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Enter the Ninja

Enter the Ninja

MARTIAL ARTS: USA, 1981
Regie: Menahem Golan
Darsteller: Franco Nero, Susan George, Christopher George, Alex Courtney

STORY:

Vorsicht! In dieser kurzen Inhaltsangabe lauern ungefähr einhundert Actionfilmklischees auf euch. Wer ihnen allen ausweichen kann, darf sich unten den Filmtrailer ansehen!

Der ehemalige Söldner Cole macht in Japan seinen Ninja-Meister, indem er sich im weißen Ninja-Gewand durch seine Abschlussprüfung schlitzt, meuchelt und rauchbombt. Der japanische Ninja und Samurai-Erbe Hasegawa mißgönnt dem amerikanischen Kollegen diesen Erfolg und verlässt beim Sake-Trinken beleidigt den Tisch. Cole zieht weiter und besucht seinen alten Kriegskameraden Frank auf dessen Kokosnussplantage in Manila. Frank hat zwar eine schöne Frau, aber auch einen Haufen Probleme. Er trinkt zuviel, weil ihm der schwerreiche und skrupellose Gangsterboss Venarius seine Plantage abluchsen möchte und ihn deswegen massiv unter Druck setzt. Während Franks einheimische Arbeiter allesamt das Weite suchen, springt der alte Kumpel Cole in die Bresche. Cole schickt die Leibwächter- und Hafenschlägergarde des Gegenspielers reihenweise in die nächste Welt, bis es dem Gangsterboss zuviel wird. Venarius heuert Coles alten Feind, den schwarzen Ninja Hasegawa an...-

KRITIK:

Der Ninja-Boom in Deutschland. Vor fast vergessener Zeit. Doch ich - damals noch jung an Jahren - war dabei und habe es auf den Kinderspielplätzen und Schulhöfen am eigenen Leibe erleben dürfen, wie es ist, wenn einem die Shuriken um die Ohren fliegen.

Shuriken, das sind die berühmt-berüchtigten, nach deutschem Waffengesetz vernünftigerweise seit 2003 verbotenen Wurfsterne, die natürlich nur einen prägnanten Posten in der variablen Waffenkammer der legendären schwarzgekleideten Assassinen aus Japan darstellen. Da gibt es neben der obligatorischen Klinge Shikomizue natürlich noch andere perfides Meuchelmörderhandwerkszeugs wie die Kusarigama genannten an Ketten befestigten Sicheln oder...- na ja, beenden wir die Waffenkunde an dieser Stelle, denn Anschaungsmaterial über die 1000 Wege, mit denen ein Ninja töten kann, gibt es in dem Film, den ich heute vorstellen möchte, mehr als genug.

Doch bevor wir zu Menahem Golans ENTER THE NINJA kommen, noch ein bißchen mehr zu den Auslösern des damals zu meiner Jugendzeit in Deutschland grassierenden Ninja-Wahns, der nicht nur für allerortens tieffliegende Wurfsterne gesorgt, sondern auch Auswüchse wie die furchtbaren TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES hervorgebracht hat. Da wäre natürlich das altehrwürdige für den C 64 erschienene Spiel THE LAST NINJA zu nennen - und natürlich jene Welle an Filmen aus den 80ern, die sich auf recht exploitative Art und Weise des Sujets annahmen und sich dabei in Sachen Gewalt ebenso wenig zimperlich wie ihre italienischen Videotheken-Extraraumkollegen aus der Zombie-Zunft präsentierten.

ENTER THE NINJA, eine Cannon-Group-Produktion aus dem Jahre 1981, war einer der allerersten seiner Gattung und feuerte den Hype um die maskierten Assassinen richtig an.

Schon hier mischt übrigens der Japaner und Kampfeskünstler Shô Kosugi mit; der unumstrittene Großmeister aller filmischen Ninjas. In seinem Ninjafilmdebüt nimmt er aber lediglich den Part des bösen, schwarzen Ninja im Gefolge des von Christopher (EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL) George gespielten Schurken ein; die aber natürlich gekonnt.

