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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Night Hunter

Night Hunter

OT: Avenging Force
ACTION: USA, 1986
Regie: Sam Firstenberg
Darsteller: Michael Dudikoff, Steve James, James Booth, John P. Ryan

STORY:

Ex-Agent Matt Hunter (Michael Dudikoff) rächt den aus rassistischen Motiven verübten Mord an seinem Freund und bringt eine Nazi-Sekte zur Strecke ...

KRITIK:

Ehre, wem Ehre gebührt: Beim diesjährigen Filmfestival von Locarno wurde B-Movie-Legende Menachem Golan für sein Lebenswerk geehrt. Der 81-Jährige israelische Filmproduzent, der einst mit seinen berühmt-berüchtigen Cannon-Studios an die 40 Filme pro Jahr produzierte, legte einen filmreifen Auftritt aufs Parkett, der all den farblosen Buchhaltern, die heute in Hollywoods Chefetagen die Strippen ziehen, vor Augen führen sollte, was einen echten Filmproduzenten ausmacht: Witz, Charisma, Showmanship, ein Ego, größer als die Kinoleinwand, und, natürlich: die bedingungslose Liebe zum Kino.

Auch wenn Golan bekanntlich nicht immer auf der guten Seite des Geschmacks zuhause war und in den letzten 20 Jahren kaum etwas Nennenswertes produziert hat - die unpackbare Serienkiller-Trashgranate CHILDREN OF WAX (2005) war sein bis dato letztes filmisches Lebenszeichen - wurde hier eine lebende Legende geehrt.

Grund genug, mal wieder ein wenig in Nostalgie zu baden und die Zeitmaschine auf mittlere Achtziger Jahre zu programmieren - alles kein Problem, wir haben ja DVD.

AVENGING FORCE kam seinerzeit unter dem Titel NIGHT HUNTER auch in die deutschen Kinos. Der Film genießt unter 80er-Action-Afficionados einen sehr guten Ruf - und das völlig zu Recht.

Die denkbar simple und reißerische, aber keineswegs unspannende Story hält sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten auf. Es dauert keine fünf Minuten, und wir sind mittendrin in einem Massaker während des Mardi Grass-Umzugs. Es folgt eine Autostunt-reiche Verfolgungsjagd und eine der damals so beliebten Konfrontationen mit Schauplatz stillgelegtes Fabriksgelände, die eine zahlenmäßig weit überlegene Bösewicht-Truppe nicht überleben wird.

Der alte Ninja Sam Firstenberg macht seinen Job auf dem Regiestuhl ziemlich gut. Nur bei der waffenscheinpflichtigen Kostümierung der Baddies - irgendwo zwischen Sadomaso-Club auf Betriebsausflug und Wehrsportübung - hätte irgendjemand ein Veto einlegen müssen. Irgendjemand, dem die schwüle Hitze in den Sümpfen Louisianas nicht völlig die Sinne vernebelt hat. Doch dazu später mehr, also dranbleiben.

AVENGING FORCE wurde ursprünglich als Sequel des Chuck Norris-Heulers INVASION U.S.A. konzipiert. Doch der bärtige Meister der Mimikverweigerung war anderwärtig beschäftigt, und so wurde Cannons Jungstar Michael Dudikoff mit der Rolle des Special Agents Matt Hunter (was für ein Name!) betraut.

Dudikoff hat Gesicht und Körper eines Dressman - und auch das schauspielerische Talent eines Dressman. Glücklicherweise erfordert seine Rolle auch nicht viel mehr. Der früh verstorbene Steve James gibt Dudikoffs afroamerikanischen Side-Kick, der seinen Co-Star bisweilen glatt an die Wand spielt.

Während Chuck Norris in INVASION U.S.A. das Vaterland im Alleingang vor dem kommunistischen Klassenfeind retten musste, haben sich in AVENGING FORCE die ideologischen Fronten deutlich verschoben. Die Gefahr kommt plötzlich von ganz rechts, konkret von einem faschistischen Geheimbund namens Pentangle, der Wirtschaft und Politik unterwandert, schon mal ein gutes Wort für Hitler findet - natürlich nicht in der deutschen Version - und zur Entspannung dem exklusiven Herrenmenschen-Hobby der Menschenjagd frönt.

Letztere, also die Menschenjagden, finden in den alligatorverseuchten Sümpfen Louisianas statt - was dem Film atmosphärisch keineswegs zum Nachteil gereicht. Vor düsterer Naturkulisse, bei strömendem Regen, zwischen abgestorbenen Bäumen und im knietiefen Schlamm wird Mann gegen Mann gekämpft, und das bei durchwegs forciertem Härtegrad. Walter Hills grandioser SOUTHERN COMFORT lässt grüßen (natürlich abzüglich Ninja-Schwerter ;-), und die Szene mit den Hinterwäldlern, die entrückt zu Cajun-Stanzeln schunkeln, deute ich als Hommage an den filmischen Ahnherr aller Backwood-Filme, nämlich John Boormans DELIVERANCE.

Night Hunter Bild 1
Night Hunter Bild 2
Night Hunter Bild 3
Night Hunter Bild 4
Night Hunter Bild 5
Night Hunter Bild 6
FAZIT:

Der matt scheinende Diamant unter Cannons Michael Dudikoff-Filmen bietet solides, bisweilen brachiales körperliches Actionkino vor der immer wieder gern gesehenen Naturkulisse der Sümpfe Louisianas. Was will man mehr? Nun ja, vielleicht eine reguläre deutsche DVD-Veröffentlichung. Unverständlich, warum ausgerechnet dieser im Fandom sehr gut angeschriebene Film lediglich als Import-DVD erhältlich ist - aber uncut und mit deutschem Ton. Ich vergebe mehr Punkte als bei INCEPTION und freu mich schon auf die nächste Runde in Sachen sinnloser Wertungsdiskussion ;-)

In diesem Sinne: "Wählen Sie Ihre Waffe!"

WERTUNG: 8 von 10 Ninja-Schwerter
OK? MEHR DAVON:
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Patrasch | 18.10.2010 10:23
Klassiker! :-)
HomeMovieCorner | 18.10.2010 22:52
Also ich hätte ja Shuriken statt Ninja-Schwerter (bzw. Katana) vergeben. ;-)
Harald | 19.10.2010 10:08
Ist nicht mein Fachgebiet :)
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