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Schwarze Messe auf blutrotem Altar

Schwarze Messe auf blutrotem Altar

OT: Curse of the Crimson Altar
HORROR: GB, 1968
Regie: Vernon Sewell
Darsteller: Mark Eden, Christopher Lee, Boris Karloff, Barbara Steele

STORY:

Der Bruder des Antiquitätenhändlers Robert Manning geht auf einer Geschäftsreise verlustigt. Seine Spur verliert sich auf dem Anwesen des mysteriösen Morley (Christopher Lee), aber seltsamerweise will ihn dort niemand jemals gesehen haben. Robert Manning lässt nicht locker und beschließt sich auf dem unheimlichen Schloss einzunisten, bis der Verbleib seines Bruders geklärt ist. Dabei verliebt er sich nicht nur in die Nichte des Schlossherrn, sondern stößt auch auf einen uralten Hexenfluch (Barbara Steele), allerhand suspektes Volk wie etwa den an den Rollstuhl gefesselten Professor Marsh (Boris Karloff) und dessen stummen Pfleger sowie einen schwachsinnigen Butler (Michael Gough), der mehr zu wissen scheint als alle zugeben wollen. Selbstredend gerät auch Robert in tödliche Gefahr... 

KRITIK:

Christopher Lee! Boris Karloff! Barbara Steele!

Ein Blick auf die Besetzung dieses in Deutschland unter den Titeln SCHWARZE MESSE AUF BLUTROTEM ALTAR oder DIE HEXE DES GRAFEN DRACULA firmierenden Gruslers aus den britischen Tigon-Studios dürfte für reichlich feuchte Schlüpper in den Reihen der Freunde klassischer Horrorkost sorgen; vereint sie doch nicht einen, nicht zwei, sondern gleich drei unsterbliche Ikonen des Genres. Sozusagen Dracula, Frankenstein und die Queen of Evil in einem Paket. Und als Bonus den etwas kleiner gedruckten Michael Gough, seines Zeichens aber immerhin verdienter Amicus-Veteran und Chefarzt von FRANKENSTEINS HORROR-KLINIK. Doch leider ist schon die Eröffnungssequenz Ernüchterung pur und wirkt auf die eingangs erwähnten Schlüpper wie eine Runde Trockner volle Pulle.

Dort nämlich spielt sich vor unseren ungläubigen Augen eine abstruse, fast schon lachhafte Schwarze Messe ab. Wäre nicht die göttliche Barbara Steele mittendrin; man könnte fast annehmen, diese unheilige Zusammenkunft wäre vom örtlichen S/M-Kasperletheater im Shrooms-Rausch knallchargiert worden. Den Trash-Eindruck verstärkt dann noch eine lustige Hippie-Party auf Schloß Morley, in die unser Held auf der Suche nach seinem Bruder unvermittelt reinplatzt. Okay, dachte sich euer Yours Truly, wir haben den Summer of ´68 und schließlich gibt es schlimmere Erfindungen als Free Love und Body Painting. Vielleicht wird's doch noch witzig...  

Aber nada. Der gar nicht mal uninteressante Ansatz, die bumsfidelen, ausgehenden 60er mit dem altehrwürdigen britischen Schauerkino zu verbinden, wird im Anschluss gar nicht mehr weiterverfolgt. Abgesehen von den psychedelischen Farbenspielen, die immer bei den Alptraumsequenzen bemüht werden (und aus Schwarzen Messen mal kurzerhand bunte machen), kommt aus der LSD-Ecke nicht mehr viel.

Im Anschluss daran tritt der eigentlich erfahrene Regisseur Vernon Sewell viel mehr wiederholt den Beweis an, dass ihm jegliches Gespür fürs Horrorgenre abgeht. Weitgehend spannungs- und höhepunktarm plätschert die SCHWARZE MESSE AUF BLUTROTEM ALTAR am Zuschauer vorbei und straft den schmissigen, verheißungsvollen Titel Lügen.

