OT: Kichiku / The Demon
DRAMA: JAPAN, 1978
Regie: Yoshitaro Nomura
Darsteller: Ken Ogata, Shima Iwashita, Mayumi Ogawa, Hiroki Iwase
Sokichi und seine Frau betreiben eine Druckerei, doch nach einem Brand laufen die Geschäfte schlecht. Dann steht plötzlich Sokichis Geliebte vor der Tür. Im Schlepptau hat sie drei kleine Kinder, die Früchte eines langjährigen heimlich gehegten Seitensprungs. Die Mutter macht sich aus dem Staub und lässt die Kinder beim leiblichen Vater zurück. Sokichis betrogene Ehefrau macht keinen Hehl aus ihrem Hass. Und fordert von dem willensschwachen Sokichi: Die Kinder müssen ebenfalls verschwinden. Und zwar für immer! -
KRITIK:Nachdem sich die ersten vier Filme der edlen Japanische Meisterregisseure-Reihe dem politischen Frühwerk vom IM REICH DER SINNE-Sensei Ôshima gewidmet haben, betritt Polyfilms Serie zum Cineastenglück mit DÄMON nun langsam die abseitigen Gefilde.
Nomuras KICHIKU (alias DÄMON) ist weder mit jener linksradikalen Waldsplatterei KICHIKU aus dem Jahr 1997 noch mit dem Denzel Washington-Körperhüpferhorror gleichen deutschen Namens zu verwechseln. Und DÄMON ist auch kein Horrorfilm. Obwohl…
Insbesondere all diejenigen, die ein Herz für Kinder haben oder gar selbst welche, dürften beim designierten Drama DÄMON dennoch den blanken Horror erleben. Nomura geht hier nämlich ans Mark, zeigt den Leidensweg von drei kleinen Knirpsen, die von ihrer überforderten leiblichen Mutter im Stich ge- und einem schwachen, hilflosen Vater überlassen werden, in einer derart eindringlichen Art, dass es schwer zu ertragen ist.
Wo Hollywood bei einer solchen Thematik wohl kaum der Versuchung widerstanden hätte, billig die Tränendrüse zu drücken, meidet Nomura die Melodramatik konsequent. Da gibt es Szenen, die sind so schlicht, aber dennoch so ausdrucksstark, ohne Worte und manchmal nur einen Moment lang und dennoch berühren sie ganz tief. Und da sind andere Szenen, die machen fassungslos und einfach nur wütend.
Kaum eine Vorstellung ist grässlicher und widernatürlicher als die von der grausamen Mutter, die ohne mit der Wimper zu zucken, Kinder quält oder deren Tod billigend in Kauf nimmt. Nichts ist unentschuldbarer als ein Vater, der so etwas zulässt oder gar zum Erfüllungsgehilfen wird. Und etwas Hilfloseres und Bemitleidenswerteres als Kinder mit solchen Eltern gibt es nicht!
Und während die Gorehounds sich brüsten oder darüber auslassen, wie krass oder lasch ein GROTESQUE, ein HOSTEL, ein MACHINE GIRL oder SAW Teil fünfundfuffzig ist, hat ein Film wie DÄMON eine FSK 12-Freigabe und keinen Tropfen Blut, ist tatsächlich aber der weitaus härtere Tobak.
Eine überforderte Mutter schiebt ihre Kinder zum anderweitig verheirateten leiblichen Vater ab und die Kleinen kommen vom Regen in die Traufe…- Nomuras DÄMON sticht mitten ins Herz. Und zwar vor allem in das von Zuschauern mit eigenem Nachwuchs und normalen Elterngefühlen. Doch gerade weil DÄMON berührt, verstört, wütend und nachdenklich macht, ist es auch ein starker, ein besonderer Film. Darüber hinaus ist er unglaublich gut gespielt und inszeniert.