Die Kluft des Hauptrollen-Ninjas darf nämlich niemand Geringeres als Franco Nero tragen. Von DJANGO über THE FIFTH CORD bis hin zu WARUM MUSSTE STAATSANWALT TRAINI STERBEN? war Franco Nero ein immer gern gesehener Star des italienischen Genrekinos. Ihn jedoch als weißen Ninja in einem amerikanischen Martial Arts-Film zu erleben, ist im ersten Moment dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Schlimmer, es sieht bisweilen gar etwas unbeholfen aus, wie Nero mit seinem berühmten Schnauzer, aber in weißer Ninjakluft durch die Wälder und Gangstervillen pirscht.

Und trotzdem sorgt der Ninja-Nero, der in den frühen Achtzigern ja auch nicht mehr der Allerjüngste war, mit allem was die Ninja-Waffentruhe so hergibt, in diesem einen Film für einen so immens hohen Body Count, dass selbst ein Chefmetzler wie Jason Voorhees nicht mehr hinterherkommt. Ja, nicht einmal dann, wenn man die Leichen aus allen bislang erschienen FREITAG, DER 13.-Teilen zusammenzählt...

Doch auch wenn alles zum Einsatz kommt, was ins Arsenal eines jeden anständigen Ninjafilm gehört - und das noch mit einer exploitationträchtigen, fast schon italienischer Zeigefreudigkeit! -, so hinterlässt ENTER THE NINJA dann doch nicht nur selige Gesichter im Vorführraum.

Einer unserer Leser kommentierte den Film auf unserer Facebookseite mit den frevelhaft anmutenden Worten, dass Franco Nero als Martial Arts-Held eine "ziemliche Katastrophe" sei. Doch der gute Mann spricht - auch wenn's mich schmerzt - wahr. Denn selbst aus einem verdienten Star des italienischen Genrekinos wird auf die Schnelle kein Shô Kosugi; nur weil man ihn in einen Ninja-Anzug steckt. Zumal der gute Herr ja seinerzeit seinen vierzigsten Geburtstag bereits hinter sich hatte und niemals ein Dojo von innen gesehen hat.

Wurst: Insbesondere Freunde italienischen Filmschaffens werden ihre Freude an Franco Nero in ENTER THE NINJA haben; aller durchaus berechtigten Vorbehalte, Handicaps und dem Ninja-Anzug, der am Hintern spannt, zum Trotz. Denn der Kaiser macht hier richtig Kleinholz aus seinen Gegnern und ich möchte nicht wissen, wieviele seiner sterbenscoolen, markigen Einzeiler ihren Weg in die Poesiealben ungezählter, pubertärer Ninjafans gefunden haben. Für die "authentischeren" Ninja-Momente sorgen derweil Shô Kosugi oder Neros oftmals zum Einsatz kommendes Kampfszenendouble (übrigens Mike Stone, seines Zeichens der Drehbuchautor und Fight Choreograph dieses Films)...

Aber Teufel: Ich zumindest möchte Franco Nero in diesem erklärten Liebhaberstück nicht missen.

Wer die Inhaltsangabe oben gelesen hat, wird es schon befürchtet haben: Der Plot von ENTER THE NINJA lässt auch nicht das ausgelutschteste Actionfilm-Klischee aus. Doch die altbekannte, überaus einfach gestrickte Story wird dennoch mit einigem Unterhaltungswert und vielen, vielen Litern Filmblut bestritten. Anfangs konzentriert man sich plakativ auf die Ninja-Power und lässt sie mal leidlich passabel, mal trashig, aber immer recht blutig von der Leine. Nach einer Viertelstunde beginnt sich die Action zunehmend vom eigentlichen Sujet zu entfernen und spätestens mit dem Erscheinen des EIS AM STIL-Dickerchens Zachi Noy als beleibter (Harken-)Handlanger des Gegenspielers und den dann einsetzenden Barschlägereien touchiert man dann sogar Terence Hill-Gefilde. Da passt dann auch der aus EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL bekannte Christopher George als köstlich überzogener Gangsterboss ganz gut ins Bild.

