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Steven Seagal: Into the Sun - Im Netz der Yakuza

Steven Seagal: Into the Sun - Im Netz der Yakuza

OT: Into the Sun
ACTION: JP/USA, 2005
Regie: mink
Darsteller: Steven Seagal, Matthew Davis, Takao Ôsawa, Ken Lo

STORY:

Steven Seagal ist ein ehemaliger Geheimagent und Experte für japanische Schwerter. Als in Tokio der Gouverneur ermordet wird, bittet der Geheimdienst Seagal wieder aktiv zu werden. Der deckt auch gleich eine Verschwörung von neuen skrupelloseren Yakuza auf und bekämpft ihre Handgelenke aufs Härteste...

KRITIK:

Niemand hätte 2005 ernsthaft gedacht, dass Meister Seagal es mit einem Film nochmal ins Kino schaffen würde. Doch dann ist genau das geschehen, denn INTO THE SUN bekam eine Kinoauswertung spendiert, landesweit, inklusive Werbespots und Kinoplakaten. Zumindest in Japan. Sony Japan hatte nämlich dieses Seagal-Vehikel produziert, international reichte es allerdings nur für die DTV-Auswertung. Letzteres ist auch in etwa die entsprechende Budget-Klasse von INTO THE SUN, wobei der Film deutlich besser aussieht als die übliche Seagal-Heimkino-Ware.

Apropos gutes Aussehen. Während Seagal noch im letzten DTV-Actioner OUT OF REACH abgewrackt aussah wie lange nicht und ich mir schon Sorgen um den Geistes- und Gesundheitszustand des Aikido-Recken gemacht hatte, könnte man nun glatt meinen, er hätte sich einer Verjüngungskur unterzogen. So frisch sah Seagal seit NICO-Tagen nicht mehr aus. Ich denke, dass es durchaus daran liegt, dass er in Japan drehen konnte. Schon in BELLY OF THE BEAST machte er eine bessere Figur als gewohnt, was laut seiner Aussage daran lag, dass er endlich in Asien drehen konnte - etwas das er schon lange einmal tun wollte.

Nun auch noch in Japan zu drehen, seiner langjährigen Wahlheimat - Seagal ist der erste Weiße, der in Japan ein eigenes Dojo eröffnen und Aikido unterrichten durfte - dürfte für den Meister etwas ganz Besonderes gewesen sein. Auf jeden Fall ist es sein persönlichster Film der bisherigen DTV-Ära geworden. Wie bereits in zahlreichen anderen Filmen - THE PATRIOT, FIRE DOWN BELOW, AUF BRENNENDEM EIS - konnte er viele seiner persönlichen Interessen unterbringen. So ist er ein begeisterter Sammler japanischer Schwerter und spielt in INTO THE SUN einen Schwertexperten und -Verkäufer. Auch eines seiner Lieblingsthemen - amerikanische Geheimdienste, in diesem Fall die CIA - spielen eine Rolle.

Eine Szene, in der Seagal wie in alten Zeiten großmäulige Schlägertypen aufmischt, spielt auf einem Markt, der ganz in der Nähe Seagals ehemaliger Wohnung gelegen ist. In einer der Wohnungen der jungen Yakuza läuft im Hintergrund der Film GAMERA - GUARDIAN OF THE GALAXY, in dem Seagals Tochter Ayako Fujitani eine Rolle hat und auch in Nahaufnahme zu sehen ist, während Seagal in der Wohnung steht - zwischen den Leichen seiner getöteten Feinde, hrhr.

Ein großer Teil der Dialoge in INTO THE SUN sind komplett auf Japanisch, mit englischen Untertiteln. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der Film außerhalb Japans nicht in die Kinos kam - besonders in den USA sind die Leute ja eher… nun ja, zu faul zum Lesen; Untertitel kann man dem Publikum da nicht zumuten. Da Seagal fließend Japanisch spricht, hat er seine Dialoge auch selbst gesprochen - was in DTV-Zeiten ja selbst bei englischen Dialogen keine Selbstverständlichkeit ist. Laut eigener Aussage war sein Japanisch zu Beginn der Dreharbeiten noch etwas holprig und er musste sich erst wieder reinfinden. Ein kurzer Ausflug auf die Originaltonspur der DVD zeigt aber schnell, dass Seagal verdammt gutes Japanisch spricht, auch wenn er fast noch mehr nuschelt, als normalerweise schon. Aber auch Ekkehardt Belle spricht die, auf Japanisch verbliebenen, Dialoge der Synchronfassung ziemlich gut.

