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Die Rückkehr der Ninja

Die Rückkehr der Ninja

OT: Revenge of the Ninja
MARTIAL ARTS: USA, 1983
Regie: Sam Firstenberg
Darsteller: Shô Kosugi, Keith Vitali, Arthur Roberts, Ashley Ferrare

STORY:

Nur er selbst, sein kleiner Sohn und die alte Mutter entkommen, als Chos gesamte Familie in Japan einem blutigen Ninja-Angriff zum Opfer fällt. Die drei Überlebenden siedeln nach Amerika über und Cho, selbst ein Schattenkrieger, versiegelt sein Shikomizue und schwört dem Kampf ab. Stattdessen eröffnet er in Amerika keine Sushi-Bar, sondern einen Laden, der -Bitte nicht lachen!- Porzellanpüppchen verkauft. Doch die friedliche Lebensneuausrichtung hält nicht lange vor: Als Sohnemännchen eines der Figürchen versehentlich auf dem Boden zerdeppert, kommt darin ein prall mit Heroin gefüllter Beutel zum Vorschein. Und plötzlich findet sich der arglose Cho ungewollt mitten in einem blutigen Drogenkrieg zwischen der Mafia und einem geheimnisvollen Ninja mit silberner Maske wieder. Als dieser ein Opfer aus Chos Umfeld fordert, tauscht der nach Rache dürstende Schattenkämpfer die Porzellanpüppchen wieder gegen Schwert und Wurfsterne ein.  Si vis pacem, para bellum, wie schon der alte Japaner gesagt hat. Oder war es der... Na, wen juckt's! Da wir uns in einem von Menahem Golam produzierten Actionfilm aus den frühen 80ern befinden, könnt ihr in jedem Fall davon ausgehen, dass ordentlich die Fetzen fliegen werden...

KRITIK:

Am 8. August 2014 verstarb Menahem Golan, eben jener Filmproduzent, dem wir -Stichwort: Cannon- ein ganzes Arsenal an lustig-berüchtigten, politisch inkorrekten Actionkloppern zu verdanken haben.

So war es Golan, der Chuck Norris gegen die INVASION USA angesetzt oder ihn in der MISSING IN ACTION-Reihe das eine oder andere Mal hinter feindlichen Linien verlustigt gehen lassen hat. Und Golan war es, der den Schalk im Nacken hatte, um einen nicht mehr ganz taufrischen Franco Nero in ein Ninja-Kostüm zu stecken...

Ungeachtet dessen, dass ihm im Verlauf seiner Karriere einige Goldenen Himbeeren (u.a. für DIE CITY-COBRA mit Stallone) drohten, war Menahem Golan aber auch für gefeierte Adrenalinfahrten wie jene mit dem RUNAWAY TRAIN (aka EXPRESS IN DIE HÖLLE) federführend. Zu seinem Tode hat Harald heute auf Facebook folgenden kleinen Nachruf gepostet: "R.I.P. Menahem Golan. Ein zeitlebens unterschätzter Visionär ist von uns gegangen. Ohne seine "Cannon"-Filme, die mich damals, in grauer Videotheken-Vorzeit infizierten und meine Filmleidenschaft bis heute antreiben, gäbe es wohl kein Filmtipps.at." 

Ich selbst habe mir gestern eines seiner naiveren, aber nichtsdestotrotz kultigen Geschenke an uns Filmfreunde und Actiontrash-Conaisseure angeschaut und mit einer Träne im Auge Menahem Golan zum Gedenken eine kleine Comeback-Kritik verfasst:

Die berühmt-berüchtigte Ninja-Trilogie der Cannon Group. Sie hat in den 80ern die B-Movie-Gemeinde in den Grundfesten erschüttert und ganze Legionen bis dahin pazifistische, elfjährige Realschüler in schwarz-vermummte, mit Shuriken um sich schmeissende Schattenkämpfer verwandelt. Die Gelehrten streiten noch immer, welcher Film aus dem Trio nun der beste sei.

