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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE

Ist "The Fighter" der beste Box-Film seit der Jahrtausendwende?

Wenn sich die Gegner im Ring umtänzeln, jeder Muskel angespannt und die Fäuste zum Zuschlagen bereit, halten die Zuschauer auch im Kino den Atem an. Box-Filme sind seit jeher populär.

Den Anfang machte 1931 der Klassiker „The Champ“, der im Jahr darauf gleich zwei Oscars abräumte. Ausgezeichnet wurden Hauptdarsteller Wallace Beery, der sich den Oscar allerdings mit Fredric March teilen musste, und Drehbuchautorin Frances Marion. Erzählt wurde die Geschichte von „Champ“ Andy Purcell, der seine einstigen Erfolge im Schwergewicht im Alkohol ersäuft. Andys Liebe gehört seinem Sohn Dink. Doch als Andy seiner Ex-Frau und Dinks Mutter begegnet, die ihm den Sohn nach der Scheidung überlassen hatte, stellt er sein Leben in Frage und versucht seinen Weg in den Boxring und ein geordnetes Leben zurück zu finden.

Boxer als Underdogs, die im Ring um Anerkennung, Liebe und Lebenszweck kämpfen, sind seitdem als Filmthema zum Dauerbrenner geworden. Auch im echten Leben sind die größten Kämpfe Zuschauermagneten. Wenn die Gegner um jeden Vorteil kämpfen, in die Knie gezwungen werden und sich mit letzter Kraft aufrappeln, um nicht ausgezählt zu werden, fiebern die Fans mit, was sich auch bei den online Sportwetten bemerkbar macht. Namen wie Muhammad Ali und Jake LaMotta sind noch Jahrzehnte nach ihrem letzten Kampf Millionen von Menschen ein Begriff.

Kaum ein anderer Boxer kann es allerdings an Berühmtheit mit dem von Sylvester Stallone erfundenen Rocky aufnehmen. Als der unbekannte Drehbuchschreiber und Autor Stallone 1976 mit seinem ersten Film in die Kinos kam, wurde der für Hollywood-Verhältnisse billige Film zu einem Volltreffer bei den Fans. Die Geschichte von No-Name Rocky, der als Publicitystunt für einen Kampf gegen den amtierenden Weltmeister Apollo Creed antreten darf, schlug weltweit die Massen in den Bann. Das lag auch an der Intensität, mit der Einzelkämpfer Rocky sich auf den Kampf vorbereitet und dabei lernen muss, dass er mehr zu verlieren hat, als nur die Runden im Ring. Selbst heute, 43 Jahre nach dem ersten „Rocky“-Film, ist die Serie erfolgreich, auch wenn Stallone in den jüngsten Fortsetzungen als Rocky inzwischen den Sohn seines einstigen Rivalen Creed trainiert.

Der Originalfilm wurde 1977 mit drei Oscars für den besten Film, den besten Regisseur und den besten Filmschnitt ausgezeichnet.

Als Oscar-Material erwies sich auch „The Fighter“, der 2010 in die Kinos kam und unter etlichen Fans als bester neuer Box-Film seit der Jahrtausendwende gilt. Regisseur David O. Russell sicherte sich mit seinem auf einer wahren Geschichte beruhenden Epos einen Platz in der Filmgeschichte. „The Fighter“ ist Hauptdarsteller und Pdouzent Mark Wahlberg als Boxer Micky, der von seinem einst kurzfristig erfolgreichen, aber nun in die Drogensucht abgerutschten Halbbruder Dicky (Christian Bale) trainiert wird.

Micky ist die finanzielle Stütze der Familie, spielt aber stets nur die zweite Geige im Vergleich zu seinem Halbbruder. Christian Bale und Melissa Leo, die als mit Pfannen um sich werfende und von einem Comeback für ihren Lieblingssohn träumende Mutter eine Glanzrolle hatte, wurden bei den Oscars als beste Nebendarsteller ausgezeichnet. Nominiert war „The Fighter“ zudem für fünf weitere Oscars, darunter für Amy Adams, die als Mickys Freundin vergeblich versucht, ihn vor seiner Familie zu retten, die im Endeffekt seine Karriere sabotiert.

