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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
God on Trial

God on Trial

TV-DRAMA: GB, 2008
Regie: Andy de Emmony
Darsteller: Josef Altin , Eddie Marsan, Stellan Skarsgård, Jack Shepherd

STORY:

Eine Gruppe von Ausschwitz-Gefangenen wartet darauf zu erfahren, wer von ihnen der nächsten Exekution zum Opfer fallen wird. Um die nervenaufreibende Wartezeit zu Verkürzen, fassen sie den Plan, in einem internen Gerichtsverfahren denjenigen zur Verantwortung zu ziehen, den sie für ihre Lage verantwortlich machen: Gott. Sie klagen ihn an, seinen Vertrag, den er vor einigen Tausenden von Jahren mit dem Volk Israel abgeschlossen hat, und der unter anderem besagt, dass Gott ihre Feinde vernichten würde, gebrochen zu haben…

KRITIK:

Wenn es einen Gott gibt, weshalb lässt er all das zu? Eine Frage die sich wohl schon Milliarden und Abermilliarden von Menschen gestellt haben und die auch Gläubige immer wieder in Verlegenheit bringt. Eben diese Frage steht auch im Mittelpunkt von "God On Trial". Antworten liefert der Film natürlich keine, dafür aber interessante Denkanstösse.

Von der Frage ob es überhaupt einen Gott gibt, über den freien Willen, bis hin zum Wesen Gottes wird so ziemlich alles kurz andiskutiert. Dazwischen wird auch der Kreationismus angeschnitten, ohne ihn natürlich beim Namen zu nennen.

Um die verschiedenen Gedankenansätze, die vielen Punkte unter einem Hut zu bringen, und gleichzeitig den Zuseher nicht zu verwirren oder in irgendwelche Richtungen abdriften zu lassen, braucht das ganze natürlich eine feste Struktur, Stereotypen, die jeweils einen bestimmten Standpunkt repräsentieren.

In anderen Worten, dem Film haftet etwas theaterhaftes an. Es gibt schon einige Szenen und Performances die starke Assoziationen zu einem abgefilmten Theaterstück wachrufen. Hinzu kommt, dass der Großteil des Films in nur einem einzigen Raum, einer Baracke spielt. Und hier auch meist nur im gleichen Teil. Die Macher von "God on Trial" versuchten aber auch weg von dem theaterhaften zu kommen, indem sie einen weiteren, in der Jetztzeit angesiedelten Handlungsstrang einbauten; eine Gruppe von Touristen besucht das KZ, wird durch die Räume geführt und dergleichen.

Obwohl die Thematik des Holocaust immer mitschwingt und die Gräuel in einigen wenigen, dafür jedoch gut gelungen, nicht zu sagen erinnerungswürdigen Szenen, eingefangen wurden, ist "God On Trial" vor allem Kopfkino, ohne gleichzeitig aber zu hoch oder pseudointellektuell daherzukommen.

Wirklich neues wird einem eigentlich kaum geboten, ein jeder der sich schon einmal mit der Thematik Gott und Glauben auseinandergesetzt hatte, dürfte die meisten Argumente und Erörterungen so oder zumindest aber so ähnlich schon mal gehört haben.

Trotzdem ist der Film, der auf wahren Begebenheiten passieren soll, sehenswert. Allein schon die Grundidee - dass eine Gruppe von Menschen, die unmenschliche und grausame Dinge durchlitten hat, von denen etwa die Hälfte bald tot sein wird, ohne zu wissen wen es treffen wird, über Gott und die Menschen philosophiert, die einen wütend, die anderen verzweifelt oder resigniert, während andere wie von Sinnen versuchen den Wille Gottes hinter all dem Gräuel zu deuten, bis hin zur Möglichkeit, dass Hitler eventuell das Werkzeug Gottes ist - fesselt.

"God On Trial" ist zudem eindeutig zu gute zu halten, dass der Film nicht in Kitsch untergeht, die großen Monologe fallen dankenswerterweise durch die Bank erfrischend unpathetisch aus und auch die Musik hält sich im Hintergrund. Ein weiteres Plus stellen die Darsteller dar, die durch die Bank gute bis ausgezeichnete Leistungen bringen, auch wenn die Performances hin und wieder drohen ins theaterhafte abzurutschen, was aber nur selten vorkommt. Und auch die geniale Schlussszene, in der die beiden parallel laufenden Handlungsstränge verworren werden, bleibt in Erinnerung.

God on Trial Bild 1
God on Trial Bild 2
God on Trial Bild 3
God on Trial Bild 4
FAZIT:

Eine Gruppe von KZ-Häftlingen führt, den Tod vor Augen, einen Prozess gegen Gott. Streckenweise etwas theaterhaft anmutendes Kopfkino, dass einen jetzt zwar nicht unbedingt die Augen öffnet aber einen doch nachdenklich macht, streckenweise sogar berührt und einlädt wieder einmal über Gott oder zumindest Menschsein, freier Wille, das Böse, ... nachzudenken.

WERTUNG: 7 von 10 Tickets
TEXT © Gerti
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