine Einstellung in Ruhe zu Ende drehen konnte. - Anders kann ich mir das traurige Ergebnis jedenfalls kaum erklären.

Vom Flair der alten Tage ist hier leider nichts, aber auch wirklich so rein gar nichts, geblieben! Erst in der letzten halben Stunde hatte ich überhaupt das Gefühl einen Giallo zu sehen. Am Anfang wirkt der Streifen aufgrund des völlig überflüssigen Mafia-Subplots mehr wie ein billiger amerikanischer Actionstreifen. - Und auf den amerikanischen Mark wurde hier auch ganz offensichtlich geschielt.

So tritt Herr Lado hier unter dem Pseudonym George B. Lewis in Erscheinung. Und auch alle wichtigen Rollen wurden mit Amerikanern besetzt, oder wenigstens mit Schauspielern, die auch (Italo-)Amerikaner sein könnten. Die einzige Ausnahme ist die Französin Annie Girardot, die hier als weibliche Variante von Hannibal Lecter auftritt. Aber auch dies entspricht der amerikanischen Tradition. Denn die Amis können sich anscheinend nur schwer vorstellen, dass ein Bewohner ihres gelobten Landes ein echter Psychopath sein kann. Deshalb werden die entsprechenden Rollen in Hollywood bevorzugt von den perversen Briten aus dem Alten Europa besetzt (z.B. Anthony Hopkins oder Gary Oldman).

Auch ansonsten verleugnet WENDEKREIS DER ANGST seine italienische Herkunft so gut es geht. Wenn ich es nicht selber besser gewusst hätte, hätte ich eindeutig darauf getippt, dass die Handlung in Kalifornien spielt. Im Prinzip ist das ja alles noch kein Verbrechen. Schließlich gibt es auch aus den USA mehr als genügend geniale Genrestreifen. Aber der Look dieses C-Movies hat leider weder mit Lados eigenen alten Klassikern, noch mit DRESSED TO KILL oder DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER irgendetwas gemein. Der Film wirkt ganz einfach wie ein billiger amerikanischer Fernsehkrimi aus den 80er Jahren.

Erschwerend hinzu kommen noch die mit Michael Woods und Kay Rush unterirdisch schlecht besetzten Hauptdarsteller und die völlig belanglosen Dialoge. Immerhin kann die ehemalige Fernseh- und Radiomoderatorin Kay Rush optisch überzeugen. Die Schauspielerin deutscher und japanischer Herkunft ist ein wahres Zuckerchen, die uns in einer Badewannenszene auch mal kurz einen Blick auf ihre schnuckeligen Tittis werfen lässt.

Das kann hier aber leider auch nicht mehr viel retten. - Jedenfalls hat mich schon nach wenigen Minuten ein derart überwältigendes Gefühl der vollkommenen Belanglosigkeit erfasst, dass ich oft Probleme hatte überhaupt noch der Handlung zu folgen, da ich innerlich bereits dem Ende entgegen fieberte. Dabei ist Dardano Sacchettis Skript, bis auf die Mafia-Geschichte, wirklich clever. Aber die total missratene Umsetzung macht auch die an und für sich interessante Story völlig kaputt. Auch die ganzen dreist geklauten Einstellungen aus großen Klassikern erfahren hier keineswegs eine für Aldo Lado typische Veredlung. Hier wirkt alles nur wie ein billiger Abklatsch auf schlechtem TV-Krimi-Niveau.

Wendekreis der Angst Bild 1
Wendekreis der Angst Bild 2
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Wendekreis der Angst Bild 4
Wendekreis der Angst Bild 5
Wendekreis der Angst Bild 6
FAZIT:

Bei dem Spätgiallo WENDEKREIS DER ANGST handelt es sich ganz offensichtlich um eine von Aldo Lado für ein amerikanisches Publikum schnell hingerotzte Auftragsarbeit, bei der der Regisseur nicht die Kunst, sondern nur die Dollars im Auge hatte. Das schrecklich enttäuschende Ergebnis ist ein billiger Krimi auf niederem TV-Niveau. Empfehlen kann ich diese Gurke nur dem beinharten Kompletttisten. Alle anderen tun besser daran im Fernsehen auf die nächste Wiederholung von KNIGHT RIDER zu warten...

WERTUNG: 3 von 10 mit Hilfe von Computertechnologie rekonstruierte Gesichter
TEXT © Gregor Torinus
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