Ist es der erste aus dem Jahr 1981 gewesen: ENTER THE NINJA, in welcher unerwarteterweise die Cineitalia-Legende Franco Nero seine späte Ader für fernöstliche Kampf- und Attentäterkünste entdeckt hat? Oder der letzte im Glied, DIE HERRSCHAFT DER NINJA, welcher nicht nur ein denkwürdiges Anfangsgemetzel liefert, sondern auch noch unverfroren im EXORZIST(en)-Revier wildert?

Oder eben Teil 2 der inhaltlich unzusammenhängenden Trilogie: DIE RÜCKKEHR DER NINJA (original: THE REVENGE OF THE NINJA), wo Kult-Ninja Shô Kosugi (welcher übrigens in allen drei Parts zu sehen ist) endgültig in den Mittelpunkt rückt.

War Kosugi in ENTER THE NINJA noch der Bösewicht, ist er hier nun der von bösen Machenschaften gebeutelte Ninja-Meister, der Japan den Rücken kehrt und in die USA übersiedelt, nachdem bis auf Sohn und Mutter die gesamte Familie von Schattenkriegern niedergemetzelt wurde. Doch auch in den USA findet er nicht die verdiente Ruhe, denn hier gerät er zwischen die Drogenkriegsfronten der Mafia und einem ruchlosen schwarzen Ninja mit silberner Maske. Das alles habt ihr aber schon in der Inhaltsangabe gelesen. Viel mehr an Dialog oder Handlung gibt das inhaltlich ganz simpel gestrickte Drehbuch allerdings auch nicht her.

Fünfundneunzig Prozent des Platzes wurden für Kampf- und Actionszenen benötigt, so dass Kosugi, dessen thespischen Künste eher im segalesken oder norrischen Level liegen, glücklicherweise eher selten in die Verlegenheit kommt, wirklich schauspielern zu müssen. Er macht meistens das, was er am Besten kann; nämlich mittels Ninjutsu knallchargierende Proleten in lächerlichen Outfits (Wir haben vom Indianer über den Rocker bis zum muskelbepackten Rollschuhfahrer das gesamte YMCA-Ensemble versammelt), gegnerische Ninjas und Mafiosi nach allen Regeln der Schattenkampfkunst zu plätten.

"Früh übt sich wer ein Meister werden will". An dem Sprichwort ist sicherlich was Wahres dran und es ist auch ungenommen rührig, wenn Shô Kosugi seinen Stammhalter so früh wie möglich als Sukzessor einlernen möchte. Doch musste das wirklich in diesem Film sein? Sorry, aber ein Fünfjähriger (und viel älter war Shôs Sproß Kane zum Zeitpunkt des Drehs wirklich nicht), der wie die unbeholfene Zwergversion seines Vaters herumhopst und dabei die bulligsten, fiesesten und vor allem erwachsenen Typen im Kampf besiegt, wenn er nicht gerade spielend einem Ninja entkommt, der zuvor reihenweise kaltblütigste Mafiosi ausgeschaltet hat, ist selbst im realitätsfernen Rahmen dieses Films im höchsten Maße lächerlich. So etwas gehört in den Kinderkanal, aber nicht in den Extraraum einer Videothek, und dort war das Tape von DIE RÜCKKEHR DER NINJA schließlich lange Zeit zuhause.

Abseits der unpassenden Szenen um Shôs unbesiegbaren "Laufenden Meter" macht die blutige REVENGE OF THE NINJA auf ihre gewohnt naive, gewalttätige und hemmungslos auf die Zwölf klopfende Art und Weise natürlich Heidenspaß. Sofern man damit leben kann, dass dies hier Actionkino noch zwei Anspruchsstockwerke unter dem PHANTOM KOMMANDO ist und der mit Abstand beste Schauspieler im Ring immer noch der aus zahlreichen B- bis Z-Movies bekannte Arthur Roberts ist; was schon alles sagt.

