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Die Reise ins Glück

Die Reise ins Glück

FANTASY/KOMÖDIE: D, 2004
Regie: Wenzel Storch
Darsteller: Jürgen Höhne, Jasmin Harnau, Holger Müller, Jörg Buttgereit

STORY:

Nach vielen Jahren auf hoher See will sich König Gustav mit seinem Schneckenschiff zur Ruhe setzen und sich ganz seiner geliebten Frau Eva und der Kinderschar widmen. Doch aus dem wohlverdienten Ruhestand wird nichts: Denn Gustav strandet auf einer einsamen Insel, die von einem bösen König beherrscht wird...

KRITIK:

Ich muss ja zugeben: Das Liebliche, das Naive, das Märchenhafte, das Eskapistische - kurz gesagt - das Fantasy-Kino ist normalerweise nicht so meins.

Aber dieser Film hat mich trotzdem "rumgekriegt". Doch der Reihe nach.

Allein die Produktionsgeschichte der REISE INS GLÃœCK ist so aberwitzig, dass man sie kaum glauben kann:

Der unermüdliche Underground-Filmer Wenzel Storch, laut Eigenaussage bekennender Katholik und LSD-Konsument, hat es geschafft, ohne nennenswertes Budget einen Fanatsy-Film von geradezu majestätischer Größe auf Zelluloid zu zaubern: In liebevoller wie mühseliger Kleinarbeit wurden Kulissen gezimmert, Kostüme geschneidert und Maschinen konstruiert, um den ersten Independent-Ausstattungsfilm der deutschen Filmgeschichte zu vollenden. Im nicht eben preisgünstigen 35-mm-Format.

Das dauert natürlich. Acht lange Jahre, die den Filmemacher auch finanziell ruiniert haben. Was mir jetzt ein schlechtes Gewissen beschert, weil man mir die Rezensions-DVD kostenfrei durch den Briefschlitz gesteckt hat.

Eine eindrucksvolle Zahl an guten Geistern leistete Wenzel Storch tatkräftige Unterstützung: Rauschebart Harry Rowohlt hat einen Bären lefzensynchron übersetzt, Undergroundfilmer-Legende Jörg Buttgereit lieferte ein paar knuddelige Splatter-Effekte, und "Splatting Image"-Autor Christian Keßler hat am Drehbuch mitgeschrieben.

Man kann ohne Übertreibung behaupten, dass DIE REISE INS GLÜCK ein komplettes Unikum darstellt. Was erwartet also den neugierigen Zuseher? Eine irrwitzige Farben- und Ausstattungspracht, dargereicht in stets leicht verzerrten Bildern, als wäre dein Fernseher auf LSD.

Es gibt ein Schneckenschiff voll mit sprechenden Tieren und eine schwarz angemalte Eingeborenen-Kampftruppe, die auch als Bordkapelle fungiert. Wir lernen einen fiesen König kennen, der mit harter Hand und zwei inkontinenten Propaganda-Ministern über sein Eiland herrscht. Wir sehen angepinkelte Schulkinder und ein rammelwütiges Karnickel im Drogenrausch. Und am Ende, bevor alles gut wird, möchte das Schneckenschiff eine Kirche vergewaltigen und in den Beichtstuhl spritzen...

Alles klar soweit? Gut, zugegeben, ein richtig guter Regisseur ist Wenzel Storch leider nicht. Muss er aber auch nicht sein. Denn hier regiert ein im besten Sinne naiver Dilettantismus, der dieses filmische Wunderwerk erst richtig sympathisch macht: Man kommt aus dem Stauen nicht mehr raus ob der acidbunten Farbenpracht, der irrwitzigen Einfälle, der unnachahmlichen Mischung aus scheinbarer Harmlosigkeit und respektlosem Humor.

Die Reise ins Glück Bild 1Kapitän Gustav
Die Reise ins Glück Bild 2Seine schöne Frau Eva
Die Reise ins Glück Bild 3Der erste Offizier
Die Reise ins Glück Bild 4Die Bordkapelle
Die Reise ins Glück Bild 5Und der böse König
FAZIT:

Menschen, (sprechende) Tiere, Sensationen: Jules Verne und Terry Gilliam treffen sich auf einer Acid-Party in der Sesamstraße. DIE REISE INS GLÜCK ist ein knallbuntes psychedelisches Abenteuer-Märchen, angerichtet vom unfassbaren Wenzel Storch, der hiermit sein Opus Magnum abgeliefert hat.
Die DVD im prachtvollen Digipack und wahnwitzigen 210 Minuten Bonusmaterial ist fast zu schade für den regulären Handel und wird folglich exklusiv auf der Website von CINEMA SURREAL feilgeboten. Bestellen, Leute, und zwar noch heute!

WERTUNG: 8 von 10 gründliche Gehirnwäschen
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