Die Kombination aus Siegeswillen und selbstzerstörerischen Tendenzen machten schon 1980 die Verfilmung von Jake LaMottas Leben zum Hit. Mit „Raging Bull – Wie ein wilder Stier“ wurde Hauptdarsteller Robert de Niro endgültig zum Superstar. Martin Scorseses Meisterwerk gilt als einer der besten Filme der 80er Jahre. LaMotta selbst, der es durch seine Brutalität, aber auch Nehmerqualitäten bis zum Weltmeistertitel gebracht hatte, fungierte als Berater für den Film.

Muhammad Alis Lebensgeschichte von seinen Anfängen unter dem Namen Cassius Clay, über den WM-Gewinn gegen Sonny Liston 1964 bis zu dem als „Rumble in the Jungle“ in die Sportgeschichte eingegangenen Kampf gegen George Foreman zehn Jahre später wurde 2001 mit Will Smith verfilmt. Smith wurde für seine Darstellung mit einer Oscar-Nominierung belohnt.

Ausnahmsweise nicht auf einer wahren Geschichte beruhte „Million Dollar Baby“, mit Hillary Swank als von Clint Eastwood trainierter Kellnerin Maggie, die sich von dem alternden Startrainer Frankie die Erfüllung ihrer Boxträume erhofft. Zwischen den beiden entsteht eine Art Vater-Tochter-Beziehung, und für einige Zeit sieht es so aus, als würde es für beide glücklich enden – bis ein Manöver im Ring Maggie schwer verletzt ... Der sich von einem herkömmlichen Box-Film zu einem Drama um Leben und Tod wandelnde Film wurde mit Oscars für Hillary Swank und Nebendarsteller Morgan Freeman sowie als bester Film und die beste Regie durch Clint Eastwood ausgezeichnet.

Schauspieler, die Boxer darstellen, gibt es vor allem in Hollywood viele. Den umgekehrten Weg hat Mickey Rourke hinter sich. Der einstige Amateurboxer, der 1991 ein Comeback im Ring versucht hatte, streift noch immer von Zeit zu Zeit die Boxhandschuhe über. Vor fünf Jahren, im Alter von 62 Jahren, nahm er es in Moskau mit dem 29 Jahre alten Profiboxer Elliot Seymour auf. Seymour gab in der zweiten Runde auf.

Auch mit der Darstellung von Kämpfern ist Rourke erfolgreich. Er erhielt 2008 für seine Rolle als abgehalfterter Ringer in „The Wrestler“ eine Oscar-Nominierung.

Box-Legende Max Schmeling erhielt 2010 seinen eigenen Film, mit Til Schweiger in der Titelrolle. Kritik und Publikum waren von „Max Schmeling – eine deutsche Legende“ allerdings wenig beeindruckt. Der Zeit seines Wirkens stets wild umstrittene Regisseur Uwe Boll ist übrigens selbst Amateur-Boxer, der mit seinen Kritikern schon mal in den Ring steigt.

Der zweimalige Schwergewichts-Weltmeister Schmeling, der in 70 Kämpfen nur zehn Niederlagen einstecken musste, holte den Titel 1930 und 1932. Sein spektakulärer Sieg 1936 gegen den „schwarzen Bomber“ Joe Louis gilt noch immer als einer der zehn größten Boxkämpfe aller Zeiten. Sein Interesse am Boxen wurde übrigens 1921 angeblich durch einen Boxfilm geweckt.

Die Liebe zur Leinwand blieb ihm nicht nur durch seine Ehe mit Schauspielerin Anny Ondra erhalten. In „Liebe im Ring“ von 1930 stand Schmeling sogar in der Hauptrolle als aufstrebender Boxer, der sich in die falsche Frau verliebt und dadurch fast seine Karriere zerstört, vor der Kamera. 1953 hatte er in der Heinz-Rühmann-Komödie „Keine Angst vor großen Tieren“ einen kurzen Auftritt.

Von „The Champ“ über „Rocky“ bis zu „The Fighter“ hat es für Boxer auf der Leinwand fast immer zum Sieg an den Kinokassen gereicht.

Ein Gastbeitrag von Otis Wagner.

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