Doch Kosugis Widersacher; dieser maskierte mit allerlei geradezu unglaublichen Gimmicks ausgestattete Ninja, ist ohne Zweifel mein Lieblingsbösewicht in der Trilogie. Ein Bad Ass vor dem Herrn. Eine Schau, wie er -wie andere Bürohengste Laptop und Pausenbrot- Wurfsterne, Giftpfeile, Nägel, Rauchbomben, Messer und Sicheln in seine Aktentasche packt, um der italienischen Mafia in den Arsch zu treten. Oder wie er später im furiosen Endkampf mit Kosugi über den Dächern der Stadt sogar mit Attrappen seiner selbst aufwarten kann...Dafaq!

Die Rückkehr der Ninja Bild 1
Die Rückkehr der Ninja Bild 2
Die Rückkehr der Ninja Bild 3
Die Rückkehr der Ninja Bild 4
Die Rückkehr der Ninja Bild 5
FAZIT:

Eingangs stellten wir uns die Frage, welcher der drei Filme aus Cannons Ninja-Trilogie nun der Beste sei: ENTER THE NINJA, DIE RÜCKKEHR DER NINJA oder DIE HERRSCHAFT DER NINJA? Eigentlich ist das Shurike wie Kusarigama, gehüpft wie gesprungen, denn großen Spaß versprechen alle drei, wenn man ein Faible für lustig-blutig-trashige 80er Jahre-Ninja-Scharmützel hat.In DIE RÜCKKEHR DER NINJA nervt zwar ein bisschen Shô Kosugis unrealistisch-unbesiegbarer Sproß, der schon im Kindergartenalter die Skills hat, Mafiosi zu vermöbeln; aber dafür ist ein sehr präsenter Kosugi in der Blüte seiner Kampfkunst und sein Gegenspieler (Marke Schwarzer Ninja mit silberner Maske) hat so allerhand fiese Gadgets im Hemdsärmel. "400 Years of Training in the Art of Sudden Death ... unleashed on 20th Century America!" Aber hallo!

RIP Menahem Golan: Mögen schwarze Ninjas und Engel mit Chuck Norris-Bärten Ewiges Geleit geben...

WERTUNG: 7 von 10 mit Heroin gefüllten Porzellanpüppchen
TEXT © Christian Ade
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Patrasch | 11.08.2014 10:11
a ninja can not escape from his destiny! best (ninja) movie ever!
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Erich H. | 10.08.2014 21:25
Du hast das Versprechen (die Drohung?) also wahr gemacht, lieber Kollege. Sehr sehr fein.
Muss ich dann wohl auch, Firstenbergs Ninja-Trilogie war ja nicht seine einzige. Denn da gab's ja noch eine wirklich wirklich tödliche Föhnwelle eines gewissen Herrn Dudikoff. Ebenfalls Cannon, ebenfalls Firstenberg, ebenfalls Ninja, partizipiert in vier Teile. Zwei habe ich mir ja schon reingezogen aus der ach so schönen 2013er-Box, doch man braucht Pausen. Doch die Shuriken fliegen garantiert noch. Bis dahin Sayonara.
Schöne Kritik im Übrigen.
(P.S.: die Extrazimmer der Videotheken, wo ich war, hatten komischerweise ganz andere Filme. Hm. Tja)
Harald | 10.08.2014 22:56
Ja, sehr schöne Comeback-Kritik zu einem traurigen Anlass.
Dieser Film rockt richtig; und der Endkampf ist eine visuelle Orgie vor dem Herrn. Laut IMDB hat allein der Showdown 2 Wochen Drehzeit gekostet, was bei dieser Fülle an experimentellen Kamerafahrten und Einstellungen nicht wirklich überrascht. Das war ja das Großartige an Cannon, dass die Filmemacher - im Rahmen der Budgets, versteht sich -vollkommen freie Hand hatten und ihre Visionen verwirklichen konnten.
Chris | 11.08.2014 20:28
Danke. : ) Hoffe, dass ich ab jetzt wieder etwas regelmäßiger zum
Schreiben komme. Und ja, Erich, immer her mit dem AMERICAN
FIGHTER.
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