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Open Season

Open Season

MANHUNT: E, 1974
Regie: Peter Collinson
Darsteller: Peter Fonda, Richard Lynch, John Phillip Law, Alberto de Mendoza

STORY:

Ken, Greg und Artie. Waren Mitglieder des Sportteams im College, haben in Vietnam gedient und stehen heute erfolgreich im Berufsleben, sind vermögend und treu sorgende Familienväter. Drei aufrechte Amerikaner? Der Schein trügt: Unter ihrer gutbürgerlichen Fassade sind die drei Männerfreunde gemeingefährliche Soziopathen und Vergewaltiger. Mit dem, was sie während ihrer gemeinsamen alljährlichen Jagdwochenenden tun, kamen sie bislang immer ungeschoren davon.

Und auch dieses Mal entführen sie ein Pärchen, verschleppen es zu ihrer in der Wildnis gelegenen Blockhütte und haben "Spaß" nach ihrer ganz eigenen Art…-

KRITIK:

Während der Krieg in Vietnam tobte, hat David Osborn in seinem geschätzten, extrem rauen Roman "Jagdzeit" den amerikanischen Traum als waffennärrisch, kaltblütig und soziopathisch entlarvt.

Peter Collinson, der zuvor den Psychogrusler DIE FRATZE gedreht hat, durfte das Buch 1974 mit viel spanischem Produktionsgeld verfilmen. Und warum ein Geheimnis draus machen, schreiben wir es gleich: Dieser Streifen sitzt nun zur Rechten von GRAF ZAROFF und zur Linken von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE in der Hall of Fame der klassischen Menschenjagdfilme. Ins Visier der Manhunter geraten in diesem Fall Cornelia Sharpe und ihr Filmehemann Alberto de Mendoza, der vor allem Giallo-Fans bestens bekannt sein dürfte. Hier sehen wir ihn in einer ungewohnten Opferrolle; hat er doch in OPEN SEASON das zweifelhafte Vergnügen, sich in der Jagdhütte von drei ausgemachten Sadisten wiederzufinden.

Der Demütigungsparcours, der ihn und seine Frau erwartet, ist längst nicht so explizit sexuell sadistisch wie der in (Cravens) LAST HOUSE ON THE LEFT, aber das macht die Sache nicht weniger perfide oder bedrohlich. Insbesondere das langsam zu Tage tretende sexuelle "Stockholm-Syndrom" der gekidnappten Protagonistin verfehlt seine verstörende Wirkung nicht und schafft einige äußerst unangenehme Szenarien.

Dass sich OPEN SEASON recht zeitaufwändig dem Schikanieren der Opfer widmet und die eigentliche Menschenjagd erst spät im Film eröffnet, könnte sowohl Veteranen des Manhunt- als auch dem Terrorgenre sauer aufstoßen. Wobei in meinem Augen weder das eine noch das andere einen Makel darstellt. Die Schikanen beschränken sich zwar zunächst auf im Vergleich zu anderen Genrevertretern fast schon harmlos anmutende Gemeinheiten, lassen andererseits aber auch keinen Zweifel daran, dass sich das Pärchen in der Hand von äußerst gefährlichen Individuen befindet.

Peter Fonda, John Phillip Law und Richard Lynch geben ein soziopathisches Trio Infernale und verstehen es meisterhaft die Atmosphäre Szene um Szene bösartiger und unberechenbarer werden zu lassen. Und die Jagd, die sich lediglich über das letzte Filmdrittel zieht, mag relativ kurz sein, aber dafür ist sie packend, intensiv und unerbittlich. Umsonst hat die OPEN SEASON sicherlich nicht das zeitweise Verbot in zwei skandinavischen Ländern ereilt - wobei der ausschlaggebende Grund nicht der Goreexzess, sondern die psychologische Härte gewesen sein dürfte.

Fürs Auge bietet der Film auch etwas; in Gestalt der prächtig-perfiden Bilder von Kameraprofessional Fernando Arribas, der zuvor nicht nur edle Ercoli-Gialli, sondern auch ein paar Eurohorrorperlen wie THE BLOOD SPATTERED BRIDE und Jorge Graus exzellente Bathory-Verfilmung CEREMONIA SANGRIENTA fotografiert hat. Der Score von Ruggero Cini spielt neben genreüblichen Bluegrass und psychdelischen Sounds auch die ein oder andere gutgelaunte Camperhymne, was dann den zynischen Unterton des Ganzen ins Bulleye trifft.

Kleine Information zum Schluss wegen vorhandener Längenunterschiede: Die Review stützt sich auf die US-Fassung.

Open Season Bild 1
Open Season Bild 2
Open Season Bild 3
Open Season Bild 4
FAZIT:

"Run, Rabbit, Run!" - Zynische Menschenjagd zwischen BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE, LAST HOUSE ON THE LEFT und HITCH-HIKE mit dem Zeug zum Genreklassiker.

WERTUNG: 8 von 10 gelben Schlauchbooten
TEXT © Christian Ade
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Dein Kommentar >>
monezza. | 12.08.2010 08:42
Hab ich auch gesehen. Mann, war der schwer aufzutreiben damals. Hat sich aber rentiert. Böse, böse... mir ist vor allem der psychopatische Richard Lynch in Erinnerung geblieben. 8/10 einsamen Blockhütten
Harald | 12.08.2010 10:02
Mr. Lynch ist überhaupt eine erstaunliche Erscheinung. Laut imdb hat er sich 1967 im LSD-Rausch selbst angezündet, wovon seine Narben Zeugnis ablegen. Und er spricht sechs Sprachen fließend, u.a Suaheli und Russisch.
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