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Phantom of the Paradise

Phantom of the Paradise

KOMÖDIE/MUSICAL/HORROR: USA, 1974
Regie: Brian De Palma
Darsteller: Bo Svenson, Peter Hooten, Fred Williamson, Michael Pergolani

STORY:

Der satanistische Rock-Produzent Swan stiehlt einem jungen, erfolglosen Musiker sein Werk, seine Freundin und sein Leben. Das entstellte Gesicht hinter einer Maske versteckt, sinnt der Musiker auf Rache. Den glanzvollen Eröffnungsabend der Rock-Disco "Paradise" haben sich die Besucher anders vorgestellt...

KRITIK:

Im schönen Jahr 1974 schickte sich ein blutjunger und wilder Brian de Palma an, dem Genre des Musical-Films seinen blutrünstigen Stempel aufzudrücken. Das Ergebnis ist diese knallbunte Rockbiz-Satire namens Phantom of the Paradise, die skandalöserweise nie über Geheimtipp-Status hinaus gekommen ist.

Zugegeben, in meiner persönlichen Top-Ten-Liste der unnötigsten musikalischen Erscheinungsformen nimmt ja die Gattung Musical seit Jahren einen Spitzenplatz ein. Doch was hier aus den Boxen dröhnt, kann man hören, ohne Ausschlag am Trommelfell zu bekommen. Im Ernst, einige Nummern sind sogar richtig gut!

Als Sängerin legt sich Jessica Harper - bekannt aus Dario Argentos Über-Meisterwerk Suspiria - ordentlich ins Zeug. Gesungen und getanzt wird natürlich ausgiebig. Doch aufgrund der nicht zu leugnenden musikalischen Qualität bleibt das Ganze auch für Musical-Allergiker erträglich.

Doch nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen wollen verwöhnt werden - und das nicht zu knapp: Der Kameramann hat wohl seine Linsen mit LSD eingerieben. Die Bilder haben wahrlich psychedelische Qualitäten. Mit der quietschbunten, surrealistischen Ausstattung, der exzentrischen Kameraführung und den für die damalige Zeit ziemlich visionären Regie-Einfällen (Split-Screens!) hat De Palma einen echten visuellen Leckerbissen hingelegt.

Der Regisseur kennt keine Berührungsängste mit der Literaturgeschichte und schmückt sein Werk mit Hommagen an Gott und die Welt: Sein Phantom präsentiert sich als absurder, drogeninfizierter Remix von Goethes Faust (yes!) über das Phantom der Oper (naheliegend) und dem Bildnis des Dorian Gray bis zur Rocky Horror Picture Show.

Zwar steht der Spaß im Vordergrund, doch waren De Palmas Qualitäten in Sachen Spannungserzeugung schon damals nicht zu verachten. Durchhänger gibt's praktisch keine, die Zeit vergeht wie im Flug. Das turbulente Geschehen mündet in ein völlig irrwitziges, ebenso bluttriefendes wie tragikomisches Finale.

Alles toll also? Nein, nicht ganz. Der Film legte seinerzeit an den Kinokassen einen kolossalen Bauchfleck hin. Das hat leider auch seine Gründe. Gerade ein Musikfilm, der die schillernde Oberflächenwelt der Popkultur portraitiert, braucht charismatische Darsteller. Mehr noch: Gebt mir Rockstars - richtig geile, schöne, göttliche "Larger-than-Life"- Teufelskerle, deren bloße Blicke töten. Normalbürger haben in einem Rock'n’ Roll-Movie IMHO nix verloren. Wenn ich mausgraue Existenzen sehen will, kann ich auch U-Bahn fahren.

Doch leider wirkt der angeblich mit ewiger Jugend gesegnete Rockmogul Swan in etwa so glamourös aus wie ein abgehalfterter Schlagersänger mit schiefem Toupet und schlechten Zähnen. Kaum zu glauben, dass man für diese Rolle kein coolere Rampensau casten konnte.

Auch die Nebenrollen blieben weit gehend blass - mit Ausnahme von Jessica Harper. Das Personal aus dem zeitgleich entstandenen Konkurrenz-Film The Rocky Horror Picture Show hat jedenfalls wesentlich mehr Sex.

Dennoch ein sehr lässiger Film, dessen drogeninfizierte Machart heute wie von einem anderen Stern wirkt.

Capelight bringt dieses bunte Seventies-Kleinod in einer sehr hübschen 2-Disc-Edition. Auf der zweiten DVD gibt's eine 48-minütige Dokumentation namens "Paradise Regained", in der alle Beteiligten lustige Anektoten zu den Dreharbeiten zum Besten geben. Sehr sehenswert.

Phantom of the Paradise Bild 1
Phantom of the Paradise Bild 2
Phantom of the Paradise Bild 3
Phantom of the Paradise Bild 4
Phantom of the Paradise Bild 5
Phantom of the Paradise Bild 6
FAZIT:

Brian De Palmas bizarres - ähm - Musical (?) Phantom of the Paradise erfährt nach 35 Jahren endlich eine würdige Veröffentlichung auf DVD. Kultfilm-Freunde, worauf wartet ihr noch?

WERTUNG: 7 von 10 Unterschriften mit Blut
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Dein Kommentar >>
Chris | 30.04.2009 16:37
Den Film liebe ich. Schon das Logo der Death Records ist oberkultig. Da hat Brian De Palma ein Riesenfass aufgemacht, das PHANTOM DER OPER, FAUST, die SUSPIRIA-Hauptdarstellerin, Alice Coopers Bühnenshow, viel schwarzen Humor, Amphetamine und einen Haufen Ohrwürmer reingeschmissen. Fand ich herrlich, aber ich bin ja für solch psychotronischen 70er-Mist immer zu haben... 9/10
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