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I'm Not There

I'm Not There

MUSIK/DRAMA: USA, 2007
Regie: Todd Haynes
Darsteller: Christian Bale, Cate Blanchett, Charlotte Gainsbourg, Heath Ledger, Marcus Carl Franklin, Richard Gere, Ben Whishaw, Julianne Moore

STORY:

Wie die Tagline so schön sagt: "Christian Bale, Cate Blanchett, Marcus Carl Franklin, Richard Gere, Heath Ledger, Ben Whishaw are all Bob Dylan."

KRITIK:

Mit Bob Dylan geht es mir wie mit vielen Säulen-Heiligen der Popgeschichte. Ich verstehe ihre übergroße Bedeutung in der Theorie, ihre Werke berühren mich jedoch nicht wirklich. Und trotzdem hat mich diese künstlerisch avancierte filmische Meditation über Bob Dylan schwer beeindruckt. Doch der Reihe nach.

Der Filmtitel ist wörtlich zu nehmen: Bob Dylan ist nicht da; sein Name fällt im Film kein einziges Mal. Alle sechs Hauptfiguren tragen jedoch seine Züge bzw. ihm zugeschriebene Charakter-Eigenschaften; erzählen seine Geschichte(n), spielen Episoden aus seinem Leben. Das Schöne dabei: Der Film funktioniert auch wunderbar, wenn man - wie der Autor dieser Zeilen - sich nie wirklich mit Dylan beschäftigt hat.

Regisseur Todd Haynes, dem wir u.a. die fabelhafte Glamrock-Fantasie 'Velvet Goldmine' zu verdanken haben, hat nämlich NICHT ein weiteres kreuzbraves Musiker-Biopic abgeliefert, von denen die Welt schon genug gesehen hat.

Im Gegenteil: I'm Not There ist ein innovatives Kunstwerk, vielleicht etwas abstrakt und (über)ambitioniert, aber mit einigen echten Gänsehautmomenten und einer virtuosen Fotographie (Kamera: Ed Lachlan), wie man sie nicht alle Tage im Kino sieht. Wer Augen zum Sehen hat, wird jedenfalls reich belohnt. Der Film hat viel mehr von einem kunstvollen Videoclip als einer handelsüblichen Musiker-Biographie.

Und auch musikalisch gibt's - no na - wenig zu meckern. Auf der Tonspur natürlich Dylan, wohin man hört - auch in zeitgemäßen Neubearbeitungen von Indie-Fachkräften wie Yo La Tengo und Sonic Youth.

Wem das noch nicht genügt, dem sei gesagt, dass der Film auch einen sehr eigentümlichen, skurrilen Humor hat. Wunderbar die Szene, als der Cate Blanchett-Dylan vor einem riesigen Kruzifix steht und Jesus fragt: "How does it feel?"

I'm Not There Bild 1
I'm Not There Bild 2
I'm Not There Bild 3
FAZIT:

Velvet Goldmine-Regisseur Todd Haynes spürt dem Mythos Bob Dylan nach - und erfindet das abgelutschte Biopic-Genre völlig neu. Trotz Überlänge und einiger gar zu abstrakter Momente ist I'm Not There ein beindruckendes, mitreißendes KUNSTwerk von einem Film, das auch Nicht-Dylan-Experten begeistern sollte. Dringende Empfehlung für Menschen mit Sinn für optische und akustische Schönheiten.

Ach ja: Unbedingt OV bzw. OmU; synchronisiert kann ich mir diesen Film nicht vorstellen.

WERTUNG: 8 von 10 Gitarrenkoffern
OK? MEHR DAVON:
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Dein Kommentar >>
Nic | 08.03.2008 23:18
stimme zu. war wunderschön anzuhören und anzusehen. vorallem cate blanchett gefiel mir. auch ich hatte keine vorbildung in sachen dylan und hatte keine probleme reinzufinden. spricht für sich ;)
Ralph | 27.03.2014 09:31
5 Jahre zu spät, aber doch. Möchte mich anschließen, hatte auch keinerlei Vorbildung, und keinen besonderen Bezug zur Musik, aber (vielleicht deshalb) umso faszinierter, vor allem von Cate Blanchett. Schön auch die Form, weil nichts kann ich weniger leiden, als diese bescheuerten Biopics, die nach Schema F durch das Leben ihrer Helden hetzten. Ergo: Toller Film, man darf halt nicht alles verstehen wollen. :)
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