OT: Jûsannin no shikaku
SAMURAI-DRAMA: J, 2010
Regie: Takashi Miike
Darsteller: Kôji Yakusho, Yûsuke Iseya, Tsuyoshi Ihara
Der Shogun will nicht mehr länger zusehen, wie sein Halbbruder, Lord Naritsugu, sich daneben benimmt und ungestraft seinen Leidenschaften Folter, Vergewaltigung und Mord frönt. Ein Attentat soll das Schlimmste verhindern. 13 Kämpfer werden ausgewählt, um dem Lord den Garaus machen. Kein leichtes Unterfangen, denn Naritsugu hat eine Privatarmee von 200 zu allem entschlossenen Kämpfern um sich geschart. Die Mission droht zum Himmelfahrtskommando zu werden
KRITIK:Die Zeiten, in denen Takashi Miike Auftragswerke im Akkord herunterkurbelte, sind anscheinend vorbei. Seit geraumer Zeit lässt es der Meister ruhiger angehen - oder zumindest konzentrierter. Statt bis zu sieben Filme pro Jahr wie in seinen hyperaktiven Zeiten sind es jetzt "nur" noch zwei. Und man weiß: Wenn Miike Zeit hat, seine Kräfte zu bündeln, dann entstehen Meisterwerke.
13 ASSASSINS ist fraglos ein Meisterwerk, von der Eröffnungssequenz - einer Harakiri-Szene - bis zum gewaltigen Schluss-Massaker, auf das wir noch zu sprechen kommen werden. Also dranbleiben, Freunde.
13 ASSASSINS ist ein Samurai-Drama reinsten Wassers, ein Film, der seine Geschichte 100%ig ernst nimmt. Das zeigt sich in den langen, kammerspielartigen Dialogszenen, die die erste Hälfte der Laufzeit in Beschlag nehmen. Hier zeigt Miike, dass er sich sehr wohl auf die Kunst der Figurenzeichnung, Charakterisierung und Schauspielerführung versteht.
Das war ja nicht immer so. Dafür hatte er in früheren Filmen oft einfach keine Zeit. Oder keine Lust.
In seiner wohl aufwändigsten und ambitioniertesten Produktion besinnt sich Miike auf die Tugenden des klassischen japanischen Kinos: Ruhe, Konzentration und Eindringlichkeit. Akira Kurosawa dürfte zufrieden lächeln, könnte er 13 ASSASSINS sehen.
Die Mühe hat sich bezahlt gemacht: 13 ASSASSINS avancierte in Japan zum Kassenknüller, der sämtliche westlichen Blockbuster auf die Plätze verwies.
Es vergeht Zeit, viel Zeit, bis die titelgebenden 13 Auftragsmörder in einem Bergdorf eintreffen. Wo sie eine zahlenmäßig weit überlegene Armee in eine tödliche Falle locken. Wo von Anfang an klar ist, dass niemand - sie selbst eingeschlossen - überleben wird.
Miike inszeniert den Showdown, der praktisch die gesamte zweite Filmhälfte andauert, als monumentales Gemetzel, das einem mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzen lässt. Von ein paar Anflügen von Ironie abgesehen - ich sage jetzt nur: der unverwüstliche Naturbursche - regiert hier ein fast schon heiliger Ernst. Und eine zupackende Härte, bei der man sich fragt, wie die FSK 16-Freigabe zustande gekommen ist. Haben wahrscheinlich nach 20 Minuten abgeschaltet, die Damen und Herrn von der Zensurbehörde
Nach 120 Minuten, wenn das Dorf in Schutt und Asche gelegt und der Boden buchstäblich in Blut getränkt ist, steht fest: Miike hat sich - wieder einmal - selbst übertroffen.
Die hyperaktive Sturm- und Drang-Phase ist anscheinend vorbei. Takashi Miike, mittlerweile 50, hat seine Talente konzentriert und den wohl besten Film seiner Karriere gedreht.
13 ASSASSINS, der APOKALYPSE NOW unter den Samurai-Filmen.
In diesem Sinne: "Tötet sie alle!"