Wäre da nicht ab und an Barbara Steele als blauhäutige Hexe, deren groteske Aufmachung zumindest etwas vom Flair eines dämonischen, halluzinatorischen Karnevals anhaftet oder der unvergessene FRANKENSTEIN der Universal Studios, Boris Karloff, in seinem allerletzten Film; die Verlockungen der Fast Forward-Taste wären wohl übermächtig. Dennoch: Suspense, Atmosphäre, Horror... alles Fehlanzeige wie der im hirnrissigen deutschen Alternativtitel DIE HEXE DES GRAFEN DRACULA versprochene Vampir. Nicht dass wir einen solchen erwartet hätten. Schließlich war uns von vorneherein klar, dass mit diesem irgendein schlauer (respektive: blöder) Fuchs aus der Marketingabteilung auf Christopher Lees Paraderolle aus Hammer-Glanzzeiten anspielen wollte, um den Käse doch noch irgendwie an den Mann zu bekommen.

Den größten Vogel schießt jedoch das Skript der DOCTOR WHO-Drehbuchautoren Haisman und Lincoln ab. Selten erlebt, dass man eine so geniale düstere literarische Steilvorlage wie Lovecrafts "Träume im Hexenhaus" derart verhunzen kann. Den unheimlichen Brown Jenkin aus dem Film zu schreiben, kommt ungefähr so, als würde man Sherlock Holmes aus Arthur Conan Doyles Detektivgeschichten herausstreichen und stattdessen Inspektor Lestrade die Fälle lösen zu lassen. Und auch ansonsten haben die Herren Haisman und Lincoln Lovecrafts Hexenträume so mit der Axt im Walde bearbeitet, dass das Original im fertigen Film kaum noch zu erahnen ist.

Gut, dass die Produktionsfirma Tigon, die Ende der Sechziger schließlich mal den großen Hammer Studios Paroli bieten wollten, mit dem Inquisitionsklassiker WITCHFINDER GENERAL (1968) und dem abgefahrenen BLOOD ON SATAN'S CLAW (1971) weitaus Besseres auf Lager hatten als diese äußerst mißglückte Lovecraft-Adaption.

Schwarze Messe auf blutrotem Altar Bild 1
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FAZIT:

Wenn ihr ganz leise seid, dann hört ihr Brown Jenkin in seinem abyssmalen, abseitigen und unheiligen Parallelluniversum vor Wut und Entsetzen ganz laut heulen. In SCHWARZE MESSE AUF BLUTROTEM ALTAR aka DIE HEXE DES GRAFEN DRACULA schafft es Regisseur Vernon Sewell nicht nur vier Ikonen des Genres (Lee, Steele, Karloff, Gough) auf einmal zu verheizen, sondern liefert auch noch eine an Frechheit grenzende Adaption von Lovecrafts feiner Kurzgeschichte "Träume im Hexenhaus" ab. Die Ansätze, den Summer of '68 mit dem altehrwürdigen britischen Horrorfilm zu vermählen, sind grundsätzlich interessant, werden aber auch nicht konsequent weiterverfolgt. Ich für meinen Teil brauche nach der Enttäuschung erst mal einen gescheiten Hammer-Film on the rocks...

WERTUNG: 3 von 10 teuflischen Unterschriftensammlungen
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Marcel | 11.06.2017 17:48
Chris, we go not conform, wie der Engländer zu sagen pflegt. OK, als Romanverfilmung vielleicht nicht überzeugend. Aber a) wusste davon davon nix, konnte also auch nicht enttäuscht sein und b) bin ich eh kein Lovecraft-Jünger, von daher ist mir dieser Aspekt ohnehin egal. Als Film aber hat mir dieses verschwurbelt quietschbunte Teil ausgesprochen gefallen. Den einen oder anderen Durchhänger hab ich einfach überstanden und mich ansonsten einfach dem bunten Treiben hingegeben, that they call it in Germany Klimbim.
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