THRILLER: USA, 2007
Regie: David Fincher
Darsteller: Robert Downey Jr., Mark Ruffalo, Jake Gyllenhaal, Anthony Edwards
Drei Männer, allen voran der Karikaturist des San Francisco Chronicle, Robert Graysmith, untersuchen die Hinweise zu den Serienmorden des Zodiac-Killers.
KRITIK:David Fincher: Sieben und Fight Club sind für mich heute schon Klassiker. Und meiner Meinung nach hat Zodiac ebenfalls das Zeug dazu. Obwohl jenes Publikum, das sich einen typischen Fincher-Thriller (sofern es den überhaupt gibt) erwartet, zwar nicht unbedingt enttäuscht aber doch sicher überrascht sein wird.
Man braucht etwas Sitzfleisch. Mehr als zweieinhalb Stunden. Und kaum vordergründige Spannung. Die Darstellung der Verbrechen ist brutal aber kurz.
Im Vordergrund steht hingegen die Recherche von Inspector Toschi (Mark Ruffalo), Journalist Paul Avery (Robert Downey Jr.) und seinem Kollegen beim San Francisco Chronicle, Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal). Akribisch untersuchen sie die Indizien, Zodiac-Briefe, Codes,...Anhand der Erlebnisse dieser drei Herren rekonstruiert Fincher detailbesessen die Ereignisse über mehrere Jahrzehnte.
Wer sich anstecken lässt von der Besessenheit der Hauptakteure, ihrer kleinteiligen Suche und gewillt ist, erst nach und nach hinter den einzelnen Bildern das Größere zu erkennen; und wer dem fast schon dokumentarischen Ansatz von Fincher etwas/viel abgewinnen kann - der wird diesen Film lieben, für den werden die Stunden kurzweilig verfliegen, bei dem wird der Film noch lange nachwirken.
Schauspielerisch gibt's nichts zu meckern. Jake Gyllenhall meistert die Last perfekt, den Film über weite Strecken alleine tragen zu müssen. Robert Downey Jr. spielt das, was er am besten kann - einen Süchtigen - großartig.
Gedreht wurde mit einer HD-Videokamera. Kein Grund, sich zu fürchten. Das sieht man dem Film kaum an, und wenn dann nur im positiven Sinn. Ich selbst hatte schon vorab darüber gelesen, im Kino aber komplett darauf vergessen - und mir ist nichts aufgefallen... Sprich: für Laien nicht auffällig. Das Licht ist auf jeden Fall sensationell authentisch und atmosphärisch.
Apropos Authentizität. Die Ausstattung ist fast schon irrsinnig. Originalschauplätze wurden wieder historisch korrekt "gepimpt". Eichen, hinter denen sich der Killer versteckt hat, aber nicht mehr stehen, wo sie mal standen, werden einfach per Helikopter eingeflogen. Die Musik unterstreicht die absolut stimmige Atmosphäre.
Was der Film verdeutlicht, ist, wie aus "kleinen" Einzelfällen etwas ungeheuer Grosses kreiert werden kann. Fünf Morde, im Grund wenig spektakulär - fast dilletantisch einfach. Ein paar Briefe an Zeitungsredaktionen. Ziemlich simpel verschlüsselte Nachrichten.
Nicht zuletzt durch die Medien wurde aus einem kleinen Irren etwas großes Übermenschliches. Eine gesamte Region in Panik - über Jahre traute man Zodiac fast jeden einzelnen Mord in/um San Fran zu.
Das Bemerkenswerte ist aber, dass Fincher es schafft, diesen Mythos zu entmystifizeren, ihn auseinander zu bauen - dadurch erdet er den Film. Indem er das Außergewöhnliche "gewöhnlich" macht, macht er den Film außergewöhnlich - außergewöhnlich gut.
David Fincher ist und bleibt einer der besten Regisseure und liefert wahrscheinlich das Beste, was wir dieses Jahr aus Hollywood zu sehen bekommen.