Leider ist die deutsche Synchronfassung nicht ganz fehlerfrei, was zu einigen unfreiwillig-komischen Situationen führt. So feuert Seagals FBI-Partner auf einem Marktplatz aus Versehen seine Waffe ab. Auf der Tonspur fehlt allerdings der Schuss, so dass der darauffolgende Dialog zunächst nicht wirklich verständlich ist. In einer weiteren Szene gehen Seagal und Sean in eine Bar, und Sean fragt ob sie dort wohl Hamburger haben - wieso man das annehmen sollte weiß ich nicht, aber das ist wohl "comic relieve", oder so. Jedenfalls antwortet Seagal im Original auf Japanisch, was in den festen Unteriteln als "Stop talking Shit" übersetzt wurde. In der deutschen Fassung sagt er jedoch "Woher soll ich das denn wissen?".

Ich greife dem Fazit jetzt mal ein klein wenig vor und sage direkt, dass INTO THE SUN mit BELLY OF THE BEAST zu den besten DTV-Streifen Seagals gehört, was zu einem großen Teil daran liegt, dass er in Japan produziert und gedreht wurde. Dass die Japaner wissen wie man gute Filme macht, dürfte kein allzugroßes Geheimnis sein. Alleine, wenn wir einen Blick auf vergangene Tage werfen - genauer gesagt auf die 70er, das goldene Zeitalter der Sexploitation -, wird schnell klar, dass kaum eine Nation es so geschickt verstand schmutzige Sexploiter zu optischen - und teilweise auch inhaltlichen - Kunstwerken zu formen, gegen die ihre europäischen Pendants oftmals aussahen wie schäbige Amateurpornos aus dem Internet.

Will heißen: INTO THE SUN sieht verdammt gut aus und zeigt Produktionswerte, die einer Kinoauswertung durchaus würdig sind. Mit einem Budget von 15 Millionen Dollar liegt die Produktion im vergleichbaren Rahmen mit Seagals Osteuropa-Produktionen und hat beispielsweise 5 Millionen weniger gekostet als OUT OF REACH. Optisch trennen diese Filme aber Welten. Die bunte Welt Tokios ist eine willkommene Abwechslung zu den immer gleichen Abrissgebäuden, Industriehallen und ausgestorbenen grauen Straßen Osteuropas, in denen Seagals DTV-Filme normalerweise spielen.

Regisseur mink hingegen hat es verstanden, das relativ kleine Budget gekonnt zu nutzen und einzusetzen. Die Straßen in INTO THE SUN sind belebt und die Sets sind unterschiedlich und teilweise riesig. Es wurde in einer Pachinkohalle gedreht, in einer Bar, einem Fischmarkt. Dazu kommen zahlreiche Außendrehs in belebten Tokioer Gegenden sowie dem bereits erwähnten Markt in dessen Nähe Seagal gewohnt hat und es gibt sogar berittene Elefanten (!). Selbst Luftaufnahmen gibt es, auch wenn diese zum Teil aus Stock Footage bestehen.

mink mag zwar keinen Nachnamen haben, aber er hat verdammt noch mal Ahnung, wie man Seagal in einem Actionfilm einsetzt. Klar, die Action in INTO THE SUN ist nicht zu vergleichen mit NICO oder DEADLY REVENGE, auch dürfte es gerne etwas mehr sein. Gerade die erste Hälfte kommt ohne größere Scharmützel aus. Wenn es kracht, kracht es dafür gewaltig. Mit zurückgewonnener Überheblichkeit zerlegt Seagal ruck-zuck ein paar Halbstarke und rät ihnen es in 10 Jahren noch mal zu versuchen. Mit einem Kerl zerstört er sechs Pachinkomaschinen und das alles mit feinstem Aikido. Bis auf die Tritte und einige wenige Einstellungen in denen Seagal aus der Ferne zu sehen ist, spielt Seagal sogar selbst. Keine billigen Double, diesmal.

Dabei präsentiert er ein schönes, hartes Aikido mit gewohnt sauberer, brutaler seagal'scher Handarbeit. Die Highlights sind jedoch eindeutig die Schwertkämpfe. Seagal hat bereits in vergangenen Filmen mit zahlreichen Waffen gezeigt, dass er sein Handwerk durchaus versteht – siehe hierzu zum Beispiel der gelungene Messerkampf in ALARMSTUFE: ROT. Wie sich Seagal im großen Finale durch seine Gegner schnetzelt und sich dabei nicht mal mit dem Mörder seiner Frau aufhält, um mit ihm zu spielen, sondern ihn mit brutalen, schnellen Hieben tötet, ist ein Traum. Ganz in der Tradition des japanischen Schwertkampffilms spritzt das Blut dabei fontänenartig aus klaffenden Wunden und auch die einen oder anderen Gliedmaßen verlieren den Kontakt zu ihren ehemaligen Besitzern.

