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Six Ways to Sunday

Six Ways to Sunday

THRILLER/DRAMA: USA, 1997
Regie: Adam Bernstein
Darsteller: Norman Reedus, Deborah Harry, Adrien Brody, Elina Löwensohn

STORY:

Harry, 19, lebt bei seiner Mutter, die ihn wäscht, umsorgt und wie ein Baby pflegt. Mami wacht mit Argusaugen darüber, dass Harry keine Kontakte zum anderen Geschlecht knüpft, denn "die heutigen Mädchen sind allesamt Schlampen und haben Krankheiten zwischen den Beinen". Kein Wunder, dass sich das Söhnchen manchmal unrund fühlt und zu exzessiven Gewaltausbrüchen neigt. Die örtliche Mafia wird auf Harrys schlagkräftige Talente aufmerksam und versorgt ihn mit lukrativen Aufträgen. Harry macht sich gut als Killer - doch Mami sorgt sich: Schließlich könnte er durch seine Mafiafreunde auch auf Mädchen treffen...

KRITIK:

Es gibt sie ja doch noch, glücklicherweise. Die Filme, die einen überraschen können. Am DVD-Cover steht etwas von einem "Kultfilm", der trotz guter Kritiken erst für mal viele Jahre im Archiv des Produzenten verschwand. Doch dort sei der Film wie guter Wein gereift, und nun ist die Zeit reif für eine Veröffentlichung. Schön gesagt.

Natürlich wird das Wort Kult heutzutage inflationär verwendet. Doch bei diesem Film, einer Mixtur aus Gangster-Flick, Lovestory und inzestiösem Familiendrama, ist das K-Wort gar nicht mal fehl am Platz.

Wer aufgrund des Produktionsjahres - Ende der Neunziger - eine der unzähligen, damals längst nur noch nervtötenden "rabenschwarzen Komödien" im Fahrwasser von Pulp Fiction vermutet, dem kann Entwarnung gegeben werden. Statt krampfhaft-coolen Posen und ach-so-ironischen Sprüchen werden hier existentielle Dramen verhandelt.

Die Drehbuch-Autoren nahmen ihre Figuren erst und statteten sie mit der nötigen charakterlichen Tiefe aus. Die Geschichte weiß immer wieder zu überraschen und lässt so etwas wie Langeweile gar nicht erst aufkommen. Der Film hat auch einen ganz eigenen Humor, der mit "pechschwarz" nur sehr unzureichend beschrieben ist. Auch Atmosphäre wird groß geschrieben in diesem höchst ungewöhnlichem Gangster-Film.

Besonders zimperlich geht es übrigens nicht zu - die amerikanischen Zensurbehörden haben dem Streifen ein "Rated R for graphic bloody violence, strong language, sexuality and brief drug use" rein gedrückt. Die deutsche DVD-Fassung von I-ON New Media ist jedoch mit einem FSK-16-Stempel davon gekommen - und das ungekürzt.

Kurz noch zu den Darstellern: Deborah Harry, besser bekannt als Sängerin der Band Blondie, spielt die Psycho-Mama mit beträchtlicher Intensität, Norman Reedus, zuletzt in John Carpenters Cigarette Burns zu sehen, erinnert mich von seiner Ausstrahlung her ein wenig an Ewan McGregor (wohlgemerkt vor seinen Star Wars-Rollen), Elina Löwensohn ist mir auch schon öfters positiv aufgefallen, unter anderem im Vampir-Thriller Die Weisheit der Krokodile. Und Adrian Brody zeigt als Weißbrot-Gangsterrapper Mut zur Peinlichkeit. Bemerkenswerter Cast also in einem bemerkenswerten Film.

Six Ways to Sunday Bild 1Strange little girl:
Elina Löwensohn
Six Ways to Sunday Bild 2The first of the gang to die: Adrien Brody
Six Ways to Sunday Bild 3Sexy Motherfucker: Norman Reedus
Six Ways to Sunday Bild 4
FAZIT:

Für den Massengeschmack wohl zu strange, düster und radikal, aber aufgeschlossene Filmfreunde sollten bei dieser schwarzen Krimi-Farce dringend zugreifen. Ein Videotheken-Geheimtipp, sozusagen...

WERTUNG: 8/10
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