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Die Burnhams: eine amerikanische Vorzeigefamilie: Perfektes Haus, perfekt gestutzte Hecke, perfektes Auto, perfekte Jobs. Traut sich jemand hinter die Fassaden zu blicken? Lester und Carolyn können keine fünf Sätze miteinander sprechen, ohne sich das Geschirr um die Ohren zu hauen, Sex gab's seit Menschengedenken nicht mehr, Carolyn hat eine Affaire mit einem "Immobilien-Arschloch" (Zitat Lester), während Lester von der Lolita-Freundin seiner ungezogenen Tochter Jane träumt, die, seit sie 10 ist, auf ihre Brust-OP spart. Und da war noch Nachbarsjunge Ricky, der eben aus der Psychiatrie entlassen wurde...

Wenn amerikanische Filme hinter die bröckelnden Fassaden blitzsauberer Vorstadt-Idyllen blicken, handelt es sich meist um Independent-Produktionen. Happiness von Todd Solondz oder Ken Park von Larry Clark fallen jetzt auf die Schnelle ein. Und natürlich der berühmte David Lynch's-Blick auf die böse Seite der Realität hinter weißen Lattenzäunen und grünen Rasen.

American Beauty wurde von Stephen Spielbergs Dreamworks produziert. Man schrieb das Ende der Neunziger: Pre-Millenium-Tension war das Schlagwort der Stunde. Am Ende des Jahrtausends leisteten sich die US-Major-Studios eine ganze Reihe "systemkritischer" Filme: So unterschiedliche Werke wie Fear and Loathing in Las Vegas, Fight Club, Blow oder auch The Big Lebowski stellten US-amerikanische Werte radikal in Frage.

American Beauty, die erste Kinoarbeit des britischen Theater-Regisseurs Sam Mendes, wurde ein weltweiter Groß-Erfolg, der völlig verdient mit fünf Oscars geadelt wurde. Der Film beginnt mit einer Kamerafahrt über eine perfekte, herausgeputzte Vorstadt. Lester Burnham erzählt seine Geschichte aus dem Off - genauer gesagt aus dem Jenseits: Wie ihn sein ach-so-kreativer Job nur noch anödet, wie es nach dem Höhepunkt des Tages bergab geht ... und wie er doch neuen Lebensmut fasst. Ausbricht, seinen Job hinwirft, seine Garage zum Fitnessstudio umfunktioniert, das Ersparte in sein Traumauto, einen 70er Pontiac Firebird investiert und wie er versucht, die Nymphen-Freundin seiner Tochter zu verführen.

Ich muss zugeben: Das Identifikationspotential dieser Figur ist erschreckend hoch. Jeder der behauptet, dass rein gar nichts von Lester Burnham in ihm stecken würde, lügt.

Mit seinen - in wunderschönen Cinemascope-Bildern gemalten - Ausbruchs-Fantasien aus einer unerträglichen Realität hat der Film den Nerv seiner Zeit getroffen.

Ich glaube, ich habe American Beauty mittlerweile sieben oder acht mal gesehen. Ein ewiger Lieblingsfilm, den ich mittlerweile mitsprechen kann. Obwohl - oder gerade weil die Dialoge stets ein wenig künstlich, um nicht zu sagen theaterhaft wirken:

Remember those posters that said, "Today is the first day of the rest of your life?" Well, that's true with every day except one: the day that you die.