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Bone Tomahawk

Bone Tomahawk

HORROR: USA, 2015
Regie: S. Craig Zahler
Darsteller: Kurt Russell, Patrick Wilson, Matthew Fox, Lili Simmons, David Arquette

STORY:

Das Westernstädtchen Bright Hope macht seinem Namen alle Ehre: Die Häuser sind herausgeputzt und frisch gestrichen, die Bärte und Frisuren akkurat gestutzt, und der örtliche Revolverheld sieht aus wie ein Dressman in seinem blütenweißen Anzug. Der Sheriff (Kurt Russel) hat die unschöne Angewohnheit, Verdächtigen ins Bein zu schießen. Die Frau des örtlichen Viehbarons besitzt medizinische Grundkenntnisse, ein Fläschchen Opium-Tinktur und operiert die solcherart Beamtshandelten direkt im Gefängnis. Diesmal musste ein Landstreicher daran glauben. Als die Frau nicht mehr zurückkehrt, ist Feuer am Dach. Der Sheriff, sein greiser Deputy, der Revolverheld und der verletzte Ehemann machen sich auf die Suche nach der Vermissten. Ihr Weg führt sie immer weiter weg aus der Zivilisation, hin zu einem Ort, wo sie das nackte Grauen erwartet ...

KRITIK:

"It's a Cannibal Christmas!" lautete vor zwei Jahren das Motto im Wiener Filmcasino, als die umtriebigen Film-Aktivisten des /slash-Festivals Eli Roths ultrabrutalen Kannibalen-Klopper THE GREEN INFERNO als Premiere im deutschsprachigen Raum auf die Leinwand brachten. Gute Traditionen soll man hegen und pflegen. In diesem Sinne wurde zu Weihnachten 2015 ebendort die Premiere von BONE TOMAHAWK ausgerichtet.

Das Langfilm-Debut von S. Craig Zahler verbindet den Western mit dem Kannibalen-Film. Und so viel darf verraten werden: Er macht dabei keine Gefangenen.

Gleich zum Einstieg wird einem schlafenden Mann die Kehle durchgeschnitten. Die Täter sind zwei jämmerliche Strauchdiebe, gespielt von David Arquette und Sid Haig (THE DEVIL'S REJECTS). Auf ihrer Flucht entweihen sie eine Indianer-Kultstätte und locken damit die Wilden nach Bright Hope. Und dann ist es jäh vorbei mit der Idylle.

Wer Zeit und Muse (bzw. nichts Besseres zu tun) hat, als die Kunden-Rezensionen zu BONE TOMAHAWK auf Amazon zu lesen, wird eine zweigeteilte Welt entdecken: Euphorische Lobeshymnen wechseln ab mit verständnislosem Getrolle Marke "laaaaaangweilig, keine Action, schlechtester Film den ich je gesehen habe bla bla". Auffällig: Die völlige Abwesenheit von Zwischentönen. Liebe oder Hass. Nichts dazwischen. Das ist natürlich ein gutes Zeichen.

S. Craig Zahler lässt sich ausgesprochen viel Zeit, um die Charaktere einzuführen. Obwohl - oder gerade weil? - im Grunde sehr wenig passiert, entwickelt der Film eine Sogkraft, der man sich nicht entziehen kann. Hier wird auf subtile Art Spannung aufgebaut und eine unheilvolle Atmosphäre kreiert, die Amerikaner mit dem schönen Wort "eerie" umschreiben.

Bei der finalen Begegnung mit den menschenfressenden Indianern erweist sich S. Craig Zahler als begabter Schüler von Ruggero Deodato, Joe D'Amato und Konsorten. Die Gewaltausbrüche sind stets nur kurz, aber ausgesprochen schmerzhaft. Man darf sich durchaus wundern, wie dieses finstere, abgründige Biest von einem Horror-Western durch die FSK gekommen ist.

Wie einige Horrorfilme der letzten Jahre - auf die Schnelle fallen mir jetzt EVIL DEAD, RED STATE und REC ein - setzt auch BONE TOMAHAWK auf die Schock-Wirkung von unerwarteten Sound-Effekten, die durch Mark und Bein gehen. Dieses markerschütternde, viechische Gebrüll der Kannibalen bleibt jedenfalls nachhaltig in Erinnerung.

Bone Tomahawk Bild 1
Bone Tomahawk Bild 2
Bone Tomahawk Bild 3
Bone Tomahawk Bild 4
Bone Tomahawk Bild 5
FAZIT:

Vor THE HATEFUL 8 drehte Kurt Russell quasi im selben Outfit diesen abgründigen, knochenharten Kannibalen-Western, der sich durchaus als Double Feature mit Tarantinos epischer Blutorgie anbieten würde.
Jetzt auf DVD, erstaunlicherweise ungekürzt.

In diesem Sinne: "Wir sind in der Hölle!"

WERTUNG: 8 von 10 faulende Wunden
Dein Kommentar >>
Erich H. | 08.02.2016 11:35
Tja, darum lese ich nicht auf Amazon, sondern auf Filmtipps.at.
Und außerdem finde ich super, das Kurt Russell derzeit wieder gut unterwegs ist. Kannibalen-Filme sind ja nicht so das meine, aber der hier besprochene ist definitiv in meine To-See-List gerückt.
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