Woran INTO THE SUN krankt ist dasselbe Problem, das die Filme aus Seagals DTV-Ära gemeinsam haben. Während die Handlung in den frühen Filmen immer sehr einfach war - so dass ich durchaus scherzhaft schon von Spaziergängen mit Gewalt gesprochen habe - und die Konzentration damit auf der Kampfchoreographie lag, sind die Direct to Video-Produktionen oftmals mit verwirrenden und unnötig aufgeblasenen Geschichten versehen, komplett mit sinnlosen und noch komplizierteren Nebenhandlungen.

Auch INTO THE SUN hätte ein schöner vorwärts strebender Actionfilm werden können, allerdings ist die Geschichte um den Bandenkrieg zwischen alten und neuen Yakuza ein bisschen zu arg mit unnötigem Ballast vollgestopft. Da wäre zum einen der Beginn im Dschungel, der Seagal zwar als Top-Mann des CIA präsentiert - und nebenbei Ähnlichkeiten zum Anfang von DEADLY REVENGE aufweist -, ansonsten aber völlig irrelevant ist. Außer vielleicht um mit Production Values zu prahlen. Ebenso wenig trägt der Subplot mit dem erschossenen Minister etwas zur Geschichte bei, bietet dafür aber wenigstens Raum für einen kurzen Auftritt von Chiaki Kuriyama, bekannt als Go Go Yubari aus KILL BILL VOL. 1.

Dennoch schafft es mink die Geschichte kurzweilig genug zu erzählen. OUT FOR A KILL, der mit einer ähnlichen asiatische Mafia-Thematik aufwartete, verhedderte sich in seinem überkomplizierten Handlungsgeflecht und bot über 90 Minuten lang kaum mehr als Langeweile und peinliches Kung Fu. INTO THE SUN jedoch ist auch während der actionarmen Passagen relativ spannend und es passiert genug um aufmerksam dabei zu bleiben - und am Ende wird man eh mit einem gewalttätigen Showdown in bester Seagal-Manier belohnt.

In diesem Sinne: "Ich geh direkt durch die Vordertür!"

Steven Seagal: Into the Sun - Im Netz der Yakuza Bild 1
Steven Seagal: Into the Sun - Im Netz der Yakuza Bild 2
Steven Seagal: Into the Sun - Im Netz der Yakuza Bild 3
FAZIT:

INTO THE SUN ist eine mehr als willkommene Abwechslung zum grauen Einheitsbrei der Seagal-DTV-Veröffentlichungen. Das Tokioter Setting ist schön bunt und bietet einige Schauwerte. Für einen Seagal-Film eher ungewöhnlich, ist INTO THE SUN fast so etwas wie die grimmige Version von WASABI - EIN BULLE IN JAPAN mit Jean Reno.

Die Handlung mag unnötig kompliziert und nicht immer schlüssig sein, aber das sind wir ja inzwischen von Seagals DTV-Actionern gewohnt - und Schlimmeres noch dazu. Auch hätte es die pseudo-hippen CIA-Satelliten-Aufnahmen nicht unbedingt gebraucht, aber das ist eine Kleinigkeit. Selbst Seagals Begleiter ist diesmal sogar in gewisser Weise lustig - ob das damit zusammenhängt, dass es sich nicht um einen Rapper handelt? Wer weiß.

Alles in allem ist INTO THE SUN ein durchaus gelungener Actionfilm aus der DTV-Ecke im Allgemeinen und ein sehr guter Seagal-DTV-Film im Besonderen. Der Meister ist in Topform und zeigt handwerklich gutes Aikido. Durch den starken Fokus auf Schwerter als Waffe, ist INTO THE SUN speziell für Seagal-Enthusiasten von Interesse, da er hier anschaulich beweist, dass er es versteht mit dem Schwert umzugehen. Und auch auf die obligatorisch-unangenehme Sexszene mit einer viel, viel, viel, viel zu jungen Geliebten muss leider niemand verzichten.

WERTUNG: 6 von 10 nackten Frauen im Aquarium.
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