Doch im letzten Drittel tritt dann endlich His Kosuginess als schwarzer Ninja auf den Plan und ein episches im Sinne von ausuferndes Abschlussgemetzel bereitet uns dann auf den unausweichlichen Showdown zwischen dem schwarzen, asiatischen (Kosugi) und den weißen, italienischen (Nero) Ninja vor.

Und am Ende, nachdem der letzte Kopf gerollt ist, hat man dann doch seinen Frieden geschlossen mit Franco Nero und seinem one and only Ninja-Film. Es wurden viel Rauchbomben gezündet sowie zum Sterben (oder Schämen) coole Einzeiler getätigt, noch mehr Wurfsterne verschlissen, und mehr als zweihundert Mann bissen vor der Assassinenkunst des italienischen Ninjas ins Gras. Man kann sagen, es waren dann doch 96 alles andere als anspruchsvolle, aber doch verdammt kurzweilige Minuten.

Ach ja, die weibliche Hauptrolle spielt übrigens Susan George, die einst neben Dustin Hoffman in Peckinpahs renommierter Belagerungsgranate STRAW DOGS zu sehen gewesen war.

PS: In Deutschland ist der Film unter dem martialischen Titel NINJA - DIE KILLERMASCHINE erschienen, aber derzeit nicht offiziell auf DVD erhältlich. Der Review lag der brandneue, um eine Hahnenkampfszene gekürzte britische Silberling aus dem Hause Optimum zugrunde.

Enter the Ninja Bild 1
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Enter the Ninja Bild 7
FAZIT:

Franco Nero ist ein immer gern gesehener Star des italienischen Genrekinos, doch ihn mit seinem berühmten Schnauzer in weißer Assassinenkluft als Star eines Ninjafilms zu sehen, ist dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem sorgt Kaiser Nero hier mit allem was die Ninja-Waffenkiste hergibt für einen Body Count im gefühlt vierstelligen Bereich und darf sich am Ende sogar ein Duell auf Leben und Tod mit einem "richtigen" Ninja liefern; nämlich dem legendären Shô Kosugi. Haltlos zwischen Trash und Gewaltverherrlichung, Bierernst und (freiwillig/unfreiwilliger) Komik pendelnd hat gerade diese Cannon-Produktion den Kult um Ninjafilme in den Achtzigern befeuert. Dabei zeigt sich der anspruchslose, aber kurzweilige ENTER THE NINJA sogar der Grazie (und Grobschlächtigkeit) italienischer Exploitationfilme mächtig. Ein imdb-user urteilte begeistert: "Fantastic Crap!". Wie wahr:

 

WERTUNG: 7 von 10 Rauchbomben
TEXT © Christian Ade
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Erich H. | 07.03.2012 11:12
Jawoll - Banzai und so. Gut besprochen, mehr davon. Ah ja und im übrigen, ich gestehe, meine Shuriken waren aus gestohlenen Mercedes-Sternen. Fliegen aber nicht gut, stecken bleiben schon. Ja, ähm.
>> antworten
Patrasch | 06.03.2012 17:51
der beste ist aber immer noch "Die Rückkehr der Ninja"
Harald | 06.03.2012 19:20
In Kürze in diesem Theater.
>> antworten
Harald | 06.03.2012 11:56
Schöne Rezension!
Schade nur, dass die guten alten Ninja-Klopper so schwer erhältlich sind. Mein Erstkontakt mit den katanaschwingenden, die Schwerkraft ignorierenden Schattenkämpfern hörte auf den schönen deutschen Titel "Die 1000 Augen der Ninja" und müsste auch mal wieder gesichtet werden ...
>> antworten