ACTION: USA, 1985
Regie: Andrei Konchalovsky
Darsteller: Jon Voight, Eric Roberts, John P. Ryan, Rebecca De Mornay
Nach drei Jahren in der Einzelzelle befindet der toughe Bankräuber Manny (Jon Voight), es wäre an der Zeit, dem Hochsicherheitsgefängnis im tief verschneiten Alaska Adieu zu sagen. Gemeinsam mit dem geschwätzigen Nachwuchsgangster Buck (Eric Roberts) gelingt die riskante Flucht. Die Gangster springen auf einen Güterzug auf, dessen Lokführer nach einem Herzinfarkt von der Lokomotive fällt. Und niemand kann den Zug stoppen ...
KRITIK:Gott, ist mir kalt! Minus 10 Grad Außentemperatur zeigt das Thermometer, und obwohl meine Heizung Amok läuft, fühlt sich die Luft in meinem Zimmer nicht bedeutend wärmer an. Doch was ist meine pathologische Kältempfindlichkeit gegen das, was die harten Kerle in RUNAWAY TRAIN durchmachen müssen: Bei dreißig Grad unter Null rutschen sie durch ein Abwasserrohr, hinein in die reißenden Fluten eines Gebirgsbaches. Und dann mit nassen Schuhwerk zu Fuß durch die Schnee- und Eiswüste Alaskas. Ich bekomme schon vom Zusehen Schüttelfrost ...
Auf ihrer Flucht besteigt das dynamische Ausbrecher-Duo Manny und Buck einen Güterzug. Doch das erweist sich als fatal falsche Entscheidung. Denn der Lokführer verstirbt an seinem Arbeitsplatz, und der Zug rast führerlos mit 130 kmh durch die verschneite Wildnis.
RUNAWAY TRAIN basiert auf einem Drehbuch von Akira Kurosawa und wurde vom russisch-stämmigen Regisseur Andrei Konchalovsky inszeniert. In den Hauptrollen liefern sich Jon Voight und Eric Roberts ein packendes Psycho-Duell, für das beide 1985 für den Oscar nominiert wurden. RUNAWAY TRAIN gilt auch eine der wenigen künstlerisch wertvollen Achtungserfolge des legendären Produzenten-Duos Golan/Globus, denen filmhistorisches Verdienst ansonsten darin bestand, Eis am Stiel zu lutschen, amerikanische Ninjas zu klonen, Jean Claude van Damme zu entdecken und Chuck Norris nach Vietnam zu schicken.
In einem Internet-Ranking der atmosphäristen Filme aller Zeiten liegt RUNAWAY TRAIN unter den Top Ten. Mit gutem Grund: Die Bilder, die Andrei Konchalovsky hier auf die Leinwand zaubert (ja, der Film lief anno 1985 weltweit in den Kinos), lassen einen frösteln: Unglaublich, welchen visuellen Sog die Kamera erzeugt, wenn sie auf einem Geisterzug durch Alaska rast.
Schneelandschaften, Eiswüste, Gebirge und vereinzelte Bäume bilden die bedrohliche Naturkulisse für diesen existentialistischen Action-Reißer, der auch bei Kritikern, die Cannon-Filme sonst aus Prinzip in Grund und Boden stampften, für Furore sorgte.
Viel könnte man noch schreiben über die Spannungskurve, die proportional zur Laufzeit immer fester angezogen wird. Über die Darsteller, die unglaubliche Strapazen auf sich genommen haben. Über die schwierigen Dreharbeiten, bei denen ein Hubschrauber-Pilot bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Über Konchalovskys hypnotische Bildgewalt und das symbolistische Finale, das den Film beinahe in den Rang eines Arthouse-Kunstwerks hebt. Achtziger-Action mit Anspruch, wer hätte das für möglich gehalten?
Andrei Konchalovsky realisierte ein Kurosawa-Drehbuch um zwei Schwerverbrecher, die auf einem führerlosen Zug ihrem Schicksal entgegen rasen - unterwegs ins weiße Nichts. Action und Existentialismus und Spannung und symbolhafte Bildgewalt in einem der besten Thriller der Achtziger Jahre.
In diesem Sinne: "Youre an animal"! - "Worse! Im human!"